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Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Weihnachtsfest für Waisenkinder und Das Kinderhospital in Bethlehem 22. Dezember 2012

Filed under: Reportagen — Knecht Christi @ 16:32

Das Waisenhaus La Crèche in Bethlehem ist das einzige Haus für Findelkinder im West-Jordanland.

 

Die christliche Einrichtung ist eine Insel der Nächsten-liebe in einer Gesellschaft mit starren Regeln. Der Moment, als in Suha (Name geändert) neues Leben heranwächst, wird zur Gefahr für ihr eigenes Leben. Die 18-jährige Palästinenserin ist von einem Familienmitglied vergewaltigt worden, niemand darf von der Schwangerschaft erfahren, sie würde damit die Familie entehren. Suhas Eltern bringen sie deshalb nach Bethlehem, wo sie Anfang Dezember ein Mädchen zur Welt bringt. Sie gibt ihm keinen Namen und wird es nach der Geburt nicht wieder sehen. Das kleine Mädchen ist das elfte Kind, das hier 2012 geboren wurde: in der „Crèche“, der Krippe Bethlehem, einem Waisenhaus für palästinensische Kinder. Geschichten wie die von Suha passieren oft im West-Jordanland. Doch nicht immer ist Vergewaltigung der Grund dafür, dass die Mädchen schwanger werden. Auch die mangelnde Sexualaufklärung ist ein Problem. Viele junge Menschen hier wissen über Verhütung nicht ausreichend bescheid. Aber immerhin das wissen alle: Jungfräulich hat hier in Bethlehem nur eine Frau ein Kind zur Welt gebracht.

 

 

Ehrenmorde immer häufiger

Und weil Sex außerhalb der Ehe in der konservativen muslimischen Gesellschaft tabu ist, wird er für die jungen Frauen zur Lebensgefahr. Immer häufiger passieren im West-Jordanland Ehrenmorde, weil Mütter, Väter, Brüder oder Onkel die Ehre der Familie durch das vermeintlich unmoralische Verhalten der Mädchen beschmutzt sehen. Allein in den letzten zwei Jahren wurden hier 25 Mädchen ermordet. Um die ungewollten Kinder kümmern sich in der Krippe seit über 100 Jahren die Töchter der Barmherzigkeit von Saint-Vincent de Paul. 1885 kamen sie auf Anfrage des Bischofs von Bethlehem in die kleine Stadt im West-Jordanland und eröffneten ein Krankenhaus. Bald aber lagen auch Kinder vor der Tür, ausgesetzt von ihren Familien. So gründeten die Schwestern das Waisenhaus, das seitdem besteht. Umgeben von großen Mauern liegt es mitten in Bethlehem. In dem mächtigen, alten Gebäude aus hellem Stein wohnen derzeit 32 Kinder. Schwester Elisabeth, 57, leitet das Waisenhaus seit einem Jahr und kümmert sich gemeinsam mit Krankenschwestern, freiwilligen Helfern und Lehrern um die Waisen. Tagsüber betreuen sie außerdem 65 weitere Kinder, die aus sehr armen oder schwierigen Verhältnissen kommen. Zur Weihnachtszeit sind die Säle des Hauses festlich geschmückt. Die Kinder haben mit ihrem Kunstlehrer Nikoläuse gebastelt, sie baumeln in den Gängen von der Decke herab. In den Schlafsälen hängt Lametta in allen Farben, an jedem Bett ist ein Namensschild angebracht. Schwester Elisabeth sagt, die Kinder seien noch zu jung, um zu fragen, warum sie keine Eltern haben. Trotzdem sehe sie, dass die Kinder Schmerz in sich tragen. „Wir können ihnen nicht dieselbe Liebe geben, wie es Mutter und Vater können“, sagt sie, „auch wenn wir es versuchen“. Insbesondere die ganz Kleinen brauchen viel Fürsorge. Auf der Station für Neugeborene kümmern sich Krankenschwestern um Zwillinge, die noch keine zwei Wochen alt sind. Es sind Frühchen, die Mutter hat sie im siebten Monat per Kaiserschnitt entbunden – weil sich eine Schwangerschaft bis zum siebten Monat einigermaßen gut verstecken lässt. Nachdem die Verlobung mit einem Mann geplatzt war, wusste die Frau keinen anderen Ausweg, als die Kinder abzugeben. Es ist ruhig auf der Station, die Zwillinge schlafen.

