kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Heiliger Markus, Evangelist der echten Ägypter 3. Dezember 2010

Filed under: Christenverfolgung — Knecht Christi @ 07:00

Wie  die neuen Faschisten den wichtigsten Evangelisten mit Füßen treten

Das Markus Evangelium neu gelesen von Klaus Lelek

 

Die Christliche Religion beginnt mit einem Paradoxum. Das erste Zeugnis christlichen Glaubens stammt ausgerechnet von einem seiner einstmals ärgsten Feinde. Saulus, der sich nach seinem „Damaskuserlebnis“  Paulus nannte, war ein Pharisäer, der mit Waffengewalt das Urchristentum auslöschen wollte. Wären seine Briefe das einzige Zeugnis geblieben, wüssten wir von Jesus so gut wie nichts. Das irdische Leben Jesu hat Paulus nie sonderlich  interessiert. Nicht einmal die genauen Umstände seiner Hinrichtung. Kreuzestod und Auferstehung sind die einzigen Eckpfeiler seines Glaubens. Sein Blick ist vorwärts, nicht rückwärts gewandt.  Es sind Metaphern, die er geschickt mit Mahnungen, Lehrsätzen und vor allem mit seiner eigenen Glaubenslehre ausfüllt.  Aus diesen abstrakten Begriffen gründet er sein Jesusbild und trägt es in die Welt. Er ist der erste christliche Theologe. Seine Welt ist nicht die gleiche in der Jesu Christus verkehrte. Es sind hauptsächlich Griechen und Römer, denen Paulus predigt. Viele davon sind wohlhabend, wie etwa die Purpurhändlerin Lydia. Er sucht den Kontakt mit den Klugen und Mächtigen. Besucht in Athen die griechischen Philosophen.  Diskutiert mit dem Provinzkönig Agrippa. Sein Hauptziel ist Rom, das Zentrum der Macht. „Freilassen könnte man diesen Menschen, hätte er nicht Berufung eingelegt beim Kaiser“ (Apg. 26:32) sagt Agrippa am Ende der Verhandlung. Paulus geht also „freiwillig“ nach Rom. Als Gefangener mit besonderen Privilegien. Vor allem aber als Missionar.  Er will bis zum Kaiser Nero vordringen, ihn gar vom Christentum überzeugen,  wie einige vermuten. Wäre sein Plan aufgegangen, hätte er als erster Christlicher „Pontifex Maximus“ auf dem Kapitol gesessen. Die Geschichte verlief anders. Sie endete in Rom mit einem Massaker.

Das wir überhaupt etwas vom Leben Jesu wissen, verdanken wir einem jungen Mann, der zeitweilig zu Paulus Reisebegleitung gehörte, Johannes Markus, ein Vetter des Barnabas, ein Jünger aus dem engeren Umkreis von Jesu. Ein Augenzeuge also. Im Gegensatz zu Paulus, ein Christ der ersten Stunde.  Mit ungeschminkter Offenheit berichtet die Apostelgeschichte von einem Streit der sich zwischen ihm,  Paulus und Barnabas zugetragen hat. Markus hat Paulus den Rücken gekehrt. Warum? Die einen behaupten er habe auf der Reise schlapp gemacht.  Wahrscheinlicher ist, daß ihm die Lehre  dieses Paulus nicht behagt hat. Er rebelliert. Kehrt um. Interessant ist das Verhalten von Barnabas. Er hat Verständnis für seinen jüngeren Vetter, verteidigt ihn. Mehr noch. Barnabas verlässt Paulus ebenfalls. „Es kam zu solcher Verstimmung, daß sie sich trennten, Barnabas den Markus mitnahm und nach Cypern fuhr. Paulus aber wählte Silas“ (Apg. 15,37:40). Natürlich hat der Schreiber der Apostelgeschichte Lukas, wie auch Paulus selbst die Wogen wieder geglättet. Dennoch bleibt festzuhalten, daß dieser unzuverlässige Reisegefährte etwa um 70 n. Chr. Das erste Evangelium schreibt.

Markus hinterlässt kein dogmatisches Lehrgebäude, sondern einen Jesus aus Fleisch und Blut, einen Jesus, der zu denen geht, die im Dreck leben, den Kranken, Aussätzigen, Mittellosen. Ein Jesus der sich in Bescheidenheit übt und seine Auserwähltheit verbirgt und nur wenigen preisgibt. „Und er gebot ihnen streng mit niemand über ihn zu sprechen“ (Mk. 8:30). Er geißelt Scheinheiligkeit und falsche Frömmigkeit und vor allem akademischen Dünkel: „Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die gerne in langen Gewändern einhergehen. Und die Begrüßungen auf den Märkten und den Vorsitz in den Synagogen und die obersten Plätze bei den Mahlzeiten lieben (Mk. 12:38).

