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Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Christenverfolgung in Nahost: Auch Muslime sollen protestieren 12. Dezember 2010

Filed under: Christenverfolgung — Knecht Christi @ 23:54

Plattform „Solidarität mit verfolgten Christen“ lädt zu Aktionstag am „Tag der Menschenrechte“ – „Pro Oriente“-Präsident Marte: Verfolgung Andersgläubiger im Namen Gottes ist „Blasphemie“

 

Wien (KAP): Auch die in Österreich lebenden Muslime sollen gegen die zunehmende Christenverfolgung im Nahen Osten protestieren: Diesen Appell richtete der Präsident der Stiftung „Pro Oriente“, Hans Marte, am Montag bei einem Pressefrühstück der Plattform „Solidarität mit verfolgten Christen“ vor allem an jene Muslime, in deren Heimatländern den Christen nicht jene grundlegenden Freiheitsrechte zugestanden werden, die hierzulande allen zukommen. „Mit Genugtuung“ habe die Plattform den scharfen Protest der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich gegen das Massaker an Christen in Bagdad vom 31. Oktober registriert, so Marte. Es bedürfe aber weiterer klarer Worte, denn die Lage vieler Christen in muslimischen Ländern sei unerträglich geworden, „viele kämpfen buchstäblich ums nackte Überleben“.

 

Die oft gezielten Verletzungen der Religionsfreiheit in 50 Staaten – 35 davon islamisch dominiert – sind Thema eines Aktionstages am kommenden Freitag, dem „Tag der Menschenrechte“, in Wien. Die Plattform „Solidarität mit verfolgten Christen“ und ihre mehr als 20 Mitgliedsorganisationen wie Christian Solidarity Internationel (CSI), die Erzdiözese Wien/Kategoriale Seelsorge, „Iustitia et Pax“, der Cartellverband oder der Dominikanerorden informieren ab 12 Uhr mit einem Stand auf dem Stock im Eisen-Platz in der Wiener Innenstadt. Um 17.15 Uhr findet ein Fackelmarsch von der Staatsoper zum Stephansplatz statt, anschließend ein ökumenischer Wortgottesdienst im Wiener Stephansdom u.a. mit dem Wiener Weihbischof Franz Scharl und dem syrisch-orthodoxen Chorbischof Emanuel Aydin. Nach den Worten Martes ist die Verfolgung Andersgläubiger im Namen Gottes besonders schmerzlich und „schlechthin blasphemisch“. Und Christen seien weltweit die am meisten betroffene Glaubensgemeinschaft: Von 100 wegen ihres Glaubens verfolgten Menschen seien weltweit 75 Christen, so der „Pro Oriente“-Präsident.

Menschenrechte mit Füßen getreten: Beim Pressegespräch informierten neben Marte auch Elmar Kuhn von CSI, Herbert Rechberger von „Kirche in Not“ sowie von Diskriminierung betroffene Christen aus dem Irak, aus Ägypten und der Türkei darüber, dass grundlegende Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Dass das Engagement dagegen auch in Österreich nicht ungefährlich ist, unterstrich ein Statement des aus der Türkei stammenden Bezirksrates von Wien-Brigittenau, Aslan Ergen: Im Umfeld eines von ihm mitveranstalteten Gedenktages an den Völkermord an assyrischen Christen vor 92 Jahren habe nicht nur der türkische Botschafter gegen die Veranstaltung interveniert, Ergen sei selbst sogar mit dem Tode bedroht worden. Über gezielte Aktionen der türkischen Politik gegen das seit 1.400 Jahren bestehende Kloster Mor Gabriel und gegen die christliche Bevölkerung des Tur Abdin in der Südosttürkei berichtete Musa Islek – dessen ursprünglicher aramäischer Name von den Behörden „zwangstürkisiert“ wurde. Enteignungen und gerichtlich nicht sanktionierter Raub seien in dem in die EU strebenden Staat ebenso an der Tagesordnung wie Einschüchterungen und Drohungen gegenüber Menschen, die in ihre angestammt Heimat zurückkehren wollten. Ein Verwandter Isleks habe nach 25 Jahren im Ausland seine Heimat Tur Abdin gemeinsam mit Freunden noch einmal sehen wollen. „Obwohl sie dort niemanden mehr kannten und keine Feinde hatten, wurden sie am Weg zu ihrem Dorf auf offener Straße angehalten und erschossen“, berichtete Islek.

