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Ägyptische Abfallentsorgung: Müllberge in Kairo 16. September 2012

Filed under: Reportagen — Knecht Christi @ 19:34

An jeder Strassenecke in Ägypten stapelt sich Abfall.

 

Einheimische und Besucher ärgern sich über den Dreck.

In Kairo hat Mubaraks Befehl im Jahr 2009,

alle Schweine zu töten, die Probleme verschärft.

 

 

«Der neue Präsident Ägyptens, Mohammed Mursi, hat versprochen, die Abfallberge wegzuschaffen», sagt Sama Rizq, eine ägyptische Entwicklungshelferin.

Bis anhin sei diesbezüglich allerdings wenig geschehen. Das lasse weniger auf die Unfähigkeit Mursis schliessen als auf die Tiefe des Problems, fährt Rizq fort.

Zwar zählte Mursi bei seiner Antrittsrede im Juni den Müll zu Ägyptens fünf Hauptproblemen,

denen er in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit zu Leibe rücken wolle.

 

 

Folgenreiche Schweinetötung: Doch an der Entsorgung des Unrats der rund 20 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Kairo scheiterte bereits sein Vorgänger, Hosni Mubarak. Der am Mittwoch vorgestellte neue Gouverneur der Stadt soll nun auch Kairos Kehrichtproblem an die Hand nehmen. Die Wurzel des Abfallproblems in Ägypten scheint im Jahre 2009 zu liegen, als der damalige Präsident Hosni Mubarak zur Bekämpfung der grassierenden Schweinegrippe befahl, alle Schweine Kairos, die sich vornehmlich in den Müllvierteln der Hauptstadt befanden, zu töten. Heute fressen kaum noch Tiere die täglich anfallenden vielen tausend Tonnen organischen Abfalls, die nun auf den Strassen Kairos liegen bleiben. Kairo besteht vornehmlich aus illegal errichteten Vierteln, die nicht regulär an die städtische Infrastruktur angeschlossen sind. «Dort wird Abfall gestapelt und aufbereitet», erklärt Rizq. Traditionell liegt die Entsorgung, Sortierung und Verarbeitung des Mülls in christlicher Hand, doch mit Ägyptens Verarmung beschäftigen sich auch die in solchen slumartigen Vierteln lebenden Muslime vermehrt mit dieser Arbeit. An Kairos Ostrand liegt an einem Abhang das bekannte, rein christliche Quartier Manshiet Nasr. Die dortigen Bewohner arbeiten in der Abfallentsorgung. Sie sind sehr fromm, und Vater Samaan kümmert sich aufopfernd um seine Gemeinde. Doch gegen die vom Präsidenten angeordnete Schweinetötung konnte auch der Priester nichts tun. Seither ließen manche Müllsammler aus Trotz organischen Abfall einfach in den Vierteln liegen, erzählt er. Auch die Sortiererinnen klagen: «Schweine fraßen den Kehricht und produzierten Fleisch. Kurz – sie waren nützlich!» Alternativen zu ihrem Job sehen die Sortiererinnen keine, denn ihre Ehemänner und Väter müssten weiter den Müll in Kairos Haushalten einsammeln, da sie sonst nichts gelernt hätten.

 

Proteste gegen höhere Gebühr: Die Probleme mit dem Abfall sind in Kairos Strassen offensichtlich, und es fragt sich, ob Mursi den Müllbergen Herr werden wird. Abfallentsorgung scheitert nämlich nicht nur am heutigen Schweinemangel, sondern auch an den Vorurteilen vieler Ägypter. Manche Bewohner des Nillandes halten die Müllmenschen für verschlagen und reich. Doch in Wirklichkeit leben diese in dauerndem Gestank, zwischen Ungeziefer und Schmutz, während ihre Arbeit schlecht bezahlt ist. Ein Kehrichtsammler erhält für seine Dienste umgerechnet weniger als einen Franken pro Monat von jedem Kairoer Haushalt, bei dem er den Müll abholt. Als die frühere Regierung diese Gebühr zwecks modernerer Entsorgung und besserer Entlohnung der Müllmenschen erhöhen wollte, protestierten viele Kairoer dagegen, weil sie die vorgesehene Abgabe von 1 Franken 50 für zu hoch und ungerechtfertigt hielten. {Quelle: www.nzz.ch – Kristina Bergmann, Kairo}

 

 

