Der wegen seiner liberalen Auslegung des Korans von konservativen Muslimen angefeindete Gelehrte Dr. Nasr Hamed Abu Seid ist gestorben.
Der Uni-Professor Dr. Abu Seid wurde 1943 in Tanta (Bundesland Gharbya – nördlich von Kairo) geboren. Der 66-jährige Abu Seid erlag am Montag einer Hirnentzündung, wie das behandelnde Krankenhaus in Kairo mitteilte. Dr. Abu Seid wurde 1995 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als konservative muslimische Juristen Klage gegen den liberalen Universitätsprofessor einreichten. Sie werteten seine zeitgemäße Interpretation des Korans als Angriff auf den Islam und forderten, Abu Seid müsse von seiner Frau geschieden werden.
Nachdem ein Gericht die Zwangsscheidung angeordnet hatte, floh das Paar ins Ausland, auch aus Angst vor Angriffen von muslimischen Fundamentalisten. Später legte Abu Seid Berufung gegen das Urteil ein und bekam schließlich recht. Den Grossteil seiner Zeit verbrachte er in den vergangenen 15 Jahren in den Niederlanden und lehrte an der Leidener Universität. Abu Seid wurde 1943 in einem Dorf nördlich von Kairo geboren und lehrte ab 1982 als Doktor der Islamwissenschaften an der Universität von Kairo. Anstatt der traditionellen Methode, den Koran wortwörtlich zu interpretieren, nutzte Abu Seid zeitgemäße Methoden wie Linguistik. Seine Schriften erzürnten Fundamentalisten, die dem Gelehrten vorwarfen, den göttlichen Ursprung des Korans in Zweifel zu ziehen.
Dr. Abu Seid wurde den Verfall vom Islam beschuldigt. Daher musste er erstmals von seiner Frau Dr. Ibtehal Younis, Professorin der französischen Literatur, geschieden werden. Beide aber boten den fundamentalistischen Scheichs von Alazhar die Stirn und hielten sich die Treue. Als der Druck massiver wurde, mussten sie nach Holland flüchten, wo sie beide weiter machten, was sie begonnen haben, weil sie davon überzeugt waren. Dr. Abu Seid bekämpfte die Islamisierung Ägyptens, indem er das Lehrsystem kritisierte. In den Lehrbüchern wird die Geschichte geheiligt und für unfehlbar gelehrt, anstatt sie zu analysieren und zu kritisieren. Dieses Heiligen wird durch das Tabuisieren der Scheichs bewiesen, dass ein Darsteller einen der Gefährten Mohameds verkörpern darf. (more…)