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Sri Lanka: Christentum in Schulbüchern diffamiert 7. August 2010

Filed under: Christenverfolgung — Knecht Christi @ 00:33

Das Erziehungsministerium des buddhistisch geprägten Inselstaates Sri Lanka hat Anfang des Jahres neue Schulbücher für den Geschichts- und Geografieunterricht herausgegeben. Katholische Schulleiter und Lehrer beklagten, dass darin Christen als Zerstörer der singhalesischen Kultur dargestellt würden. Vor allem würden die Katholische Kirche, der Papst und katholische Christen diffamiert. Im Abschnitt „religiöse Erneuerung“ wird das Christentum als Hindernis für andere Religionen dargestellt und katholische Bildungseinrichtungen als Weg zur Verbreitung des römisch-katholischen Glaubens in Sri Lanka angesehen. Am 24. Juni traf sich der Erzbischof von Colombo, Monsignore Malcolm Ranjit, mit Erziehungsminister Bandula Gunawerdena, um dieses Thema zu diskutieren. Der Erzbischof bat den Minister dringend, die Publikation der Texte zu überprüfen und schlug eine Durchsicht durch ein interkonfessionelles Komitee vor. Der Minister versicherte dem Erzbischof eine Durchsicht der Bücher und die Beseitigung der Irrtümer. Obwohl die Regierung von Präsident Rajapakse den Ruf hat, aus buddhistischen Hardlinern zu bestehen, blieb sie hinsichtlich einer Beschränkung religiöser Freiheiten in den vergangenen vier bis fünf Jahren in Sri Lanka verhalten. Noch ist kein Anti-Bekehrungsgesetz vom Parlament verabschiedet worden. Dennoch müs-sen Christen mit Verfolgung seitens der Regierung, der Gesellschaft sowie durch buddhistische bzw. hinduistische Extremisten rechnen.

Christenverfolgung in Sri Lanka


{Einwohner: 20,7 Millionen – Fläche: 65 610 qkm (etwas kleiner als Bayern) – Religionen: Buddhisten: 68,4% – Hindus: 11,3% – Christen: 9.4% (darunter 1,4 Millionen Katholiken) – Muslime: 9% – Sonstige: 1,9%}

Die Sicherheitslage im Land verschlechterte sich im Verlauf der Jahre 2006 und 2007, während die Bürgerunruhen im Norden und Osten immer schlimmer wurden. Spannungen und Zusammenstöße zwischen den separatistischen Tamil Tigers (Liberation Tigers of Tamil Eelam – LTTE) und den Regierungskräften erreichten einen Höhepunkt, als die Regierung den Waffenstillstand von 2002 offiziell aufkündigte und zahlreiche Attacken und Selbstmordanschläge gegen Zivilisten im Süden des Landes und der Hauptstadt verübt wurden. Seit 1983 starben durch den Bürgerkrieg 70 000 Menschen, davon 5000 allein im Jahr 2007.

Katholische Kirche ist Anklägerin der Menschenrechtsverletzungen: Sri Lankas Verfassung gewährt dem Buddhismus den “vordersten Rang” im Land, sichert aber allen Glaubensrichtungen das Recht auf Religionsfreiheit und freie Religionsausübung zu. In der Praxis jedoch wird besonders die christliche Minderheit des Landes zum Ziel von Attacken durch buddhistische Fundamentalisten und Nationalisten. In den vergangenen zwei Jahren wurde die Gemeinschaft der Christen mehrfach angegriffen. Gleichzeitig spielt die katholische Kirche des Landes eine führende Rolle als Anklägerin der vielen Menschenrechtsverletzungen durch beide an dem Bürgerkrieg beteiligte Seiten und arbeitet auf eine diplomatische Lösung des 25 Jahre währenden Konfliktes hin. Die dramatische politische Situation hat verhindert, dass zwei im Jahr 2004 vorgelegte Anti-Konversions-Gesetze im Parlament diskutiert wurden; allerdings sind diese nicht vom Tisch. Beide Gesetzentwürfe sollen vermeintliches christliches “Proselytentum” eindämmen, indem sie sowohl die Konvertiten als auch jeden, der den Glaubensübertritt “ermöglicht”, bestrafen.

