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Koptischer Bischof: Vor Todesstrafe andere Mittel ausschöpfen 26. März 2014

Filed under: Koptische Kirche im Ausland,Moslembrüder — Knecht Christi @ 19:19

Straßenschlacht vor der Kairoer Uni

Bischof Damian zu Todesurteilen:

Nicht „deutsche Maßstäbe“ an das ägyptische System anlegen

 

 

Der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche für Deutschland, Anba Damian, hat nach den Todesurteilen gegen 529 Mitglieder der radikal-islamischen Muslimbruderschaft für eine so weit wie vom ägyptischen Recht her mögliche Umwandlung der Strafen in Freiheitsstrafen plädiert. Das umstrittene Urteil war nach einem Prozesstag am Sonntag gefällt worden. 153 der Verurteilten befinden sich in Haft, die anderen sind auf der Flucht. Sie waren unter anderem wegen Mordes an Christen angeklagt und sollen an gewalttätigen Demonstrationen nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi beteiligt gewesen sein. Eine Berufung gegen das Urteil, das nach einem Tag gefällt wurde, ist möglich. So viele Todesurteile in einem Verfahren sind in Ägyptens Geschichte einzigartig. Die Verfahren gehen weiter; insgesamt sind 1.200 Personen angeklagt. Der deutschen evangelischen Nachrichtenagentur „idea“ gegenüber kündigte Anba Damian am Mittwoch an, er werde unverzüglich Kontakt mit der Botschaft Ägyptens in Berlin aufnehmen: Als Ägypter und als Diener der koptischen Kirche in Deutschland werde ich mich dafür einsetzen, dass erst alle anderen Mittel ausgeschöpft werden, bevor man zur Todesstrafe greift„. Dazu zähle für ihn eine genaue Überprüfung der verurteilten Personen, eine Untersuchung der Fälle durch Kriminalfachleute und eine Analyse von Experten, welche positiven Auswirkungen Erziehungsmaßnahmen und Gefängnisstrafen auf die Angeklagten haben könnten.

Der Bischof wollte sich nicht konkret zu den einzelnen Fällen äußern, da er die Details nicht kenne. Es müsse Gerechtigkeit geben, doch dürfe nicht erneut Gewalt angewendet werden: „Man kann zwar einen Menschen töten, aber niemals eine Ideologie.“ Allerdings dürfe man nicht „deutsche Maßstäbe“ an das ägyptische System anlegen: „Das Recht sieht die Todesstrafe vor. Dann muss man einem islamisch orientierten Gericht auch einräumen, eine solche Entscheidung zu treffen„. Gleichwohl betonte der Bischof, dass das Christentum eine Religion der Liebe und nicht des Hasses und der Strafe sei: „Ich habe keine Freude daran, meinen Feind tot vor meinen Augen zu sehen. Christus sagte schließlich: ‚Liebet Eure Feinde'“.

 

 

 

 

 

 

 

Warnung vor Gewaltspirale

Nach Ansicht des Vorsitzenden der deutschen CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, schaden die Todesurteile Ägypten. Sie könnten eine neue Spirale der Gewalt auslösen. Zwar habe jeder Staat das Recht, sich gegen Terror zur Wehr zu setzen, doch dabei müsse er rechtsstaatliche Prinzipien beachten und dürfe nicht unverhältnismäßig vorgehen. Das Urteil lege den Verdacht nahe, dass die Grundsätze nicht beachtet worden seien, erklärte Kauder, der in den vergangenen Jahren mehrfach nach Ägypten gereist war und sich für den Schutz der christlichen Minderheit eingesetzt hat. Er erwartet in der nächsten Instanz in einem fairen Verfahren eine Korrektur, sagte der Politiker. Es müsse gelingen, die friedlichen Anhänger der Muslimbrüder wieder am politischen Dialog zu beteiligen. Gerechte Prozesse gegen die radikalen und gewaltbereiten Anhänger der Muslimbrüder seien dafür Voraussetzung, so Kauder. Das ägyptische Militär hatte im Juli 2013 Mursi für abgesetzt erklärt und eine Übergangsregierung eingesetzt. Im Dezember waren die Muslimbrüder zu einer terroristischen Vereinigung erklärt worden. Seit Mitte Jänner ist eine neue Verfassung in Kraft, die der christlichen Minderheit mehr Rechte gibt. So ist Diskriminierung aufgrund des Glaubens verboten. Zudem ist die „absolute Glaubens- und Gewissensfreiheit“ ebenso verankert wie das Verbot von Parteien auf religiöser Grundlage, etwa die Muslimbrüder. Die meisten der 83 Millionen Ägypter sind Muslime. Die schätzungsweise bis zu 20 Millionen orthodoxen Kopten bilden die größte Kirche. Hinzu kommen etwa 300.000 Mitglieder der koptisch-evangelischen Kirche, 200.000 Katholiken, mehr als 100.000 Mitglieder von Pfingstgemeinden, Brüdergemeinden und anglikanischen Gemeinden sowie 40.000 Griechisch-Orthodoxe.

http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/61373.html

 

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