kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Christenverfolgung in China, Vietnam, Pakistan und Russland 8. August 2011

Filed under: Christenverfolgung — Knecht Christi @ 13:34

 

Lagerhaft für Co-Leiter einer Hauskirchenbewegung – China: Shi Enhao wegen illegaler Treffen verurteilt

 

Open Doors: In China ist der stellvertretende Leiter der Chinesischen Hauskirchenallianz (CHCA) zu zwei Jahren Umerziehungslager durch Zwangsarbeit verurteilt worden. Das berichtet der Informationsdienst Compass Direct unter Berufung auf China Aid Assosication. Shi Enhao wurde für schuldig befunden, illegale Treffen organisiert und dafür illegal Räume angemietet zu haben. Er wurde am 31. Mai gemeinsam mit anderen Gemeindeleitern in Suqian in der Provinz Jiangsu verhaftet. Dessen Hausgemeindebewegung im Umland von Peking stand bereits vor Shis Verurteilung in der vergangenen Woche unter Beobachtung durch die Behörden. Die Polizei hatte Musikinstrumente, Chorkleidung sowie Spendengelder der Gemeinde beschlagnahmt und weitere Gottesdienste untersagt. Zudem wurde am 1. Juni Shis Haus durchsucht und seine Frau sowie die vier erwachsenen Kinder eingeschüchtert.

 
Spaltung von Gemeinden: Nach Einschätzung von Open Doors ist diese Verurteilung Teil einer insgesamt strengeren Vorgehensweise gegen Hauskirchen, insbesondere gegen die sogenannten „Dritten Kirchen“. Diese staatlich nicht anerkannten Gemeinden sind größer als übliche Hauskirchen. Bislang wurden sie in vielen Städten und Provinzen geduldet. Dies scheint sich geändert zu haben, wie das Vorgehen der Behörden gegen die Shouwang-Gemeinde in Peking zeigt. Seit April wird die 1000-köpfige Hausgemeinde daran gehindert, in ihren rechtmäßig erworbenen Räumen Gottesdienste zu feiern. Gemeindemitglieder, die sich daraufhin unter freiem Himmel versammeln wollten, wurden verhaftet. In den darauffolgenden Wochen wiederholte sich dieses Vorgehen. Zuletzt wurden am 24. Juli etwa 35 Christen festgenommen, von denen 14 mindestens 24 Stunden in Gewahrsam waren. Kritiker der Shouwang-Gemeinde empfehlen großen Hauskirchen die Aufspaltung in mehrere kleine Gemeinden. Dass dies jedoch behördliche Maßnahmen nicht verhindern kann, zeigt das Beispiel der CHCA-Allianz: Sie hatte sich in mehrere Gruppen geteilt.

 

Bedrohung durch „explosives Wachstum“: Experten der chinesischen Regierung sind der Ansicht, dass es für die „soziale Kontrolle über das Land“ entscheidend sei, „die dritten Kirchen“ zu bekämpfen. In dem Artikel „Gründe für das schnelle Wachstum der protestantischen Kirchen im heutigen China“ aus dem Jahr 2010 schreibt der Berater der Regierung Ma Hucheng, dass die westlichen Staaten weltweit „universelle Werte“ sowie ein politisches System verbreiten. Dies habe „als Herzstück die christliche Kultur“. Ziel sei es, dadurch den Charakter der bisherigen Landesregierung zu ändern und diese letztlich abzuschaffen. Ein anhaltend starkes Wachstum der Hauskirchen gefährde die nationale Sicherheit. Berater Ma geht dabei davon aus, dass binnen 50 Jahren die Zahl der Christen auf 150 Millionen anwachsen könne. Andere Wissenschaftler aus China sagen ein deutlich schnelleres Wachstum voraus. „Mit dieser abnormalen Entwicklung konfrontiert, muss der Staat eingreifen und rechtliche sowie verwaltungstechnische Maßnahmen ergreifen. Religionen dürfen keinesfalls frei und unkontrolliert wachsen“, schlussfolgert der Berater der Regierung.

