kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Schule Kreuzberger Fluchtbewegung 9. September 2011

Filed under: Reportagen — Knecht Christi @ 12:58

Bildungsinteressierte Eltern sind am Ende der Geduld: Sozial ausgewogene Schulen werden immer knapper.

 

Die besondere Kreuzberger Mischung wirkt in diesem Jahr besonders explosiv. Gemeint ist der Bevölkerungsmix von vielen Akademikern einerseits und vielen bildungsfernen Familien andererseits, der zu verschärften Konflikten bei der Schulwahl führt. Offenbar ist es für bildungsinteressierte Familien noch schwieriger geworden, ihre Kinder an sozial ausgewogenen Schulen unterzubringen. Entsetzte Eltern, die soeben Ablehnungsbescheide von ihren Wunschschulen erhalten haben, versuchen nun auf die Schnelle, selbst eine Schule zu gründen. Für Donnerstag haben sie in die Passionskirche geladen. „Von freier Schulwahl keine Spur, selbst Geschwisterkinder werden nicht aufgenommen“, heißt es in der Einladung, die „Taz-Mitbegründer“ Max Thomas Mehr gerade in seinem Kreuzberger Kiez verteilt hat.

 

Er wollte seine Tochter an der beliebten Charlotte-Salomon-Grundschule unterbringen und gehört zu den vielen, die einen Ablehnungsbescheid erhalten haben. Eine akzeptable Alternative sieht er ringsherum nicht: Freie Plätze gibt es nur an Schulen, die von der sozialen Zusammensetzung her nicht für Familie Mehr in Frage kommen. An sich ist das Phänomen nicht neu in Kreuzberg. Auch in früheren Jahren gab es verzweifelte Eltern, die mangels Kapazitäten abgelehnt wurden. Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) kann daher auch keine Zuspitzung der Lage erkennen. Als Beleg führt er an, dass die Zahl der Kinder, die an Schulen außerhalb ihres Einzugsbereichs ausgewichen sind, von 19 auf 15 Prozent gesunken sei. Allerdings hat er keine Kenntnis über die Zahl der Eltern, die wegen falscher Meldedaten gar nicht mehr in seiner Statistik auftauchen.

 

Bildungsstadträtin Monika Herrmann (Grüne) bestreitet zwar nicht, dass viele staatliche Schulen „nicht mehr konkurrenzfähig“ seien. Den Grund dafür sieht sie aber in der schlechten Lehrerausstattung und im Sanierungsstau – für beides trage der Senat die Verantwortung. Der erste Blick der Eltern gilt in der Innenstadt aber längst nicht mehr nur undichten Fenstern oder ein paar fehlenden Lehrern, sondern vor allem der Migrantenquote. Und die liegt an fast allen Kreuzberger Schulen zwischen 50 und 100 Prozent. „Ab 50 Prozent wird es kriselig und über 60 Prozent bedeutet das Aus für eine Schule“, sagt Inge Hirschmann vom Grundschulverband. Die Rektorin hat es immer wieder geschafft, mit ihrer Heinrich-Zille-Grundschule unter dieser magischen Grenze zu bleiben. Das aber wird immer schwieriger, weil der Bezirk die Einzugsbereiche vorgibt und keine Möglichkeit besteht, andere Kinder aufzunehmen, um ihre Schule vor dem sozialen „Umkippen“ zu bewahren.

 

Hirschmann hat Verständnis dafür, wenn Eltern Schulen meiden, die fast nur noch von Kindern aus bildungsfernen Schichten besucht werden. „Die Kreuzberger Mittelschicht nimmt einiges in Kauf, aber nicht mehr alles“, ist ihre Beobachtung. „Die Eltern haben Angst, dass ihre Kinder von arabischen und türkischen Kindern gemobbt werden“, sagt Hirschmann. Aktuelles Beispiel: Ein arabischer Junge habe einen Mitschüler geschlagen, weil der ein deutsches Fußballtrikot getragen habe. Die Schule habe schließlich ein Fahnenverbot während der Europameisterschaft beschließen müssen, um die Lage zu beruhigen.

