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Iranisches Regime drangsaliert christliche Minderheit 26. Juli 2011

Filed under: Christenverfolgung,Islamischer Terror — Knecht Christi @ 19:36

 

Vor wenigen Wochen bestätigte der Oberste Gerichtshof des Iran die gegen den evangelischen Priester Yousef Nadarchani wegen Ketzerei verhängte Todesstrafe. Den Berichten iranischer Menschenrechtsgruppen zufolge wäre dies die erste Hinrichtung, die seit Jahrzehnten für ein solches „Verbrechen“ durchgeführt wird. [1] Das Urteil, das international Bestürzung und Sorge auslöste, wirft Licht auf die Unterdrückungspolitik Teherans gegen die religiösen Minderheiten des Landes. Mit einer Welle wahlloser Festnahmen, Haftstrafen und zunehmend anti-christlicher Rhetorik setzt die iranische Regierung die christliche Minderheit seit mehreren Jahren unter massivem Druck.

 

Chronik der Unterdrückung

 

Im Jahr 2008 verabschiedete das iranische Parlament ein Gesetz, das für männliche Konvertiten vom Islam zum Christentum die Todesstrafe und für weibliche Konvertiten lebenslange Haft vorsieht. [2] Auch die traditionell bisher geschützten christlichen Gemeinden geraten zunehmend unter Druck. Im März 2009 musste die Assyrische Pfingstkirche (Assyrian Pentecostal Church) in Teheran schließen, nachdem sie Drohungen von Seiten der Regierung erhalten hatte. [3]  Heute treffen die meisten iranischen Christen in sogenannten „Hauskirchen“ außer Sichtweite der Behörden zusammen. [4]

 

In den frühen Morgenstunden des 6. Dezembers 2010 nahm die iranische Regierung 25 Christen in Teheran und an anderen Orten fest. [5]  Im Januar 2011 verhafteten die iranischen Behörden Dutzende ehemaliger Muslime, die zum Christentum übergetreten waren. Der Gouverneur von Teheran, Mortesa Tamadon, bestätigte die Festnahmen und verkündete, evangelische Missionare seien eine „kulturelle Invasion des Feindes.“ Er beschrieb Christen als „hartgesottene“ Missionare, die sich dem Bericht der offiziellen Nachrichtenagentur der Islamischen Republik zufolge „in den Islam wie ein Parasit hineingedrängt“ hätten. [6]  Diese Äußerung erinnert an eine Erklärung des iranischen Staatsoberhauptes Ayatollah Ali Chamenei, der im Oktober 2010 behauptet hatte, dass die Hauskirchen eine Bedrohung der nationalen Sicherheit darstellten. [7]

 

Verlautbarungen wie diese dienen der Islamischen Revolutionsgarde als Vorwand, die Kirchen, ihre Vorsteher und ihre Anhänger zu drangsalieren. [8] In den vergangenen sechs Monaten führte diese Politik nach den Angaben der Organisation Elam Ministries, die Christen im Iran zur Seite steht, zur Festnahme von 285 Christen in 35 Städten. [9]  Etliche von ihnen verbrachten Wochen und sogar Monate im Gefängnis, dabei oft lange Zeit in Einzelhaft. Dazu mussten sie Verhöre und psychologische Misshandlungen über sich ergehen lassen. [10] Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zur Aufrechterhaltung des Todesurteils für Nadarchani ist nur das jüngste Beispiel der systematischen Verfolgung religiöser Minderheiten im Iran.

 

Iranische Christen wachsendem Misstrauen ausgesetzt

 

Die iranischen Behörden betrachten die christliche Minderheit mit Misstrauen: Sie sehen in der Gemeinde eine mögliche Quelle ausländischer Einflussnahme und behaupten, die Christen versuchten, Muslime entgegen der strengen iranischen Übertrittsgesetze bekehren. [11]  Die Beschuldigungen gegen Christen umfassen religiöse „Verbrechen“ wie Blasphemie, „Aktivitäten gegen die islamische Ordnung“ und das Trinken des Messweins ebenso sowie politische Anschuldigungen wie etwa die Durchführung „politischer Zusammenkünfte“. [12]  David Yeghnasar, der US-amerikanische Direktor von Elam Ministries, glaubt hingegen, es sei in erster Linie die wachsende Zahl von muslimischen Konvertiten zum Christentum im Iran, die die letzte Welle von Festnahmen ausgelöst hat. Die Unterdrückung insbesondere neuer Christen sei ein Versuch der Behörden, das Phänomen der steigenden Zahl von Konversionen einzudämmen, sagt Yeghnasar. [13]  Das Todesurteil gegen Pastor Nadarchani für Apostasie kann als eine deutliche Warnung an all jene Muslime verstanden werden, die über eine Konversion nachdenken. [14]   Auch Pastor Nadarchanis Rechtsanwalt Mohammad Ali Dadchah, ein prominenter Menschenrechtsaktivist, steht im Fadenkreuz der Behörden. Am 3. Juli 2011 verurteilte ihn ein Teheraner Gericht aufgrund von „Handlungen und Propaganda gegen das islamische Regime“ zu neun Jahren Gefängnis und einem zehn Jahre währenden Verbot, als Anwalt zu praktizieren und an der Universität zu unterrichten. Dadchah hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. [15]

 

Die internationale Gemeinschaft verurteilt Irans Drangsalierung von Christen

 