 

Derzeit leben etwa 85 Millionen Christen in China. Die meisten gehören Hausgemeinden an, die staatlich nicht anerkannt sind. Offiziell erlaubt sind nur die Protestantische und die Katholische Patriotische Drei-Selbst-Bewegung. Trotz einer Vielzahl von Verbesserungen, insbesondere für staatlich anerkannte Kirchen, führt Open Doors die Volksrepublik noch immer auf einem der vorderen Plätze im Weltverfolgungsindex. Die Liste aus derzeit 51 Ländern zeigt, wo Christen am stärksten verfolgt werden. Aktuell belegt China Platz 16.

 

Vietnam – Kontrollierter Glaube

 

Vietnam: Katholischer Priester Van Ly erneut verhaftet

 

In Vietnam hält die sozialistische Regierung das religiöse Leben weiter unter Kontrolle. Engagierte Christen werden vom Regime weiterhin verfolgt. Zwar sieht die Verfassung Religionsfreiheit vor, doch in der Praxis kann jede religiöse Aktivität, die als Kritik an der Regierung angesehen wird, verboten werden. Christen dürfen ihren Glauben nur innerhalb vorgegebener Grenzen praktizieren. Jede christliche Gemeinde muss genehmigt werden, andernfalls droht ihr die Schließung. Seit Jahren steht die Sozialistische Volksrepublik auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors. Aktuell gehört Vietnam mit Platz 18 zu den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt und benachteiligt werden. Besonders Christen aus den ethnischen Minderheiten auf dem Land bzw. dem zentralen Hochland (sogenannte Montagnards) erleben häufig Verfolgung. Willkürliche Verhaftungen, Drangsalierung und Geldstrafen sind hier weiterhin an der Tagesordnung.

 

Pfarrer Van Ly erneut verhaftet: Kirchenleiter und Menschenrechtsaktivisten, die gegen diese Kontrolle des religiösen Lebens und für Glaubens- und die damit verbundene Meinungsfreiheit eintreten, werden nicht selten mundtot gemacht. Ihnen drohen Gefängnisstrafen. In unfairen Prozessen werden Kritiker beispielsweise wegen Störung der öffentlichen Ordnung oder Propaganda gegen die Regierung verurteilt. Aktuelles Beispiel ist die erneute Verhaftung des katholischen Priesters Nguyen Van Ly: Der engagierte Geistliche kritisiert seit mehr als 30 Jahren die staatliche Einmischung in Kirchenangelegenheiten und Enteignung von Kircheneigentum. Wegen „Propaganda gegen die Regierung“ wurde er im März 2007 zu acht Jahren Haft und fünf Jahren Hausarrest verurteilt. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes nach mehreren Schlaganfällen wurde die Strafe im März 2010 für ein Jahr ausgesetzt. Der 64-Jährige stand seitdem unter strengem Hausarrest. Am 25. Juli kam es erneut zur Festnahme des noch immer gesundheitlich geschwächten Mannes. Open Doors bittet, für die Christen in Vietnam und insbesondere für Nguyen Van Ly zu beten.

 

Sie haben sicher alle noch den Fall der Asia Bibi im Hinterkopf. Die Frau, die in einen Disput mit Kolleginnen geriet, nachdem diese von einer „dreckigen Christin“ kein Wasser gegen ihren Durst annehmen wollten. Der Fall hat weltweit viele Schlagzeilen gemacht, da hier exemplarisch das pakistanische Strafrecht, in dem es einen „Blasphemieparagraphen“ gibt, im Fokus der Öffentlichkeit steht. In Ländern, in denen strenge, Scharia-gemäße Gesetzes-Kodizes gelten, wird „Blasphemie“ meist sehr eng definiert. Eine abfällige Bemerkung über den „Propheten“ Mohammed oder die lokale Geistlichkeit reicht dabei oft schon aus, um die Kriterien für einen Blasphemievorwurf zu erfüllen, der bei Verurteilung in jedem Falle tödliche Konsequenzen hätte. Auf die Details des Falles will ich hier nicht weiter eingehen, die sind unter dem oben markierten Link (roter Text) hier im Blog zu finden. Eine Revision gegen das im November ausgesprochene Todesurteil ist noch anhängig, sollte diese abgelehnt werden, wäre Asia Bibi die erste Frau, die nach diesem Gesetz hingerichtet wird.

