Hoffnung schwindet:
Kein Lebenszeichen von verschleppten Bischöfen seit 2013
Christliche Minderheit in Syrien fast verschwunden!
Nach acht Jahren ohne Lebenszeichen schwindet bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Hoffnung, die beiden am 22. April 2013 in Nordsyrien verschleppten Bischöfe wiederzusehen. „Doch an diesem Tag werden die Kirchenglocken in Aleppo läuten und an den Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche, Mor Gregorius Yohanna Ibrahim, sowie den Erzbischof der griechisch-orthodoxen Kirche, Boulos Yazigi, erinnern“, sagte der GfbV-Nahostexperte am Montag in Göttingen. Die beiden Bischöfe wurden auf dem Weg zu Verhandlungen über die Freilassung eines von Islamisten gefangenen Priesters in der Nähe von Aleppo von Unbekannten überfallen und entführt. Der Fahrer ihres Wagens wurde erschossen. 2014 wurden die verschwundenen christlichen Geistlichen auf Vorschlag der GfbV mit dem Weimarer Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Alle Bemühungen, mehr über ihren Verbleib zu erfahren, waren bis heute vergebens.
„Das war für viele Angehörige der christlichen, aber auch anderer religiöser Minderheiten eine äußerst bedrohliche Warnung. Inzwischen sind die meisten geflüchtet, so dass es in vielen Teilen Syriens keine religiöse Vielfalt mehr gibt“, berichtete Sido. Die jüdische Minderheit sei bereits in den 1950er Jahren geflohen, als sich die panarabische Ideologie durchsetzte und es zum Konflikt mit Israel kam. „Der aggressive Islamismus in den von der Türkei besetzten Gebieten vertreibt heute Christen, Yeziden, Drusen, Ismailiten und andere religiöse Minderheiten.“ Dort werde die Demografie gewaltsam verändert, denn alle Nicht-Muslime und viele Kurden mussten vor schweren Menschenrechtsverletzungen fliehen. In den Häusern Vertriebener würden meist Familien radikaler Islamisten untergebracht.