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Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Ein Leben im Rausch – bis das Baby kam 16. März 2013

Filed under: Werte für Jugend — Knecht Christi @ 16:59

Eine Freibergerin nahm jahrelang Crystal, sogar in der Schwangerschaft – Doch dann änderte sie ihr Leben

 

Freiberg: Ein halbes Jahr ist sie schon clean. Doch vorher konnte Kristin sich ein Leben ohne Drogen überhaupt nicht vorstellen. Anderthalb Jahre lang konsumierte die heute 25-jährige Freibergerin die Partydroge Crystal. Erst schnupfte sie das weiße Pulver nur am Wochenende, dann täglich. Das Drogen-Karussell drehte sich immer schneller. Ohne Hilfe hätte Kristin den Absprung nicht geschafft, wie sie sagt. Wenn die zierliche Frau mit den langen schwarzen Haaren von ihrem Leben als Drogensüchtige erzählt, spricht sie ganz schnell, und ihre Stimme klingt merkwürdig monoton. Fast scheint es, als würde sie über eine andere Person sprechen. „Mein Alltag drehte sich nur noch um Crystal. Die meisten meiner Freunde waren auch auf Droge. Ich kannte kaum jemanden, der sich nicht aufgeputscht hat“, sagt sie. Ihr Leben sei ein einziger Rausch gewesen. Kristin verlor ihren Job als Arzthelferin, und sie zog von Erfurt zurück in ihre Heimatstadt Freiberg. Dort traf sie ihren jetzigen Freund, der von ihren Drogenproblemen nichts ahnte, wie sie sagt. „Er kannte mich nur mit Crystal – selbstbewusst, stark und locker. Egal, ob etwas Gutes oder etwas Schlechtes passiert ist – ich war immer gut drauf“, blickt Kristin zurück.

 

 

 

Schwangerschaft verheimlicht

 

Doch dann wurde sie schwanger. Und ihr Freund wollte kein Kind. Sie hatte schon einen Termin für die Abtreibung, aber einen Tag zuvor sah sie das Ultraschallbild ihres ungeborenen Kindes und entschied sich anders. Ihren Freund belog sie jedoch und erzählte ihm, dass sie eine Fehlgeburt hatte. Irgendwann glaubte sie das fast selbst. „Ich hatte mir ein Lügengerüst aufgebaut“, sagt sie heute. Aber ihr Freund verließ sie trotzdem – und Kristin verdrängte die Schwangerschaft weiterhin. „Ich blendete das Baby im Bauch aus und stritt die Schwangerschaft ab, wenn jemand fragte“, erzählt sie. In der 32. Schwangerschaftswoche kam die Wende. Ihre Schwester hatte aus Angst um Kristin und das ungeborene Kind Alarm geschlagen und die Behörden informiert. Nun ging alles sehr schnell. Als Kristin ihre Schwester besuchte, klingelte es plötzlich, und ein Richter, Polizisten, Rettungssanitäter und Mitarbeiter des Landratsamtes standen vor der Wohnungstür.

 

Die Schwangere wurde ins Freiberger Krankenhaus gebracht – und kam dort endlich zur Vernunft. „Zweieinhalb Wochen war ich in der Klinik. Dort wurde mir meine Situation klar. Seitdem habe ich keine Drogen mehr angerührt“, sagt die junge Frau. Körperliche Entzugssymptome habe sie nicht gehabt. Nur eine bleierne Müdigkeit habe sie erfasst. Auch psychisch sei ihr der Verzicht auf Crystal leichter als gedacht gefallen. Vor allem eins bestärkte Kristin: Sie wollte auf keinen Fall ihr Kind verlieren. Schon in der Klinik grübelte die werdende Mutter, welche Auswirkungen ihr Drogenkonsum auf ihr Baby haben würde. „So richtig konnte das mir keiner sagen, da es noch keine langjährigen Erfahrungen damit gibt.“ In diversen Internetforen werden verschiedene Auswirkungen von Methamphetaminen auf das Ungeborene beschrieben. Laut US-Forschern stört die Droge die Nervenzellreifung, was noch vier Jahre nach der Geburt messbar sei, berichtet Spiegel-Online.