Gesetz zum Schutz der Religionsfreiheit: Nach der Billigung durch das Kabinett wurde das “Gesetz zum Schutz der Religionsfreiheit” (Act for the Protection of Religious Freedom) in den Amtlichen Regierungsmitteilungen veröffentlicht, muss aber im Parlament noch durch die erste Lesung. Dementsprechend ist das Vergehen, “jemanden von einer anderen Religion überzeugen zu wollen oder bei seiner Konversion behilflich zu sein, sei es direkt oder indirekt”, mit bis zu sieben Jahren Haft und einer hohen Geldbuße zu bestrafen. Der Gesetzentwurf sieht auch ein unabhängiges Rechtssystem unter Vorsitz buddhistischer Mönche vor, die so genannten Sanghadhikarana – buddhistische Gerichte, die über Eingaben der Dorfbewohner befinden dürfen, ohne dass Polizei oder staatliche Gerichte hinzugezogen werden. Noch etwas weiter vorangekommen ist leider das “Gesetz zur Verhinderung von Zwangskonvertierung” (Prohibition of Forcible Conversion of Religion), das im Juli 2004 von der Jathika Hela Urumaya (JHU) vorgelegt wurde, einer nationalistischen Partei buddhistischer Mönche, die mit der Regierung zusammenarbeitet. Danach müsste jeder Konvertierungswillige die örtlichen Behörden innerhalb eines festgesetzten Zeitraums über sein Vorhaben informieren.

Haftstrafen und Geldbußen: Des Weiteren ist dort festgehalten: “Niemand darf eine Person zwangsweise oder durch Täuschung zu einer anderen Religion bekehren oder zu bekehren versuchen”. Wer dieses Gesetz bricht, dem drohen fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 1.500 US-Dollar. Die Strafe kann sich auf sieben Jahre und 5.000 US-Dollar erhöhen, wenn die Konvertiten zur sogenannten Kategorie “Schedule 1” zählen und damit als am stärksten durch Zwangskonvertierung bedroht gelten: Frauen, Kinder, Gefängnisinsassen, körperlich oder geistig Behinderte, Schüler, Krankenhauspatienten, Flüchtlinge, Angehörige der Streitkräfte und der Polizei. Bischof Joseph Vianney Fernando von Kandy, der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von Sri Lanka, erklärt, wie das Land in diese schwierige Lage geraten konnte: “In den letzten zwanzig Jahren haben fundamentalistische Christen die Armut und die Bedürfnisse der Menschen ausgenutzt, um ihre Konvertierung aggressiv voranzutreiben. Dieses Verhalten hat die buddhistische Bevölkerungsmehrheit sehr aufgebracht, war jedoch auch für die katholische Kirche ein Grund zur Sorge, da die Katholiken davon am stärksten betroffen waren”.

Hindus und Muslime keiner Gewalt ausgesetzt: In den Augen der buddhistischen Nationalisten tragen die Christen die Schuld daran, dass die “Jahrhunderte währende Harmonie im Land” zerstört wurde. Bei ihren Angriffen auf die Christen unterscheiden sie nicht zwischen katholischen, protestantischen und evangelikalen Gruppierungen. Hindus und Muslime sind keiner Gewalt ausgesetzt, da sie auf Sri Lanka traditionell nicht missionieren – ein weiteres “Vergehen”, das den Christen vorgeworfen wird. Tatsächlich ist die Unnachgiebigkeit der buddhistischen Mönche dem allmählichen Abstieg des Buddhismus im ländlichen Bereich und der Zunahme christlicher Gemeinden geschuldet. Manche ermordete und vermisste Priester sind im Kontext des fortwährenden Bürgerkrieges zu sehen, der in der gesamten Bevölkerung unschuldige Opfer fordert. Katholische Führer haben bereits mehrmals an den Vatikan appelliert, Druck auf die srilankische Regierung auszuüben, damit diese die Menschenrechte und die Religionsfreiheit respektiert und Jaffna aus seinem derzeitigen Zustand als Freiluftgefängnis “entlässt”, der auf die von der Regierung verhängte Straßensperrung zurückgeht.

Langjähriger Bürgerkrieg: Anlässlich des Vatikanbesuchs von Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse am 20. April 2007 verfasste die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (JPC) der Diözese Jaffna ein Schreiben an den Papst, um diesen über einige Probleme des Landes “zu informieren und seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken”. Darin forderte die Kommission die Wiederöffnung von Highway A9, gegebenenfalls “unter der Kontrolle eines internationalen Monitoring-Teams”, da diese Straße die einzige Verbindung zwischen Jaffna und dem Rest der Insel darstellt und den einzigen Zugang für jegliche humanitäre Hilfe; außerdem appellierte sie dringend, “Beobachter der UNHCR” ins Land zu schicken, um “die vielen Fälle von Verschwundenen zu untersuchen”, für die niemand zur Rechenschaft gezogen wird. Allein im Jahr 2006 verschwanden rund 583 Menschen. Der Papst wiederum verurteilte zwischen Mitte 2006 und Ende 2007 vier Mal öffentlich den Krieg zwischen der Armee und den tamilischen Rebellen und forderte eine diplomatische Lösung.

