kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Drogen, Prostituierten und Islamisten 12. November 2010

Filed under: Islamischer Terror — Knecht Christi @ 06:35

Unter den Augen europäischer Politiker ist der Balkan zur Drehscheibe des organisierten Verbrechens geworden – und zum Einfallstor der islamistischen Fanatiker nach Europa.

 

Eine von vielen Hausdurchsuchungen Mitte September in Brüssel. Neben Einkaufslisten für Chemikalien findet die Polizei eine Adresse im Stadtteil Lemonnier und zwei Namen: Nizar Trabelsi und Abdelhrim El Hadouti. Die beiden Marokkaner werden verhaftet. Ihr Sprengstoff hätte für ein spektakuläres Attentat gereicht. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Denn Trabelsi gehört zu den islamischen Mudschahedin, die der Bosnienkrieg nach Europa brachte, und stand auch mit dem im Juni in Dubai verhafteten Dschamel Begal in Verbindung. Und Begal gehört zu Osama Bin Ladens Terrororganisation Al-Kaida.

Überall in Europa hat es seit den Attentaten in Amerika Verhaftungen gegeben. Der deutsche Generalbundesanwalt Kay Nehm befürchtet etwa dreißig terroristische Schläferzellen allein in der Bundesrepublik. Was der oberste Strafverfolger nicht sagt: Die wirklichen Schlafmützen sitzen in der Politik. Sie haben das Menetekel eines islamischen Terrorismus nie ernst genommen. Es wäre ein Leichtes gewesen, erinnert sich ein hoher deutscher Polizeioffizier an seine Zeit beim internationalen Polizeikorps in Bosnien und im Kosovo, „die jetzt in Europa abgetauchten Afghanistan-Veteranen wie Trabelsi schon vor Jahren auf dem Balkan abzufangen”.

Fundamentalistische Zellen: Stattdessen ist die Region unter den Augen der westlichen Schutzmächte zur wichtigsten Drehscheibe des organisierten Verbrechens in Europa geworden: für Drogen, Waffen, Prostituierte und schmutziges Geld. Der Balkan fungiert als europäischer Brückenkopf für illegale Immigranten aus Asien und ist zum Sprungbrett der islamistischen Kämpfer in die Europäische Union geworden. Afghanistan-Veteranen haben in Bosnien, im Kosovo und mit der albanischen Guerilla in Mazedonien gekämpft. Der Iran und eine Reihe von Organisationen aus dem Umfeld von Al-Kaida haben in Bosnien und Albanien ein kulturelles, finanzielles und ökonomisches Geflecht gewoben. Immer wieder sind italienische Fahnder bei der Jagd auf das organisierte Verbrechen aus dem Kosovo und Albanien auf Kontakte mit fundamentalistischen Zellen auf dem Balkan gestoßen.

“Kreuzfahrten” nennen die Menschenhändler in Islamabad zynisch ihr Geschäft. Afghanen, Pakistaner, Bangladeschi sind die ersten Passagiere der rostigen Schiffe. Auf dem Weg in den Nahen Osten werden immer neue Nationalitäten aufgesammelt. Im Völkergemisch, das bis zum Start der letzten Etappe nach Europa in der Altstadt von Istanbul untertaucht, finden sich Nigerianer und Somalier, Sudanesen und Jemeniten, Ägypter und Kurden, Iraner und Iraker. Nicht alle illegalen Reisenden sind auf dem Weg zu einem besseren Leben in Europa. Am Busbahnhof in Richtung Balkan am Stadtrand von Istanbul versammeln sich immer wieder kleine Gruppen von Männern mit harten Gesichtern. Sie haben eigene Schlepper, die sie nach Skopje bringen, von wo es nicht mehr weit ist in das Kosovo und nach Zenica in Zentralbosnien. Dort werden sie auf ihren Einsatz in Westeuropa vorbereitet. Danach garantiert die albanische Mafia den Transport über die Adria nach Italien.

Europäischen Terrorfahndern ist Zenica seit Jahren ein Dorn im Auge. Wo immer sie auf islamische Extremisten stoßen: Früher oder später führen die Spuren in die hässliche kleine Stadt. Islamische Fanatiker, die mit irischen Terroristen und der baskischen ETA gesehen wurden, kamen über Zenica. Auch die Leute um Nizar Tarbelsi hatten Kontakte zu Zenica.

Alles begann mit dem gegen das ehemalige Jugoslawien verhängten UN-Waffenembargo. Gegen die militärische Übermacht der Serben erhielt Zagreb, zum Ärger der Europäer, Hilfe aus Washington. In Sarajevo machten die muslimischen Glaubensbrüder ihre Aufwartung, koordiniert vom Geheimdienst Vevak der iranischen Mullahs. Sie boten neben Waffen auch “arbeitslose” Gotteskrieger aus Afghanistan an.

