Bistum Trier ordnet Immobilienbesitz neu
Die katholische Kirche muss sparen:
Die Zahl der Gottesdienst-Besucher sinkt, die Gemeinden können die Kosten für ihre Gebäude nicht mehr aufbringen. Mehr als 300 der 1000 Kirchen-Immobilien im Saarland könnten verkauft werden.
Die Pfarrgemeinde St. Marien Neunkirchen kam dem Bistum praktisch zuvor: Bereits 2009 begannen dort erste Überlegungen zu einem Immobilienkonzept. „Der Druck wurde einfach zu groß“, erklärt Pastor Michael Wilhelm. Die Betriebskosten waren hoch, die Kirchenbesucher rar. „Eine Kirche zu beheizen, wenn nur noch 60 Menschen zum Gottesdienst kommen, ist einfach zu teuer“, sagt Wilhelm. Innerhalb von 20 Jahren sei die Zahl der Katholiken in Neunkirchen um 4000 zurückgegangen. Heute zählt die Gemeinde noch 10 000 Mitglieder. Für die drei Kirchen, die nun verkauft werden sollen, fielen jährlich Kosten von 60 000 Euro an. Zudem hat sich ein Investitionsstau aufgebaut, wie Wilhelm erklärt: „Größere Sanierungen an den Kirchen können wir nicht stemmen“. Mit seinem Vorhaben wagt sich das Bistum an ein hochemotionales Thema. Pastor Wilhelm stellte schnell fest, dass es ohne viel Überzeugungsarbeit nicht geht. Als das erste Pfarrhaus verkauft wurde, kamen Wut und Verärgerung bei vielen Gemeindemitgliedern auf. „Für uns war das auch ein Lernprozess“, sagt Wilhelm. „Wir haben es zunächst an Transparenz mangeln lassen.“ Heute steht das Immobilienkonzept für jeden einsehbar auf der Webseite der Gemeinde. Kindergärten sind aus dem Immobilienkonzept ausgeklammert – zunächst. Denn hier muss sich das Bistum mit Land, Kreis und Kommunen abstimmen. Dass auch hier etwas geschehen muss, zeigt das Beispiel Neunkirchen: Das Gebäude der Kita St. Vincenz ist marode, Geld für die Sanierung oder einen Neubau hat die Gemeinde nicht.
Für die drei Kirchen in Neunkirchen stehen bereits Kaufinteressenten bereit: ein Ingenieurbüro, auch ein Bauunternehmer, der die Gotteshäuser in Lofts umwandeln möchte. Doch offiziell hat das Bistum das Immobilienkonzept noch nicht abgenickt. Können sich Pfarrei und Bistum nicht einigen, gebe es eine erneute „Beratungsschleife“, so Brittner. Das letzte Wort hat der Bischof. Doch Wilhelm ist zuversichtlich: „Es gibt Signale, dass wir auf dem richtigen Weg sind“.
{Quelle: http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufmacher/Kirchen-Saarland-Verkauf-Immobilien-Kirchen-Verkauf;art27856,5247181 – von Nora Ernst}