 

 

 

 

 

Tobende Kinder

Wenige Räume weiter toben im Spielzimmer die Kinder, die schon laufen können. Es ist laut, arabische Musik läuft im Hintergrund, in der Ecke steht ein geschmückter Weihnachtsbaum. Jungen und Mädchen springen in einem Bällebad herum. Ein kleiner Junge lässt ein Polizeiauto über den Boden fahren und ahmt dabei Motorengeräusche nach. Er heißt Hamad und ist diese Woche mit seiner Schwester in die Crèche gekommen. Ihr Vater hat eine neue Frau. Und da es im Islam die Aufgabe des Vaters ist, für die Kinder zu sorgen und die Mutter sie nicht wollte, kamen sie hierher. Ein Jahr kann Hamad mit seiner Schwester noch bleiben, dann ist er sechs Jahre alt und muss in ein anderes Heim. Dass die Kinder adoptiert werden, ist aussichtslos – nur ganz wenige kommen in eine Pflegefamilie. Adoption gibt es im West-Jordanland nicht, sie ist nicht in der Mentalität der palästinensischen Gesellschaft verankert. An Weihnachten werden die Kinder wie jedes Jahr die Weihnachtsgeschichte aufführen, Kuchen essen und Geschenke auspacken, die sie von Spendern bekommen haben. Wenn das Wetter gut ist, werden sie dann einen Spaziergang durch Bethlehem unternehmen und sich die Dekoration in den Straßen anschauen. Wie vor drei Jahren, als die damalige Leiterin Schwester Sophie die Kinder mitgenommen hat in die Geburtskirche, zu der Stelle, an der Jesus zur Welt gekommen sein soll. Sie hat den Kindern die Geschichte von Maria und Joseph erzählt. Wie sie einen Ort gesucht haben, um Jesus zur Welt zu bringen. Wie Maria Jesus im Stall gebären musste, auf Heu und auf Stroh, weil sie zu arm waren, um eine bessere Unterkunft zu bekommen.

 

 

 

 

Diskussionen über Reichtum

Die Kinder hörten aufmerksam zu. Ein dreijähriges Mädchen hatte sich die Geschichte besonders gut gemerkt und sie den anderen Kindern am nächsten Tag erneut erzählt. Doch plötzlich hatte es angefangen, zu weinen. Als die Schwester das Mädchen fragte, weswegen es weine, antwortete es: „Es ist wahr, Jesus war sehr arm, weil er kein großes Zimmer hatte, so wie wir, kein warmes Wasser, kein schönes Bett. Aber er war auch sehr reich.“ Die Schwester fragte: „Wie kann das sein, dass er gleichzeitig arm und reich ist?“ „Er war reich, weil er eine Mutter und einen Vater hatte“, sagte das Mädchen.

{Quelle: www.morgenweb.de –  Von Theresa Breuer}

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Kinderhospital in Bethlehem

 

Weihnachten 1952. Der Schweizer Pater Ernst Schnydrig, Ordenspriester der Ordensgemeinschaft Missionare Unserer lieben Frau von La Salette, verbringt die Feiertage im Heiligen Land. In Bethlehem macht er eine Beobachtung, die sein Leben verändern wird: Während die Kirchenglocken die Christen zum Weihnachtsgottesdienst rufen, begräbt in einem Flüchtlingslager ein Palästinenser sein an Hunger und Kälte gestorbenes Kind. Ein am Geburtsort Jesus Christus an Unterversorgung gestorbenes Kind?! Pater Schnydrig reagiert sofort. Er mietet in Bethlehem zwei Zimmer an und stellt 14 Bettchen hinein – der Beginn des „Caritas Baby Hospital“, des Kinderhospitals Bethlehem. In Erinnerung daran werden in der Weihnachtsmesse der Herz Jesu-Kirche Dresden 500 Kerzen verteilt und entzündet. Initiatorin ist Ursula Wesner, die das Kinderhospital in Bethlehem schon mehrfach besuchte. Bei „Religion & Gesellschaft“ erzählt sie davon.

 

 

Eine Oase der Ruhe und des Friedens

 

Aus dem Zwei-Zimmer-Hospital des Schweizer Paters Ernst Schnydrig ist in den vergangenen Jahren eine Klinik geworden. Eine Klinik, in der jährlich mehrere tausend Kinder untersucht und behandelt werden – unabhängig von ihrer Religion, von ihrer Nationalität und ihrer sozialen Herkunft. Damit leistet das Hospital nicht nur medizinische Hilfe, sondern ermöglicht es Patienten und Angehören auch, zur Ruhe zu kommen an diesem von Unruhe und Krieg so geplagten Ort – ganz so, wie Pater Ernst Schnydrig sich das „Caritas Baby Hospital“ einst vorgestellt hat. Das Licht von Bethlehem: In Erinnerung an die Gründung dieses Hospital vor 60 Jahren werden in der Weihnachtsmesse der Herz Jesu-Kirche Dresden, die von der ARD übertragen wird, 500 Kerzen aus Bethlehem verteilt und entzündet. Initiatorin dieser Aktion ist Ursula Weßner, die das Bethlehemer „Caritas Baby Hospital“ schon mehrfach besucht hat. Von ihrer letzten Reise hat sie eben jene Kerzen mitgebracht, die während der Messe am Licht von Bethlehem entzündet werden sollen – jenes Licht, welches Jahr für Jahr an der Geburtsstätte Jesus Christus entflammt und in die Welt hinaus getragen wird. In diesem Jahr haben das Licht zwei Jungen entzündet: Ein Israeli und ein Palästinenser.