Er segnet die Kinder und stellt sie über die Erwachsenen: „Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen“ (Mk 10:13). Und diejenigen, die sich an ihnen sexuell vergreifen oder sie misshandeln, so wie heute pädophile Strolche innerhalb der katholischen Kirche, sagt er: „Wer aber einem von diesen Kleinen Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er hinab geworfen würde ins Meer (Mk 9,42) Auch dem eifersüchtigem Gezänk späterer Glaubensspaltungen und gegenseitiger Abschottungen, die bis heute das gesamte Christentum heimsuchen, und auch maßgeblich zu dessen Vernichtung beiträgt, erteilt  dieser Ur-Jesus eine klare Absage:
„WER  NICHT GEGEN  UNS  IST  DER  IST  FÜR UNS“ (Mk. 9:39).

Diese Aussagen stehen im krassen Widerspruch zu den Blutorgien an Bogomilen, Katharern und weiteren christlichen Religionsgemeinschaften, bei denen schätzungsweise mehr als 50 Millionen Menschen starben. Allein der 30Jährige Krieg rottete ein Drittel der Deutschen Bevölkerung aus. Die Ursache für kirchliche Intoleranz gehen auf die kleinlichen Haarspaltereien diverser Konzile zurück, die solche Exzesse einleiteten. Diese Zahlen sollte man immer im Kopf haben, wenn man mit der Keule des „christlichen Europas“ herumfuchtelt.

Markus besitzt weder die Fabulierkunst eines Lukas, noch das Alttestamentarische Wissen eines Matthäus. Dennoch haben seine beiden Nachfolger an manchen Stellen wortwörtlich von ihm abgeschrieben. Sein Werk ist die Urform der sogenannten „synoptischen Evangelien“. Alle wichtigen Eckdaten werden aufgeführt. Taufe durch Johannes, der, wie man heute weiß, zum Umfeld der Essener gehörte. Aufenthalt in der Wüste. Öffentliches Auftreten hauptsächlich in Galiläa mit Gleichnispredigten, Wunderheilungen und Streitgesprächen. Auch interne. Wie ein moderner Schriftsteller baut Markus langsam eine Dramaturgie auf. Das unterscheidet ihn vom einfachen Chronisten. Leiden und Gefahr werden Stückchen weise angekündigt. Es folgen Abendmahl, Verrat des Judas, Gefangennahme, Kreuzigung, Tod und Auferstehung. Dieser Mann wusste genau, was er wollte. Er war kein Kofferträger, sondern einer, der Maßstäbe setzte. Einer, der sich nichts diktieren ließ, sondern lieber selber schrieb!

Dieser Evangelist genießt in Ägypten eine besondere Verehrung, denn er beendete sein Leben als Bischof von Alexandria, dem damals wichtigsten geistigen Zentrum der Antike. Diese Weltstadt des römischen Reiches, die damals mehr als eine halbe Million Menschen zählte, war auch nach der Vernichtung ihrer bedeutenden Bibliothek eine echte multikulturelle Metropole geistigen Austausches. Wo heute die ägyptische Polizei nach SS-Manier auf wehrlose Menschen einprügelt, um der Monokultur der Barbarei dem Weg zu ebnen, liefen in der Antike alle bedeutenden Strömungen der damaligen Zeit zusammen: Altägyptischer Volksglaube, der auch von Römern und Griechen angenommen wurde, Mysterienbünde, Gnosis, Neuplatonismus, Spätjudentum, Ur-Christentum und sogar der Buddhismus fanden hier ihre Anhänger. Hier wurde das Alte Testament von 72 Rabbinern ins Griechische übersetzt. Hier lebte und lehrte der berühmte Philosoph Philon von Alexandria. Kein Wunder also, daß der erste Chronist des Lebens Jesu in diese Stadt zog, hier lehrte und starb.

Heute, 2010, trampelt ein intoleranter blinder muslimischer Mob auf dem Grab des Markus herum, das venezianische, „Christlicher Seeräuber“ bereits 828n. Chr. geplündert haben. Heute leben die Nachfahren der alten Ägypter, die eine über 6000 Jahre alte nachweisbare Kultur aufweisen, die älteste mit beinah lückenloser Kontinuität, im Dreck, werden ausgegrenzt, verhöhnt, verfolgt, vergewaltigt, die Kirchen zerstört, während dekadente Deutsche Oberlehrer im antiken Disneyland Ägypten vor der Kulisse der Pyramiden und des Karnak-Tempels von Ramses, Echnaton und Nofretete träumen. Und wem die ägyptische Götterwelt samt Thot, Isis und Osiris zu anstrengend ist, wer Mozart für eine Kugel und die Zauberflöte für ein Märchen aus Tausendundeinernacht hält, oder seine Bildung aus der Bildzeitung bezieht, geht im „Luxusghetto“ am Roten Meer zum Schnäppchenpreis auf Tauchstation.

Das Wasser ist blau, das Blut ermordeter Kopten dunkelrot. Mit der Vernichtung des orientalischen Christentums geht auch ein Teil unserer Kultur verloren. Aber wen juckt das schon, wenn junge Menschen heute nicht einmal wissen, wer Markus war. Immerhin taugt er noch als beliebter Vorname.

 

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