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Stuttgarter Zeitung weist Antisemitismusvorwürfe zurück 10. August 2013

Filed under: Reportagen — Knecht Christi @ 18:51

Luff_Israel+Hamas

Der Karikaturist hat sich allem Anschein nach auch „entschuldigt“, jedenfalls bei der Tochter Kreislers. Dazu schickte er ihr diese Nettigkeit als Begleitmaterial

 

 

Antisemitische Karikatur in der Stuttgarter Zeitung

 

 

Die Stuttgarter Zeitung hat auf der Titelseite eine Karikatur ihres Karikaturisten Luff veröffentlicht. Benjamin Netanjahu mit Davidstern an der Brust, dort wo in Nazi-Deutschland die Juden einen gelben Stern trugen, sitzt auf einer Parkbank und lässt aus einer mit Totenkopf gekennzeichneten Flasche Gift auf Stückchen Brot tröpfeln. Zu seinen Füßen, neben der Bank wartet eine „Friedenstaube“ mit der Aufschrift „Nahostfriede“ auf die vom Juden Netanjahu vergifteten Brotstückchen. Über der Giftflasche hat Luff eine Sprechblase mit den Worten „Siedlungsbau“ eingefügt. Unter dem Bild stand ein Zitat von Georg Kreisler: “Geh’n mer Tauben vergiften im Park…”. Georg Franz Kreisler, 1922 in Wien geboren und im November 2011 in Salzburg gestorben, war Komponist, Sänger und Dichter. Er stammte aus einer jüdisch österreichischen Familie. 1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs, waren auch österreichische Juden von den Repressalien nach den Rassengesetzen des Nationalsozialismus betroffen. Es gelang seinem Vater, unter Verlust des Vermögens mit der Familie über Genua und Marseille in die USA zu emigrieren. Kreisler wurde 1943 US-amerikanischer Staatsbürger und gleich darauf für den Zweiten Weltkrieg zur US-Armee eingezogen. Als Soldat war er unmittelbar nach Kriegsende dolmetschend in Deutschland tätig, verhörte Julius Streicher, begegnete Hermann Göring und Ernst Kaltenbrunner.

 

 

Israel News

 

 

Ab Mitte der 1950er Jahre wurde er im deutschen Sprachraum populär durch Lieder wie „Tauben vergiften“, „Der Tod, das muss ein Wiener sein“ und „Wie schön wäre Wien ohne Wiener“.

 

In einem Interview mit Konkret hatte Kreisler 2002 gesagt: „Die Berichterstattung in den deutschen Zeitungen über den Nahen Osten aber ist doch nahe am: Haut den Juden! Es hat gerade heute wieder einer in der »Basler Zeitung« einen Artikel geschrieben, in dem er die Palästinenser gleichsetzt mit den Juden in der Hitlerzeit. Und das ist einfach falsch. Es wohnen genügend Palästinenser in Israel, die sagen, sie leben lieber in Israel als in einem arabischen Staat, denn in Israel gibt es mehr Demokratie. Und Palästina war nie ein Staat, das darf man nicht vergessen. Wenn sie jetzt einen Staat verlangen, so ist das etwas Neues. Ich bin nicht dagegen, dass sie einen Staat haben, nur gegen die Art und Weise, wie sie einen Staat zu erzwingen versuchen. Man soll nicht vergessen, dass die Palästinenser lange Zeit auf die Auslöschung des Staates Israel hingearbeitet haben und heute immer noch viele darauf hinarbeiten.

 

Offensichtlich fällt es uns hier schwer, von einer historischen Situation für sich und nicht von einer Metapher für uns selbst zu sprechen. Immer geht es da um so eine klammheimliche Schadenfreude: Die Juden haben auch ihre Juden. Die Juden sind selber Faschisten und so weiter. Und dabei sehen wir, ich weiß nicht ob Sie uns da recht geben, eine fatale Tendenz, dass sich dabei auch die Begriffe umdrehen lassen, wie zum Beispiel all die Formen des ästhetischen und rhetorischen Widerstands, »Provokation«, »Tabuverstoß«, »Subversion« links verschwunden sind und dafür rechts und sehr rechts wieder auftauchen. Toleranz ist dabei nur noch ein Mantel für die imaginäre Mitte“. Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass eine der angesehenen Zeitungen Deutschlands mit der Luff-Karikatur auf ihrer Titelseite gleich mehrere klassische antisemitische Motive bemüht hat. Da wird der Jude Netanjahu wie ein mittelalterlicher „Brunnenvergifter“ dargestellt, und noch dazu, wie er mit dem „Siedlungsbau“ den „Nahostfrieden“ ermordet, und das nur wenige Tage nachdem Israelis und Palästinenser nach 5 Jahren Pause die Friedensgespräche wieder aufgenommen haben, trotz palästinensischen Terrors und öffentlich bekundeten Vernichtungsabsichten. Der Vorsitzende des palästinensischen Fußballbundes, Dschibril Radschoub, hatte kürzlich erklärt: „ Wenn wir eine Atombombe besäßen, würde ich sie morgen auf Israel werfen“.