 

 

 

 

 

Religion & Gesellschaft im Interview mit Initiatorin Ursula Wesner:

Warum engagieren Sie sich für das Kinderhospital in Bethlehem?

 

Ursula Weßner: Mit einer christlichen Reisegruppe reiste ich 2005 erstmals nach Israel. Das war kurz nach einer großen Auseinandersetzung zwischen Palästina und Israel. Natürlich wollten wir von Jerusalem aus nach Bethlehem, um an dem Ort zu beten, wo das Weihnachtsfest seinen Ursprung hat. Das war nicht einfach, denn nicht immer gestatten die israelischen Behörden die Einreise in die palästinensischen Gebiete. Auch die Mauer mit ihren Kontrollpunkten gab es schon. Das erschreckte mich besonders, da ich die Mauer in unserem Land mit all ihren Auswirkungen noch schmerzhaft in Erinnerung hatte (und immer noch habe). Nach einigen Anfragen durften wir schließlich Bethlehem besuchen. Ich bin heute noch dankbar, dass wir nicht nur „das Kind in der Krippe“ suchten und fanden, sondern auch Kindern ins Bethlehem begegnen durften – im „Caritas Baby Hospital“. Pater Ernst Schnydrig hat dieses Hospital Anfang der 1950er-Jahre aus der Not heraus gegründet. Und es ist mir ein Bedürfnis geworden, meine Möglichkeiten zu nutzen, um auf diesen Hoffnungsschimmer aufmerksam zu machen.

 

Was macht dieses Hospital so besonders und warum ist es so wichtig für Bethlehem und die Region?

 

Wir sind da! Das ist die Leitlinie dieses Krankenhauses. Die Türen stehen immer offen. Kein Kind wird abgewiesen, auch wenn die Eltern die Behandlung nicht bezahlen können. Die Mütter dürfen bei der Betreuung ihrer Kinder helfen, müssen aber die Mütterschule besuchen.
Dort lernen sie, wie sie Krankheiten vorbeugen können, durch bessere Hygiene, eine gesündere Ernährung – soweit das möglich ist. Das Krankenhaus bildet auch Pflegekräfte aus – vornehmlich junge Frauen, die auf diese Weise eine Perspektive bekommen und die Möglichkeit, ihre Familien zu versorgen. Auch hat das Krankenhaus ein dichtes soziales Netz aufgebaut. All das trägt zur Verständigung untereinander bei. So ist es zu einer Brücke des Friedens und der Hoffnung geworden. Sie haben das Hospital schon mehrfach besucht – was haben Sie dort erlebt? Während meines letzten Besuches im Oktober, hatten wir die Gelegenheit, der Chefärztin des Hospitals, Dr. Hiyam Marzouqa, zu begegnen. Sie erzählte uns von der manchmal beinahe hoffnungslosen Situation, in der sich die Menschen befinden, aber auch von der Freude darüber, dass sie sich durch die Besuche aus Europa nicht vergessen fühlen. Oft, so erzählt sie weiter, möchte sie auch mit ihrer Familie weggehen – wie viele ihrer Landsleute. Aber dann schaut sie in die Augen der Kinder, und weiß, dass ihr Platz in Bethlehem ist – trotz allem!

 

Welche Pläne und Wünsche gibt es Ihrerseits im Hinblick auf das „Caritas Baby Hospital“?

Ich habe nach dem Gespräch mit Dr. Hiyam Marzouqa 500 Kerzen gekauft. Sie werden im Gottesdienst am Heiligen Abend in der Herz Jesus-Kirche in Dresden leuchten – so wie die Kinderaugen im „Caritas Baby Hospital“. Das Licht kommt direkt aus Bethlehem und wurde von einem Jungen unserer Gemeinde vom Bahnhof in Dresden abgeholt. So wollen wir in diesem Jahr Weihnachten, das Fest des Friedens und der Versöhnung feiern. Und ich hoffe, dass das Licht von Bethlehem uns über das Fest in das neue Jahr begleitet. Das ist mein Wunsch.
 

1 Responses to “Weihnachtsfest für Waisenkinder und Das Kinderhospital in Bethlehem”

  1. Bernhardine Says:

    ALLEN GESEGNETE WEIHNACHTEN

    „Es ist ein Ros´ entsprungen“, Mainzer Domchor, 3:31


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