kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Salafisten machen die Sufis seit 2 Monaten fertig 13. April 2011

Filed under: Islamischer Terror — Knecht Christi @ 18:57

Geheimpolizei vor Kairo

 

Eigentlich dachte ich, der Tag beim Gefängnis wäre mein furchtbarster gewesen, doch im «neuen, freien Ägypten» kann es noch dicker kommen… Am Montag war ich in Qaliub, einer Stadt im Norden von Kairo. Dort wollte ich den zunehmenden Auseinandersetzungen zwischen Sufis und Salafisten nachgehen. Beide Gruppen sind muslimisch, doch in den Augen der Salafisten sind sie selbst orthodox, Sufis hingegen abergläubisch.

 

In vielen Moscheen in Qaliub gab es vor mehreren Jahrhunderten wichtige Prediger, die bei Sufis (in Ägypten bilden sie an vielen Orten die muslimische Mehrheit) als Heilige galten und deshalb in den Gotteshäusern begraben sind. Ich schickte den Fahrer weg und ging mit einer Kollegin in eine Moschee und in das Grabmal des Heiligen, den «Maqam». Im überkuppelten Raum waren mehrere Personen. Sie küssten die gedrechselten Holzgitter rund um den mit grünen Tüchern belegten und geschmückten Sarg. Zum Schluss warfen sie etwas Geld in eine riesige Kasse gleich hinter dem Sarg. Eine Frau erzählte mir, sie komme zum Maqam, weil ihr kleinstes Kind krank sei. Doch, doch, zum Arzt gehe sie ausserdem, meinte sie auf Nachfragen. Aber auch Gott müsse helfen, und der tote Heilige sei der beste Vermittler zwischen diesem und dem kranken Kind…

 

Typische Sufivorstellungen, dachte ich und ging weiter durch Qaliub. Ich kam an etlichen Moscheen mit angeblich von Salafisten zerstörten Maqams vorbei. Erst, als ich erschöpft war und einen Tee brauchte, setzte ich mich mit meiner Kollegin in ein Strassencafé. Als wir dort sassen und über den extrem ärmlichen Ort, seine dort lebenden Sufis und Salafisten sprachen, raste plötzlich ein Mann auf uns zu. Er trug einen Bart und ein kurzes Gewand und donnerte, ich würde Zwietracht in Qaliub säen. Auf sein Geschrei hin versammelten sich im Nu rund 300 Bewohner des Städtleins um uns. Alle wollten die beiden schlimmen Ausländerinnen sehen…

 

Dann kam ein vierschrötiger Kerl, setzte sich – ohne zu fragen – neben mich und verlangte meinen Presseausweis. Ich forderte seinen Ausweis, tatsächlich nahm er ihn kurz hervor und behauptete dann, er sei Oberstleutnant bei der Armee. Daraufhin zeigte ich ihm meinen Ausweis und gratulierte ihm zur Revolution. Als er erregt antwortete, ich beleidige ihn, sein Land und seinen Präsidenten, kamen mir Zweifel an seiner Identität, auch weil er in Zivil war! Plötzlich brüllte er, er würde mir nicht nur meinen Ausweis, sondern auch meine Tasche und mein Handy wegnehmen und mich töten… Ich realisierte, dass er Geheimpolizist war! Ausserdem musste er einer der Mubarak-Fans sein, die es noch immer in Ägypten gibt!

 

In Qaliub hatten die Menschen auf den Strassen grosse Angst vor ihm – gerade so, als hätte es nie eine Revolution gegen Mubarak, gegen die gewalttätige Polizei und gegen den unterdrückerischen Geheimdienst gegeben…  Die Menge um uns herum wuchs ständig, es wurde immer lauter, und meine Kollegin bekam Angst vor dem Mob, der sich bedrohlich näherte. Ich telefonierte mit dem Pressebüro für ausländische Korrespondenten, versuchte die Situation zu erklären und zu sagen, wie unverschämt ich das Verhalten mir gegenüber fände. Doch wegen des hohen Lärmpegels konnte ich nicht verstehen, was man mir antwortete.

 

Plötzlich sagte der «Oberst», ich sei verhaftet. Ich war empört, dass man mich so behandelte und sagte, das sei mir in Ägypten noch nie passiert. Ich wollte weg – auch ohne Presseausweis. Doch kaum hatte ich mich in das Taxi, das inzwischen gekommen war, geschoben, sah ich, dass sich der «Oberst» und einer seiner Begleiter sich auch in den Wagen zwängten… So fuhren wir gezwungenermassen zur Wache. Der «Oberst» schrie die Menschen auf der Strasse an. Das war vor der Revolution so üblich in Ägypten; Polizisten waren mächtig und führten sich grundsätzlich brutal auf – aber jetzt? Dann rief offenbar der Direktor des Pressebüros den «Oberst» an. Er wollte mich wohl schützen, denn der «Oberst» wurde plötzlich kleinlaut. Vor der Wache sah ich, dass Polizisten, Soldaten und Geheimagenten so friedlich Tee miteinander schlürften, als hätte es nie eine Revolution gegeben! Der «Oberst» versuchte, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und erklärte meiner Kollegin, es sei alles Show gewesen! Natürlich könnten wir nun gehen, sagte er. Und natürlich bekomme ich meinen Ausweis zurück. Er habe mir nur Angst einjagen wollen!

 

Doch bevor wir abfahren durften, wurde noch mein Taxifahrer untersucht. Er ist nett, und es tat mir leid, dass ich ihm soviel Ärger eingebrockt hatte. Er meinte, es sei alles halb so schlimm – schliesslich seien wir mit einem blauen Auge davongekommen. Ausserdem wisse er, dass ich eine Erzdemokratin sei und auf meinen Rechten beharre. Ich fragte mich, was wohl passiert wäre, hätte sich das Pressebüro nicht eingeklinkt? Würde ich dann in einem ägyptischen Gefängnis schmoren – wie so viele Leute hier?  {Quelle: www.nzz.ch – von Kristina Bergmann}

 

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