Im Januar 2011 veröffentlichte Papst Benedikt XVI. nach der Verhaftungswelle gegen Christen im Iran einen Aufruf zum Schutz religiöser Minderheiten weltweit. [16]  Am 6. Juli 2011 verurteilte das Außenministerium der Vereinigten Staaten die Doppelmoral des Iran in deutlichen Worten: „Während die iranische Regierung heuchlerisch behauptet, Toleranz zu fördern, verhaftet, schikaniert und misshandelt sie weiterhin diejenigen, die einfach nur den Glauben ihrer Wahl praktizieren möchten.“ [17]  Offiziell verleiht die iranische Verfassung anerkannten religiösen Minderheiten wie Christen, Juden und Anhängern des Zoroastrismus einen „geschützten Status“. Die Behörden in Teheran heben zudem gern den „Respekt“ des Iran für andere Religionen hervor und zitieren ihn als Musterbeispiel für den Rest der Welt. [18]

 

Irans Diskriminierung gegen religiöse Minderheiten stellt eine Verletzung des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte dar, dem Iran angehört. Der Pakt verpflichtet die Mitgliedsländer, die Rechte ihrer Bürger zu achten, ihre Religion frei zu wählen und zu praktizieren. [19] Christenverfolgungen sind Teil der langjährigen und umfassenden Menschenrechtsverletzungen im Iran. Die jüngste Verhaftungswelle gegen iranische Christen wirft Licht auf die Menschenrechtsverletzungen in der islamischen Republik gegenüber religiösen Minderheiten im Allgemeinen.  Religiöse Minderheiten im mehrheitlich schiitisch-islamischen Iran umfassen Christen, Baha’i, Zoroastrier und Juden, die zusammen etwa zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen. Weitere neun Prozent der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Einem am 6. März 2007 vom amerikanischen Außenministerium veröffentlichten Menschenrechtsbericht zufolge wendet die iranische Regierung gegenüber alle religiösen Minderheiten im Iran diskriminierende Praktiken an, darunter Inhaftierungen, Drangsalierung und Einschüchterung auf der Grundlage religiöser Überzeugungen. [20]  Ein kürzlicher Bericht von Open Doors, einer Nichtregierungsorganisation, die Verfolgung von Christen weltweit dokumentiert, stuft den Iran bezüglich der Misshandlung christlicher Minderheiten nach Nordkorea auf dem zweiten Platz ein. [21]

 

Quellenangaben

 

[1] “In Iran, a Christian pastor faces death sentence”, CNN, December 7, 2010, http://edition.cnn.com/2010/WORLD/meast/12/07/iran.christian.death.sentence/

index.html?iref=allsearch

[2] “Hanged for being a Christian in Iran”, The Telegraph, October 11, 2008, http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/iran/3179465/Hanged-for-being-a-Christian-in-Iran.html

[3] “Iran Arrests Evangelical Leader; Shuts Down Church”, The Christian Post, February 22, 2010, http://www.christianpost.com/news/iran-arrests-evangelical-leader-shuts-down-church-43913/

[4] “Iran Rounds Up Christians in Crackdown”, AP, January 11, 2011, http://www.aolnews.com/2011/01/11/iran-rounds-up-christians-in-crackdown/

[5] http://www.elam.com/articles/70-Christians-Arrested/

[6] “Iran Targets Christians With a Wave of Arrests”, The Wall Street Journal, January 7, 2011, http://online.wsj.com/article/SB1000142405274870373070457

6066033828042322.html

[7] “Iran Arrests Christians as More Muslims Convert”, CNB News, July 1, 2011, http://www.cbn.com/cbnnews/world/2011/July/Iran-Arrests-Christians-as-More-Muslims-Leave-Islam-/

[8] Ibid.

[9] http://www.elam.com/articles/202-arrests%2C-33-still-in-prison/

[10] “Iran Arrests Christians as More Muslims Convert”, CNB News, July 1, 2011, http://www.cbn.com/cbnnews/world/2011/July/Iran-Arrests-Christians-as-More-Muslims-Leave-Islam-/

[11] “Iran Arrests Dozens of Christians Considered a Threat to the Islamic State”, CNS News, January 12, 2011, http://www.cnsnews.com/news/article/iran-arrests-dozens-christians-considere

[12] “IRAN: Five Christians face blasphemy trial”, CSW, March 29, 2011, http://dynamic.csw.org.uk/article.asp?t=news&id=973

[13] “Iran Arrests Christians as More Muslims Convert”, CNB News, July 1, 2011, http://www.cbn.com/cbnnews/world/2011/July/Iran-Arrests-Christians-as-More-Muslims-Leave-Islam-/

[14] Ibid.

[15] “Iran’s Supreme Court “Confirms” Pastor’s Death Sentence”, BosNewsLife, July 13, 2011, http://www.bosnewslife.com/17604-breaking-news-irans-supreme-court-confirms-pastors-death-sentence

[16] “Papst fordert besseren Schutz von Christen”, Die Welt, January 10, 2011, http://www.welt.de/politik/ausland/article12070880/Papst-fordert-besseren-Schutz-von-Christen.html

[17] http://www.state.gov/r/pa/prs/ps/2011/07/167733.htm

[18] “Iran Rounds Up Christians in Crackdown”, AP, January 11, 2011, http://abcnews.go.com/International/wireStory?id=12590821

[19] “Iran: Christians on trial for house church involvement”, CSW, May 6, 2011, http://dynamic.csw.org.uk/article.asp?t=news&id=1004

[20] http://www.fas.org/sgp/crs/mideast/RL34021.pdf

[21] http://www.opendoorsuk.org/resources/persecution/

 

Foto: Minderheitenverfolgung gehört zur Staatsdoktrin der „Islamischen Republik Iran“, homosexuelle Männer und Jugendliche etwa werden öffentlich an Baukränen erhängt

{Quelle: haOlam.de}

 

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