 

Georg Kreislers Tochter Sandra hat mit einem empörten Leserbrief gegen diesen „Tanz auf dem Grabe meines Vaters“ reagiert: “Wie kann man nur eine Zeichnung veröffentlichen, die den Namen und die Arbeit meines Vaters in Zusammenhang mit einer Meinung stellt, die erstens deutlich NICHT die seine war, zweitens KEINERLEI Verbindung mit dem zitierten Lied hat und drittens rein inhaltlich ebenso antisemitisch wie inhaltlich falsch ist… Es ist eine Schande, derart auf dem Grabe meines Vaters zu tanzen“. Zur Verteidigung der Stuttgarter Zeitung und ihres Karikaturisten muss hier gesagt werden, dass Kritik an Israels Politik und speziell an der Siedlungspolitik legitim und eine Frage des politischen Standpunktes ist. Gleichwohl ist die abgedruckte Karikatur ein Paradebeispiel für das Überschreiten aller roten Linien. Da werden pure antisemitische Motive benutzt, um vermeintlich „legitime“ Kritik an Israel zu üben. Nur selten „erwischt“ man jemanden, der klassischen Antisemitismus so offen verwendet, wie sich das jetzt die Stuttgarter Zeitung geleistet hat.

 

Eldad Beck, Korrespondent der israelischen Zeitung Jedijot Achronot in Berlin, verwies in seinem Artikel über die Karikatur auch auf das Bild eines „Monsters“, das kürzlich mit antisemitischer Bildunterschrift in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Er berichtete zudem, dass die israelische Botschaft in Berlin ein Protestschreiben an den Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung geschickt habe. Zahlreiche Leserbriefe sind inzwischen an die Stuttgarter Zeitung geschickt und in Kopie an andere Empfänger weitergeleitet worden. So schreibt C. Heun aus Norddeutschland: „Die Karikatur vom 5. August mit dem Untertitel “Geh’n mer Tauben vergiften im Park”, ist nicht nur vom bildnerischen her mit dem “Stürmer” verwandt, der Inhalt ist auch ausgesprochen böswillig und vor allem falsch…. Der Gipfel ist allerdings, dass sie diese bösartige sog. Karikatur mit dem Text eines Juden unterlegen. Das ist zu allem anderen auch noch eine Geschmacklosigkeit”.

 

Johannes Riegger, Lehrer am Stuttgarter Wagenburg-Gymnasium schrieb über 18 israelische Schüler, die auf Einladung des Stadtjugendrings und seines Gymnasiums zu Gast in Stuttgart waren. “Als Initiator weiß ich: Es hat den Israelis sehr gut hier bei uns gefallen. Sie haben sich jederzeit aufs Wärmste willkommen gefühlt. Was sie wohl zu Ihrer Karikatur vom 5.8. gesagt hätten? Diese Karikatur, die Israel aufs bösartigste diffamiert und mit klassisch antisemitischen Motiven arbeitet! Ob sich die israelischen Jugendlichen immer noch willkommen fühlten? Wie sollte ich Ihnen erklären, dass so etwas in ihrem hoch angesehenen Deutschland möglich ist? …Nein, das ist unseren israelischen Gastschülern nicht zu erklären. Diese Karikatur ist eine Schande, für die man sich entschuldigen müsste“! {Quelle: heplev.wordpress.comwww.ynetnews.com – Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 7. August 2013 (direkt vom Autor)}

 

 

 

Stuttgarter Zeitung weist Antisemitismusvorwürfe zurück

 

Die Stuttgarter Zeitung hat eine „Erklärung“ zu der Karikatur des Zeichners Rolf Henn „Luff“ vom 5. August veröffentlicht. Sie habe der Zeitung den „Vorwurf des Antisemitismus eingetragen. Diesen Vorwurf weisen wir entschieden zurück. Wir bedauern jedoch, dass durch die Verbindung von Text und Bild der Eindruck entstehen konnte, die StZ und ihr Karikaturist Luff benutzten antisemitische Stereotype”. Damit ist die Welt wieder in Ordnung. Die StZ und ihr Karikaturist halten sich an eine gute alte Tradition. Martin Walser, Günther Grass, Jakob Augstein und Andere haben ebenso Antisemitismus-Vorwürfe zurückgewiesen. “Wer Antisemit ist, das bestimme ich”, hat mal jemand gesagt… Brunnenvergifter, Dolchstoßlegenden, Kindermörder, Auge um Auge und biblische Rache sind alles keine Stereotype, sondern offenbar „Wahrheiten“, wie die „jüdische Weltverschwörung“ und vieles mehr. Wenn das alles „nicht der Haltung der Stuttgarter Zeitung“ entspricht, muss man sich fragen, wieso sie dann auf die Idee kommt, den Regierungschef des jüdischen Staates ausgerechnet als „Vergifter“ der Friedenstaube darzustellen und das mit dem stereotypen Klischee des „Siedlungsbaus“.