Anfang 1993 wurden zwei Männer beim Betreten der bosnischen Botschaft in Wien identifiziert: der saudische Millionär Osama Bin Laden und der Tunesier Adouni Mehrez. Die Behauptung der Amerikaner, Bin Laden habe in Wien einen bosnischen Pass erhalten, wurde in Sarajevo dementiert. Europa glaubte den Bosniern. Fünf Jahre später fand sich Mehrez unter den Organisatoren der Attentate auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania. Als er in der Türkei verhaftet wurde, fand man einen bosnischen Pass. Europol findet auch immer mehr Hinweise für die bosnische Staatsbürgerschaft Bin Ladens.

Um das Waffenembargo gegen Bosnien zu umgehen – erneut gegen den Willen der Europäer -, riskierten die Vereinigten Staaten einen gefährlichen Alleingang. Präsident Bill Clinton wies am 27. April 1994 seinen Botschafter in Zagreb, Peter Galbraith, an, die kroatische Mittlerrolle bei iranischen Waffenlieferungen an Bosniens Muslime nicht zu behindern. Washington verlangte nur eine Kontrolle der gelieferten Waffen. Zusammen mit den Waffen kamen iranische Revolutionswächter und Afghanistan-Veteranen, die in das siebte bosnische Armeebataillon integriert wurden. Rekrutiert und finanziert wurden die 3500 Kämpfer über ein Büro in der bulgarischen Hauptstadt Sofia, das im Auftrag von Osama Bin Laden vom Ägypter Ayman Al-Zawahiri geleitet wurde. Al-Zawahiri war 1998 an den Anschlägen auf die US-Botschaften in Afrika beteiligt und wird auch im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September gesucht. In Ägypten wird er mit verantwortlich gemacht für den Mord an Präsident Anwar Al-Sadat im Oktober 1981. Er findet sich oft an der Seite Bin Ladens und gilt als Stratege in dessen Al-Kaida. In Bosnien hatte Al-Kaida sich ein Sprungbrett nach Europa geschaffen. In Albanien ging es weiter.

Präsident Sali Berisha suchte einen Partner für seinen Plan eines islamischen Groß-Albanien. Teherans Geheimdienst brachte eine erste iranische Bank nach Tirana. Bashkim Gazidede, vormals Chef des kommunistischen Geheimdienstes Shik, wurde Berishas Islam-Koordinator. Und während der Präsident sich 1994 in den USA als Demokrat darstellte, organisierte sein Vertrauter Gazidede zusammen mit Osama Bin Laden die ersten Trainingskurse für die albanische UCK-Guerilla im Kosovo. Aggressive Missionierung Washington war alarmiert. Obwohl das State Department die UCK als terroristische Organisation einstufte und Roms oberster Mafiajäger Pier Luigi Vigna vor Verbindungen der UCK zur albanischen organisierten Kriminalität und zur sizilianischen Mafia warnte, konnten die Exil-Kosovaren von der Schweiz und der Bundesrepublik aus ungestört den Krieg in der serbischen Provinz vorbereiten. Saudi-Arabien koordinierte die Hilfe der islamischen Welt über den kroatischen Hafen Ploce. Hier landete auch die sudanesische Organisation Third World – Relief Agency (TWRA) ihre Hilfsgüter an. Von Anfang an kombinierte die “humanitäre” Organisation ihre Hilfe für die säkularen Bosnier mit aggressiver islamischer Missionierung. Die TWRA gehört zum Netz von Osama Bin Laden.

Im Sommer 1996 brachen in Albanien schwere Unruhen aus. Eine von Italien geführte Friedenstruppe marschierte ein. Nach der Wahlniederlage von Sali Berisha war die albanische Operation von Osama Bin Laden in Gefahr. Ein Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Tirana wurde in letzter Minute vereitelt. Vier Mitglieder von Al-Kaida wurden verhaftet. Für Washington war der Moment der Entscheidung gekommen. Anfang Juli 1998 erklärte US-Sonderbotschafter Richard Holbrook die bisher als Terrororganisation eingestufte UCK zur Armee von Freiheitskämpfern. Bedingung: Die UCK musste Kontakte zu Bin Laden und seinem Netz abbrechen. Einen Monat später, am 7. August 1998, antwortete Al-Kaida mit Bomben auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam. Zehn Monate später führte die Nato für die UCK den entscheidenden Krieg gegen Serbien.

Was in den letzten Jahren bestritten wurde, ist seit dem 11. September Gewißheit: Die westlichen Einsätze auf dem Balkan mögen die serbische Aggression gestoppt haben; sie haben gleichzeitig den Islamisten die Südostflanke Europas geöffnet. Die Verhaftungen der letzten Wochen beweisen, daß die Gotteskrieger in Europa über ein dichtes Netz von Zellen und ausgeklügelte Finanzstrukturen verfügen: Der Virus des islamischen Terrors ist im Kreislauf der europäischen Gesellschaften angelangt. Und niemand hat ein Rezept, wie dieser neuen Gefahr nachhaltig begegnet werden kann. {Quelle: Weltwoche Ausgabe 39/01}

 

Hinterlasse einen Kommentar