 

Der hohe Anteil türkischer und arabischer Kinder beunruhigt die Eltern vor allem deshalb, weil sie in Kreuzberg zu drei Vierteln aus bildungsfernen Familien stammen. Arbeitslosigkeit herrscht vor, die Mütter haben oft nur wenige Jahre die Schule besucht. Bei den Schuleingangsuntersuchungen schneiden die Migrantenkinder aus bestimmten Regionen Kreuzbergs noch schlechter ab als die aus Nord-Neukölln oder Wedding. Sie sprechen nicht nur schlecht Deutsch, sondern haben auch Entwicklungsdefizite mangels häuslicher Förderung.

 

„Die Eltern haben einfach Angst um die Startchancen ihrer Kinder“, begründet Ellen Hansen vom GEW-Schulleiterverband die verbreitete „Kiezflucht“ von Familien. Wenn es ringsum keine erreichbare akzeptierte Schule mehr gebe, „schwimmen die Eltern“, sagt Hansen. Sie greifen zu Deckadressen in den Einzugsgebieten besserer Grundschulen oder versuchen, ihre Kinder an Privatschulen unterzubringen. „Immer im Sommer, wenn die Einschulung naht, werden sich die Leute der Lage bewusst“, sagt Jörg Ruckelshauß, der mit anderen Eltern – bisher erfolglos – versucht, eine evangelische Grundschule in Kreuzberg zu gründen. Auch er wird wohl am Donnerstag dabei sein, wenn sich in der Passionskirche frustrierte Eltern versammeln. Die Eltern treffen sich am Donnerstag um 20 Uhr in der Passionskirche am Marheineke-Platz.

 

 

 

Integration an Schulen Ohne Härte geht es nicht

 

Schüler aus dem Weddinger Brunnenviertel diskutieren mit Politikern über Integrationspolitik. Geht es nach ihnen, ist die Politik seit Jahren auf dem Holzweg.

 

Wie viel Zwang braucht Integration? Viel – weil es ohne nicht geht. Das ist die Antwort, die Oberstufenschüler aus dem Weddinger Brunnenviertel geben, nachdem sie sich mehrere Monate lang mit der Frage beschäftigt haben, wie Integration gelingen kann und warum es dabei immer wieder so große Probleme gibt. Die beteiligten Schüler der neunten, zehnten und elften Klassen wissen, wovon sie sprechen. Sie besuchen im Wedding Schulen, an denen mehr als 80 Prozent der Schüler aus Einwandererfamilien kommen: die Ernst-Reuter-Oberschule, das Diesterweg-Gymnasium und die Willy-Brandt-Oberschule.

 

In der Regel verbringen Politiker, Sozialarbeiter, Soziologen und auch Journalisten viel Zeit damit, über diese Jugendlichen zu sprechen statt mit ihnen. Das Projekt „Integration durch Bildung“ des Bildungsverbunds Brunnenviertel will das ändern und den Jugendlichen im Wahljahr 2011 selbst eine Stimme geben. Am Freitag stellten die Schüler ihre in Arbeitsgruppen, einem Grund- und einem Leistungskurs erarbeiteten Thesen vor – und diskutierten diese mit den beiden ehemaligen Regierenden Bürgermeistern Walter Momper (SPD) und Eberhard Diepgen (CDU) sowie der Grünen-Landesvorsitzenden Bettina Jarasch.