 

 

 

Noch entlarvender ist die Reaktion des Zeichners Rolf Henn (Luff): „Mit großer Betroffenheit nehme ich die zum Teil heftigen negativen Reaktionen auf meine Netanjahu-Karikatur zur Kenntnis. Unter anderem wird mir antisemitische und faschistische Gesinnung vorgeworfen. Dieses empfinde ich als grobe Beleidigung und weise es entschieden zurück.“ Nein. Dem Herrn Henn wird keine „antisemitische und faschistische Gesinnung vorgeworfen“, was ihn zu allem Überdruss auch noch „beleidigt“. Ihm wird vorgeworfen, eine Karikatur mit antisemitischen und anti-israelischen Motiven gefertigt zu haben und als Bildunterschrift das Zitat eines Holocaustüberlebenden ausgewählt zu haben. Jeder macht Fehler, aus Dummheit, Unwissen und manchmal auch aus Böswilligkeit. Anstatt einen peinlichen Fehltritt einzugestehen, setzen die Redaktion der StZ und ihr Karikaturist noch eins drauf. „Nicht bedacht“ habe Henn nach eigener Angabe, „Netanjahu und Kreisler über eine Art jüdisch-friedensfeindlichen Kamm (zu) scheren“.

 

Wenn ihm inzwischen aufgrund der Kritiken diese Erkenntnis gekommen ist, warum kann er dann nicht einfach den Fehler eingestehen und sich förmlich dafür entschuldigen? Aber nein, er muss hinzufügen, dass Netanjahu tatsächlich Gift für das Streben nach einer friedlichen Lösung ausstreut, um die „Friedenstaube“ umzubringen. Über den Sinn oder Unsinn des Siedlungsbaus kann man streiten, genauso über Terror, die Ehrung von Selbstmordattentätern, antisemitische Hetze des Präsidenten Mahmoud Abbas und vieles mehr. Das alles ist kein „Gift“. Henn wäre wohl kaum auf die Idee gekommen, Abbas auf der Bank sitzend zu zeichnen, ebenfalls mit einer Flasche Gift. Denn das hier adoptierte uralte Motiv des Brunnenvergifters passt besser zu einem Juden als zu einem Moslem, Araber oder gar Palästinenser. Kein Deutscher mag als „Antisemit“ entlarvt oder kritisiert werden. Die übliche Mechanik, sich dagegen zu wehren, macht es meistens noch schlimmer, wenn man ein Bekenntnis „ohne Wenn und Aber zum Existenzrecht Israels“ für nötig hält. Henn hätte genauso gut ein Bekenntnis zum Lebensrecht „jüdischer Menschen“ abgeben können. Vor Jahrzehnten war das in Deutschland keine Selbstverständlichkeit.

 

Er macht alles noch schlimmer, indem er befürchtet, mit seiner unbedachten Karikatur allein die „Gefühle jüdischer Menschen“ verletzt zu haben. Verletzt hat er die Gefühle aller „arischen“ deutschen Menschen, die nach 1945 dem Antisemitismus und faschistischem Gedankengut eine Absage erteilt. Von Blindheit geschlagen haben sie bei der Stz nicht einmal kapiert, gegen die wichtigsten deutschen Werte seit dem Ende des Holocaust verstoßen zu haben. Wer eine so dünne Haut hat und „beleidigt“ ist, wenn ihm Antisemitismus oder Faschismus vorgeworfen werden, könnte sich kundig machen, die Geschichte des Antisemitismus und seiner Stereotypen studieren und dann deren Verwendung unterlassen. Wer das jedoch nicht „bedenkt“, ist selber schuld und sollte wenigstens den Mut haben, ohne „wenn oder aber“ seinen Fehler eingestehen, anstatt es im Nachhinein noch als politischen Stadtpunkt zu rechtfertigen. {Quelle: heplev.wordpress.com – Ulrich Sahm, 8. August 2013 (direkt vom Autor)}

 

1 Responses to “Stuttgarter Zeitung weist Antisemitismusvorwürfe zurück”

  1. Die Karikatur tut nichts anderes als die Wirklichkeit, die auch von ernsten und respektierten Analysteen und Kommentatoren der Welt, viele von ihnen mindestens so jüdisch wie der Netanyahu-Clan, hervorgehoben wird: Netanyahu, seine Regierung und die Koalitionsparteien VERGIFTEN wohl berechnend alle Friedensbemühungen und -gespräche durch die fortgesetzte Besetzung, Kolonisation und Segregation in den Gebieten, die Israel 1967 mit Waffengewalt an sich gerissen hat.

    Die Karikatur ist mitnichten antisemtisch/antijüdisch, wer dies behauptet, lügt so, dass sich die Balken biegen, bevor sie brechen.
    Als Jude (und auch Israeli) kann ich das den Ultrazionisten und Antigoyim vorhalten, nicht nur theoretisch, sondern aus der praktischen Erfahrung mit der israelischen Politik seit Anfang des neuen Milleniums


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