Wie Abfall zur Lebensquelle wird

AWZ-Vorsitzende Dagmar Wöhrl besucht

die „Menschen vom Müllberg“ in Kairo

 

Wenn man an Kairo denkt, hat man nicht in erster Linie Bilder von Müllbergen vor Augen. El Khusus zählt zu den Wohngebieten in Kairo, in denen fast 50 % der Bevölkerung leben, ohne hierfür eine Erlaubnis zu haben. El Khusus gilt als „Müllstadt“, denn die Menschen verdienen hier ihren Lebensunterhalt durch die Verwertung des Mülls. Die Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, MdB Dagmar G. Wöhrl besuchte während ihrer Dienstreise in Ägypten und Tunesien das deutsche Stadtentwicklungsprojekt: „In El Khusus wird der Müll zu Lebensquelle; zum Lebensunterhalt für koptische Christen“, erklärt Wöhrl. Seit September 2010 wird in Ägypten im Rahmen des Vorhabens „Beteiligungsorientiertes Entwicklungsprogramm in städtischenArmutsgebieten“ der deutschen Entwicklungszusammenarbeit eine Kombifinanzierung der Bill und Melinda Gates Stiftung in Höhe von 3,7 Mio. Euro mit einer Laufzeit von 48 Monaten umgesetzt. Dadurch soll ein integriertes und gemeindebasiertes Abfallmanagementsystem in zwei Städten des Gouvernorats Qalyubeya sowie im Großraum Kairo eingeführt werden.

 

Dagmar Wöhrl: „Ziel ist es, das Umfeld der Bewohner sauberer und gesünder zu gestalten und städtische Arme in das Abfallmangagementsystem zu integrieren. Dabei werden neue und bessere Beschäftigungsmöglichkeiten entwickelt, was sowohl zur Armutsreduzierung beiträgt, als auch zur positiven und nachhaltigen Entwicklung im gesamten Großraum Kairo“. Die organischen Abfälle werden durch Schweine entsorgt, die auf den Müllhalden leben. Aufgrund der Schweinegrippe ließ der ehemalige Präsident Mubarak jedoch alle Schweine schlachten. Dies verschlechterte die Situation der Menschen vor Ort dramatisch, da dadurch nicht nur eine wichtige Einnahmequelle wegfiel, sondern der organische Müll nicht weiterverwertet werden konnte, was zu massiven gesundheitlichen Problemen führte. Inzwischen werden allerdings wieder die ersten Schweine angesiedelt. Wöhrl über die Zukunft des Projekts: „Uns war klar, dass Investitionen sinnlos sind, wenn man das Misstrauen der Menschen nicht überwinden kann. Gerade durch die von der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) durchgeführten Workshops über Abfallmanagement, Stoff- und Materialkunde und die Wertigkeit der unterschiedlichen Abfallprodukte, haben die Menschen ein anderes Verständnis vom Abfallmanagement bekommen. Die koptischen Christen leben vom Müll aus den reicheren Vierteln und haben meist weniger als einen Dollar pro Tag, aber durch eine effektivere Müllverwertung haben sie jetzt eine Chance auf ein menschenwürdigeres Leben“.

 

Wie Abfall zur Lebensquelle wird – AWZ-Vorsitzende Dagmar Wöhrl besucht die „Menschen vom Müllberg“ in Kairo

 

 

Wie Abfall zur Lebensquelle wird – AWZ-Vorsitzende Dagmar Wöhrl besucht die „Menschen vom Müllberg“ in Kairo

 

Pressemitteilung, 22. September 2011  –   www.dagmar-woehrl.de

 

1 Responses to “Ägyptische Abfallentsorgung: Müllberge in Kairo”

  1. Ibrahaim Says:

    DIE GRÖSSTEN PROBLEME IN ÄGYPTEN SIND DOCH DIE SOZIALEN UND WIRTSCHAFTLICHEN PROBLEME!

    DIE LEUTE BRAUCHEN SOZIALE SICHERUNG; EINE SOZIALE WIRTSCHAFT UND EIN FUNKTIONIERENDES SYSTEM DER ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG!

    ALLES ANDER IST EINE ABLENKUNG UND EINE VERSCHIEBUNG AUF RELIGION ODER BETEN!

    DIE PROBLME IN ÄGYPTEN SIND SOZIALE UND WIRTSCHAFTLICHE PROBLEME!!


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