Marokko: Marokkanische Christen stellen Hausgemeindetreffen vorerst ein. Marokko hat acht weitere ausländische Christen des Landes verwiesen. Damit erhöht sich die Zahl der seit März dieses Jahres abgeschobenen Christen auf 128.
Das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors beobachtet mit Sorge die seit Monaten andauernde landesweite „Säuberungskampagne“ gegen ausländische Christen, denen „Proselyten machen“ vorgeworfen wird. Der Begriff wird weithin so verstanden, dass Menschen bestochen werden, damit sie ihren Glauben wechseln. Die Ausgewiesenen aus Frankreich, Ägypten, Libanon, der Schweiz, Nigeria und Spanien lebten teilweise seit über zehn Jahren in Marokko und haben als Geschäftsleute, Erzieher, Sozialarbeiter oder Entwicklungshelfer gearbeitet. Darunter sind auch zwei Frauen, die mit marokkanischen Christen verheiratet sind. Nach Informationen von Compass Direct wurden die Personen am 25. Juni auf Polizeiwachen einbestellt und angewiesen, binnen 48 Stunden das Land wegen „Gefährdung der öffentlichen Ordnung“ zu verlassen. Beweise über angebliche Bekehrungsaktivitäten wurden ihnen nicht vorgelegt. Die bislang tolerante Haltung des Königreichs Marokko gegenüber Christen hat sich seit Jahresbeginn verändert, beobachtet Open Doors. Konservative Muslime kritisieren ein mangelhaftes islamisches Profil des Landes. Das nordafrikanische Land belegt auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors Platz 37 in der Liste der 50 Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. (Foto: eine evangelische Kirche in Meknes)
US-Bürger dürfen bleiben: Der marokkanische Botschafter in den USA, Aziz Mekouar, verteidigte die Ausweisungen. In einem Brief vom 17. Juni an die Menschenrechtskommission erklärte er, die Maßnahmen würden „einzig und allein auf Bekehrungsaktivitäten abzielen“. Mission unter Muslimen sei in Marokko gesetzeswidrig und damit verboten. Nachdem eine Woche danach zehn US-Bürger ihre Ausweisungsbescheide erhalten haben, wurden diese binnen 24 Stunden wieder zurückgezogen. Nach der Ausweisung von 58 US-Bürgern in den vergangenen vier Monaten kam es Mitte Juni zu einer Anhörung vor dem US-Kongress.
Einheimische Gläubige eingeschüchtert: Nach Open Doors-Informationen schüchtert die Polizei auch einheimische Christen ein. Schätzungsweise 1.000 marokkanische Christen muslimischer Herkunft leben in Marokko. 99 Prozent der 32 Millionen Einwohner sind Muslime. Die Konvertiten aus dem Islam treffen sich in Hausgemeinden. Einige Hausgruppen haben aufgrund des Vorgehens der Beamten gegen Christen ihre Treffen vorerst eingestellt. Damit sollen Hausdurchsuchungen vermieden werden. Regelmäßig werden Hausgemeindepastoren und -mitglieder von der Geheimpolizei zu Verhören einbestellt. Einige einheimische Christen wurden von der Polizei festgenommen, geschlagen und unter Druck gesetzt, Informationen über Ausländer preiszugeben. Beobachter gehen davon aus, dass die Beamten mit den Ausweisungen auch Druck auf die wachsende marokkanische Gemeinde ausüben wollen. 7000 hohe islamische Würdenträger hatten im April die Abschiebungen unterstützt. In einer unterzeichneten Erklärung bezeichneten sie die Arbeit der ausländischen Christen in Marokko als „Schändung der Moral“ und „religiösen Terrorismus“, berichtet Compass Direct (Foto: muslimische Schüler).