 

„Österreich darf Menschenrechte nicht ausblenden“: CSI-Vertreter Elmar Kuhn kritisierte in diesem Zusammenhang, dass Österreichs Außenminister Michael Spindelegger bei seinem Türkei-Besuch im Oktober einen Kontakt mit der christlichen Minderheit des Landes vermieden habe. Es sei der falsche Weg, einen Dialog unter „Ausblendung der Menschenrechte“ führen zu wollen, so Kuhn. Es brauche den „Mut, Klartext zu reden“ in Bezug auf Gewalt, Terror und auch Verlogenheit. Der CSI-Fachmann wies darauf hin, dass es im Islam immer zwei Strömungen gegeben habe und auch heute noch gibt: einen offenen, tolerantbereiten und einen militanten, ausgrenzenden; beide könnten sich auf den Koran und auf die islamische Geschichte berufen. Es gelte mit gezieltem Dialog jene zu stärken, die für einen friedvollen Islam stehen, appellierte Kuhn. Dies sei auch die Politik der katholischen Kirche, die sich erst jüngst bei der Nahost-Synode des Vatikans gezeigt habe.

Er kenne etliche aus dem Iran stammenden Diskriminierungsopfer, die jedoch aus Angst um ihre Verwandten auch in Österreich keine öffentliche Kritik äußern wollten, sagte Herbert Rechberger von „Kirche in Not“. Er las den Erfahrungsbericht eines Betroffenen vor, demzufolge in dem von der Scharia beherrschten Land für Glaubensabfall die Todesstrafe vorgesehen sei, Frauen zwangsverheiratet und Christen bei Nichteinhaltung des islamischen Fastenmonats Ramadan ausgepeitscht würden.

 

Iraki: „Nie dagewesene Christenverfolgung“: Dramatisch auch die Lage der Christen im Irak – einer seit den Anfängen der Kirche christlichen Region: Derzeit finde eine noch nie dagewesene Christenverfolgung statt, berichtete der von dort stammende Wail Yousif. Noch bei Kriegsbeginn 2003 lebten rund 1,5 Millionen Christen im Irak, jetzt weniger als ein Drittel davon. Höhepunkt des Terrors war das Blutbad am 31. Oktober, als in einer Kirche in Bagdad islamistische Geiselnehmer 58 Christen, darunter Kinder und Babys, ermordeten.

Ein düsteres Licht auf die Religionspolitik von Ägyptens Präsident Hosni Mubarak warf Victor Elkharat: Der nachweislich in Terrorakte gegen Kopten involvierte Parlamentarier Abd Elrehim Alghul sei vor wenigen Tagen auf den Kandidatenlisten für die Wahlen aufgeschienen, Polizei und Justiz würden angesichts immer wieder vorkommender Übergriffe auf Christen die Augen verschließen, zuletzt hätten sich Soldaten selbst an Gewaltakten gegen eine koptische Gemeinde beteiligt und sind nun Steine werfend auf einem „YouTube“-Video zu sehen.

 

Die Teilnehmer des Pressegesprächs am Podium waren sich darin einig, dass der Widerstand des Westens und auch der hier lebenden Muslime gegen derartige Menschenrechtsverletzungen viel lautstärker werden muss. Der Aktionstag am 10. Dezember solle zur Mobilisierung beitragen. (Quelle: Kath.web – Informationen: http://www.csi.or.at)

 

1 Responses to “Christenverfolgung in Nahost: Auch Muslime sollen protestieren”

  1. bazillus Says:

    Eine tolle Aktion, bei der endlich auch einmal die kath. Kirche Gesicht zeigt. In Deutschland habe ich von einer solchen Aktion noch nie gehört.


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