 

Moderiert wurde die Debatte von Gerd Nowakowski, Leitender Redakteur des Tagesspiegels. „Wir, die hier sitzen, werden hier im Wedding unser Abitur machen“, sagte Ibrahim Atriss, 17, Schüler der Ernst-Reuter-Schule. „Aber wir würden unsere Kinder nicht auf die Schulen schicken, die wir selbst besuchen.“ Mancher Zuhörer musste schon ein bisschen schlucken, welche Lösungen die Jugendlichen vorschlugen, um die Probleme ihrer eigenen Schülergruppe zu lösen: Lehrer sollten autoritärer sein, Schwänzen sollte am besten mit Kindergeldentzug bestraft werden. Die Justiz müsste kriminelle Jugendliche schneller und härter bestrafen und schließlich, weil Deutschkenntnisse den Schülern zufolge entscheidend für alles Weitere sind, sollte nicht nur der Kindergartenbesuch Pflicht werden – sondern auch die Eltern müssten dazu verpflichtet werden, Deutsch zu lernen. „Wenn der Vater kein Deutsch spricht, spricht die ganze Familie kein Deutsch“, sagte der 18-jährige Souhaib Bassal, Schüler der Ernst-Reuter-Schule.

 

Schüler aus dem Weddinger Brunnenviertel diskutieren mit Politikern über Integrationspolitik. Geht es nach ihnen, ist die Politik seit Jahren auf dem Holzweg. Mehr Härte, mehr Konsequenz, mehr Strenge: Das zog sich durch alle Thesen. Kritisch und selbstkritisch setzten sich die Schüler mit ihren Schulen, sich selbst und ihren Mitschülern auseinander. „Die meisten Schüler aus türkischen und arabischen Familien kommen mit der liberalen Haltung vieler Lehrer nicht klar“, sagte Souhaib. „Wir sind vom Elternhaus mehr Strenge gewohnt.“ Folglich, so das Fazit der Schüler, könne durch Disziplin gerade bei Schülern mit Migrationshintergrund mehr erreicht werden. Andererseits müsste aber auch der Unterricht interessanter gestaltet werden.  „Ich bin überrascht, welche Forderungen ihr stellt“, sagte Grünenpolitikerin Jarasch. Eberhard Diepgen sagte, er unterstütze die Forderung der Jugendlichen, Lehrer speziell auf den Umgang mit Schülern aus Einwandererfamilien vorzubereiten. Lehrer müssten den kulturellen Hintergrund der Schüler kennen – und auch Grundkenntnisse des Islam haben.

 

Kann Integration gelingen, wenn 80 Prozent der Schüler nichtdeutscher Herkunft sind? Und wie kann man eine bessere Schülermischung erreichen? „Unsere Schulen liegen zwischen Mitte und Wedding“, sagte die 18 Jahre alte Deniz Ertogrul. „Aber trotzdem kommen keine deutschen Kinder aus Mitte.“ Ein Schüler aus dem Publikum fragte die Politiker auf dem Podium: „Wer von Ihnen würde seine Kinder oder Enkelkinder hier zur Schule schicken?“ Er mache es sich nicht so leicht, einfach „nein“ zu sagen, sagte Diepgen. Vielmehr komme es auf die Atmosphäre in der Schule an. Schulen müssten gerade in sozialen Brennpunkten besonders attraktiv gestaltet werden.

 

Die Schüler überzeugte das kaum. Die Reformen der vergangenen Jahre hätten nichts gebracht, sagte Souhaib und fiel wiederholt Walter Momper ins Wort, der sich gegen zu viel Zwang aussprach und für freiwillige Bemühungen der Zuwanderer warb. „Die Kurse müssen Pflicht sein“, beharrte der 18-Jährige. Eltern müssten notfalls sanktioniert werden: „Sonst bringt das alles gar nichts“. Projektleiterin Ingke Brodersen war beeindruckt, wie selbstbewusst die Schüler ihre Forderungen vertraten. Das Projekt habe bei den Jugendlichen offenbar das Bewusstsein geschaffen: „Wir können uns einmischen, und wir wollen das auch“. {Quelle: www.tagesspiegel.de}

 

 

Kurzkommentar:

Die Schüler haben offensichtlich mehr natürliches Pädagogik-Wissen als alle ach so studierten Sozialarbeiter und Pädagogen in Berlin. Die links-grün-verseuchte Kuschelpädagogik wird offensichtlich von den Schülern nur verachtet und sogar als schädlich empfunden, wenn es um Leistungen in der Schule geht.

 

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