September 2007: Am 26. September 2007 kam Pater Nicholaspilai Packiyaranjith ums Leben, als auf dem Weg zu dem Flüchtlingslager und einem Waisenhaus in Vidathalvu, wohin er Essen und anderen Bedarf des täglichen Lebens transportieren wollte, eine Mine unter seinem Auto explodierte. Der in Jaffna geborene 40-jährige Priester war als Koordinator für den Jesuit Refugee Service (JRS) im Distrikt Mannar tätig. Niemand übernahm die Verantwortung für den Angriff; stattdessen beschuldigten sich Armee und Rebellen gegenseitig.

Oktober 2007: Mitte Oktober 2007 konnten die rund 300 katholischen Familien der Rosa-Mystica-Kirche in der Gemeinde Kotugoda in Crooswatta, nördlich von Colombo, aus Angst vor Gewalt durch buddhistische Mönche und Extremisten nicht zur Messe und zum Katechismusunterricht gehen. Der 2003 begonnene Kirchenbau war im Februar 2007 in die letzte Phase gegangen. Am 28. September, als die Dacharbeiten begannen, drohte Abt Uddammita vom nahegelegenen buddhistischen Tempel gemeinsam mit anderen Extremisten dem bischöflichen Vikar der Diözese Nördliches Colombo: “Wenn der Bau fertiggestellt wird, könnt ihr tags darauf zehn bis fünfzehn Tote beklagen”, so die Online-Nachrichten von Tamilnet. Als der örtliche Priester Pater Susith Silva Anklage erhob, verordnete der Richter einen einstweiligen Baustopp, während er beide Seiten dazu aufrief, den Disput friedlich beizulegen. Die Gemeinde gehorchte der Anordnung, doch die Probleme hörten dadurch nicht auf. Am 6. Oktober unterbrach die Polizei die Messe und befahl dem Priester, der den Gottesdienst feierte, aufzuhören. Etwa 300 katholische Familien, überwiegend Bauern, leben in der Gegend; sie können sich keine wöchentliche Taxifahrt zur Kilometer entfernten nächstgelegenen Kirche leisten. Sie beantragten daher bei Gericht die Genehmigung von Messe, Katechismusunterricht und anderen religiösen Aktivitäten und hofften, dass das allgemeinere Problem des Kirchenbaus später gelöst werden könnte. Doch die Buddhisten protestierten, dies stelle eine Beleidigung für die 348 buddhistischen Familien der Umgebung dar. Der Buddhistenführer Uddammita erklärte: “Die meisten Menschen hier sind Buddhisten, und sie wollen hier keine Kirche. Die Katholiken können die zwei oder drei anderen Kirchen in der Gegend besuchen. Wir werden nicht zulassen, dass sie diese Kirche fertigstellen. Wenn sie wieder damit anfangen, wird sich das ganze Dorf erheben”.

Dezember 2007: Bischof Thomas Savundaranayagam aus Jaffna warf der Polizei vor, nicht genügend zu tun für die Aufklärung des Falles von Pater Nihal Jim Brown und seines Assistenten, des fünffachen Familienvaters Wenceslaus Vinces Vimalathas. Beide zählen zu den vielen “Verschwundenen” in Sri Lanka. Sie wurden zuletzt am 20. August 2006 gesehen, als sie mit einem Motorrad den Checkpoint Allaipiddy in einem von der Armee kontrollierten Gebiet passierten; zu dieser Zeit fanden dort Kämpfe zwischen den Sicherheitskräften und den Guerillas der LTTE statt.
Februar 2008: Zwei Männer erschossen den protestantischen Pastor Neil Edirisinghe und verletzten seine Frau Shiromi dabei schwer. Ihr zweijähriger Sohn wurde nur leicht verwundet, erlitt aber einen schweren Schock. Es war ein Auftragsmord, veranlasst von einem buddhistischen Nationalisten, der über den Dienst von Pastor Edirisinghe verärgert war.
April 2008: Der katholische Priester M. Karunaratnam wurde bei einem Bombenanschlag auf sein Auto getötet, als er von der Sonntagsmesse zurückkam. Er war der Gründer der Menschenrechtsorganisation NESoHR (North East Secretariat on Human Rights), die sich um die Rechte der Tamilen im Nordosten Sri Lankas kümmert.
Mai 2008: Bei den schwersten Kämpfen zwischen den Regierungstruppen und den Tamil-Rebellen seit anderthalb Jahren wurde der Marienwallfahrtsort “Unsere Liebe Frau von Madhu” schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Kämpfe fanden direkt neben der Kirche statt, die zeitweise sogar von den Tamil-Rebellen eingenommen wurde. Die Kirche wurde bei den Kämpfen schwer beschädigt. Die dort verehrte Marienstatue war rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden. Bischof Rayappu Joseph von Mannar hatte vergeblich um Schonung des Heiligtums gebeten.

 

1 Responses to “Sri Lanka: Christentum in Schulbüchern diffamiert”

  1. Bazillus Says:

    Moral von der Geschicht: Nicht nur der Islam verfolgt Christen.


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