 

Jetzt hat sich jedoch eine internationale Petitionskampagne gebildet, die von Pakistan ausging und nun von „voice of the martyrs“ internationalisiert wird. Diese Unterschriften sollen bei erreichen der 1 Million-Schwelle an den pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari als Gnadengesuch für Asia Bibi übergeben werden. Bereits mehr als 189.000 Zeichner kann diese Kampagne weltweit begrüßen. Davon sind leider bislang nur 250 aus Deutschland. Wollen wir das nicht ein wenig verbessern und für ein paar mehr Mitzeichner sorgen?

 

Ich bitte alle Leser von Herzen darum, diese Petition http://www.callformercy.com/ zu zeichnen. Es ist wahrlich das Geringste, was wir einer Schwester im Glauben an Gutem tun können. (Quelle: „the gospel Herald“ vom 23. Juli 2011)

 

 

Russland: „verbotene“ Kirche in Chabarowsk erneut unter Druck

  

Wir berichteten vor einigen Wochen von der de-facto-Schließung einer Kirche im ost-sibirischen Chabarowsk. Nachdem die Verfügung über die „Einstellung der Aktivität“ vom Obersten Gericht wieder aufgehoben worden war, wird nun von den Regionalbehörden an neuen Anklagen gebastelt.

 

Wir erinnern uns: Richterin Natalia Barabasch vom Regionalgericht in Chabarowsk gab am 27. April 2011 einem Antrag auf „Untersagung jeglicher Aktivität“ gegen die „Gnaden“-Kirche statt. Damit wurde der Freikirche jeglicher Spielraum kirchlicher Arbeit genommen. Vorwürfe wegen „psychologischer Manipulation“ von Gemeindemitgliedern durch Dinge wie Fürbitten oder Encounter-Wochenenden wurden dafür zur Grundlage gemacht. Maßgeblicher Initiator war der Staatsanwalt Valentin Wolkow.

 

Am 05. Juli 2011 widerrief der Oberste Gerichtshof in Moskau die Anordnung von Richterin Barabasch auf einen Revisionsantrag der Gnadenkirche hin. Da das Urteil aus Chabarowsk jedoch nicht annulliert, sondern nur widerrufen werden kann, geht die Angelegenheit wieder an ihren Ausgangspunkt zurück. Dies scheint den lokalen Behörden, die den Fall in Chabarowsk ursprünglich behandelt hatten, jedoch so recht zu gefallen, weshalb jetzt Ermittlungen gegen „Unbekannt“ geführt werden, um der Kirche endgültig den Gar aus zu machen. Ein strafrechtliches Verfahren gegen „unbekannte Mitglieder der Kirche“ soll jetzt ein „Einmischen von Anwälten“ verhindern, so sieht es Staatsanwalt Wolkow. Da das russische Strafgesetzbuch mindestens zwei Paragraphen hergibt, die für den Feldzug gegen die Gnaden-Gemeinde herhalten können, rechnet er sich dabei gute Chancen auf Erfolg aus.

 

Es sind dies die Paragraphen 111, Absatz 1 („willkürliches Zufügen körperlichen Schadens“, bis zu 8 Jahre Haft) und Artikel 239, Absatz 1 („Schaffung einer religiösen oder sozialen Verbindung, deren Aktivität verbunden ist mit Gewalt gegen Bürger oder anderem Schaden für ihre Gesundheit“, bis zu 3 Jahren Haft), mit denen Gemeindemitgliedern ihre Aktivität untersagt und die restliche Kirche eingeschüchtert werden soll. Mittlerweile müssen befragte Kirchenmitglieder damit rechnen, dass sie selbst das Ziel der Ermittlungen von Staatsanwalt Wolkow und seinen Mitarbeitern sind, weil keine Namen genannt werden. Auch die Einmischung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB wird vermutet, der die religiösen Aktivitäten von allen Freikirchen und nicht-orthodoxen religiösen Gemeinschaften kritisch beobachtet. Nach internen Aussagen aus FSB-Papieren sei gerade die evangelikale „Gnaden-Kirche“ als „destruktiv“ einzuschätzen. Weshalb, ist aber nicht ganz klar. (Quelle: „forum18.org“ vom 25. Juli 2011)

{Quelle: Berliner Gebetskreis – Verfolgte Kirche}

 

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