 

Damit Kristin ihr Leben in den Griff bekommt, stellte ihr das Amtsgericht Freiberg eine Betreuerin zur Seite. Zudem besucht sie die Drogenberatung der Diakonie. Die letzten Wochen ihrer Schwangerschaft verbrachte die werdende Mutter bei ihren Eltern. „Sie und meine Schwester unterstützen mich sehr.“ Ihrer Schwester sei sie heute dankbar für den rabiaten Einsatz. „Sie hat uns gerettet“, sagt Kristin, denkt kurz nach und fügt dann hinzu: „Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als die Ämter einzuschalten“. Der kleine Marvin fängt an zu quäken. Kristin nimmt das sechs Monate alte Baby auf den Arm. Sofort beruhigt es sich. „Ich würde ihn nicht mehr hergeben“, sagt die junge Frau, und ihre Stimme wird auf einmal ganz leise und zittert. Marvin hatte es besonders eilig. Er kam fast vier Wochen zu früh auf die Welt. Ihre Betreuerin bat Eva Naumann um Unterstützung für Mutter und Kind. Die Familienhebamme besuchte Kristin und Marvin anfangs täglich und sah nach dem Rechten. „Wir haben gemeinsam einen Tagesablauf erarbeitet, damit sie über die Runden kommt“, berichtet die Oberschönaerin.

 

 

 

Hebamme machte ihr Mut

 

Die 25-Jährige hatte im Chaos gelebt, jetzt musste der Alltag der Alleinerziehenden strukturiert werden – ein Säugling braucht ein geordnetes Leben. Anfangs klappte es nicht mit dem Stillen. Die Hebamme ließ nicht locker – und das zahlte sich aus. „Ich konnte Marvin stillen“, sagt Kristin, und die Freude darüber ist der jungen Frau heute noch deutlich anzumerken. Doch das Wichtigste: Eva Naumann machte der jungen Mutter Mut und vermittelte ihr das Gefühl: Das schaffen wir schon. „Allein hätte ich das nicht gepackt“, sagt Kristin. 14 Tage nach der Geburt seines Sohnes tauchte Kristins Freund plötzlich wieder auf. Seitdem sind sie wieder zusammen. Eine sozialpädagogische Familienhelferin von der Arbeiterwohlfahrt betreut die junge Familie. Sie hilft Kristin, die mit Marvin in eine eigene, liebevoll eingerichtete Wohnung gezogen ist, den Alltag mit dem Baby zu meistern. Der Kontakt zu Familienhebamme Naumann ist seltener geworden. „Aber wenn ich Probleme hätte, wäre sie nach meiner Mutter die erste, die ich anrufen würde“. Heute schätzt sich die 25-Jährige als relativ gefestigt ein. „Auch wenn wir uns mal streiten, schaffe ich es ohne Drogen“, sagt Kristin. „Angst habe ich nur davor, dass ein mir nahestehender Mensch stirbt. Hoffentlich schaffe ich auch so eine Situation“.

 

 

Familienhebammen – Angebot richtet sich an alle Familien

 

In Mittelsachsen sollen sich Familienhebammen um überforderte junge Familien kümmern – bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes. Dafür stellt die Bundesinitiative Frühe Hilfen dieses Jahr 30.000 Euro bereit. Aufgebaut wird ein Netzwerk, beispielsweise mit Ärzten, Physiotherapeuten und Jugendhilfemitarbeitern. Etwa 2500 Kinder kommen im Kreis jährlich zur Welt. Laut Nationalem Zentrum „Frühe Hilfen“ besteht bei jedem fünften Kind Hilfsbedarf. „Wir gehen aber von einem geringeren Anteil aus“, sagt Carmen Randhahn-Renner, die Leiterin der Abteilung Allgemeiner Sozialer Dienst im Landratsamt. Das Angebot richtet sich nicht nur an sozial Benachteiligte. „Jede Familie kann in eine Lage kommen, wo sie Hilfe braucht“, so Netzwerkkoordinatorin Peggy Schroeder. Derzeit gibt es in Mittelsachsen drei Familienhebammen, weitere und auch ehrenamtliche Helfer werden gesucht.

Kontakt: Telefon 03731/7996217

{Quelle: www.freiepresse.de}

 

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