Warten bedeutet, ausharren und sich in Geduld üben.
Dies ist heutzutage nicht so angesagt. Mancher Gehetzte und Gestresste hält kaum die Wartephase vor der roten Ampel aus, und das Warten an der Supermarkt-Kasse zerrt an den Nerven. Andererseits kann Warten ein wohltuender Augenblick der Pause, des „Durchatmens“ im Alltagsgetriebe sein:
Warten, nichts tun, gedanklich loslassen …
Mit Warten sind zumeist auch Erwartungen verbunden. Kranke – im „Wartezimmer“ – warten darauf, dass der Arzt sich um sie kümmert. Und sie haben die Erwartung, dass er ihnen hilft und dann gesundheitliche Besserung eintritt. In Wartebereichen am Bahnhof, am Flughafen harrt der Reisende aus, bis das gewählte Verkehrsmittel eintrifft. Er hat die Erwartung, dass er damit dann gut an sein Ziel kommt. Gäste warten im Restaurant, bis ihnen die Speisen serviert werden; sie erwarten, dass diese ansprechend angerichtet sind und gut schmecken.
Adventszeit, Wartezeit
Nun sind wir wieder in der Adventszeit. „Advent“ – übersetzt heißt das „Ankunft“. Es geht um die Ankunft von Jesus Christus, dem Heiland der Welt. Advent ist die Zeit des Wartens und der Erwartung bis Weihnachten, dem Fest, an dem wir Jesu Geburt feiern.
Als vor 2.000 Jahren Jesus in Bethlehem geboren wurde, waren damit die Verheißungen Wirklichkeit geworden, die Gott gegeben hatte. „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn“, so schlicht drückt es die Bibel aus. „Advent“, die Ankunft von Gott, dem Sohn, dem Heiland, hat sich ereignet, und das Warten hat sein Ende gefunden.
Im frühen Mittelalter sprach man von Adventus Domini, der Ankunft des Herrn. Die Gläubigen sollten sich innerlich und äußerlich vorbereiten auf Weihnachten – die Geburt des Heilandes.
Heute gibt es dafür vier Sonntage vor dem Weihnachtsfest, die in den Kirchen dazu genutzt werden, zu innerer Stille und Andacht zu finden. Für jeden Sonntag steht dabei eine Kerze, bis schließlich alle vier Kerzen entzündet sind.
Das Symbol des Lichtes
Schon immer haben die Menschen Weihnachten in Verbindung mit dem Licht gesehen. In einer Zeit größter Dunkelheit ist die Sehnsucht nach Licht am stärksten.
Doch um welches Licht geht es eigentlich?
Es ist nicht in erster Linie das Sonnenlicht, und es sind auch nicht die vielen Kerzen. Es ist das Licht der Lichter, das göttliche Licht, wonach der Mensch sich eigentlich sehnt. Vergessen wird allerdings, dass dieses Licht nicht im Außen zu finden ist, sondern im eigenen Wesen geboren werden muss, wenn es im Menschen Wirklichkeit werden soll.
Und damit das geschehen kann, muss sich der Mensch – getrieben von seiner Sehnsucht – nach innen wenden und dem Gottesfunken in seinem Herzen lauschen. In einer umfassenden Vorbereitungszeit durchläuft er dann verschiedene Reinigungsprozesse. Alle seine vier Wesensbereiche sind dabei betroffen: sein Denken, sein Empfinden, sein Wille und sein Handlungsleben.
Der Mensch erkennt, dass sein Denken abgeschnitten ist von der göttlichen Wahrheit, dass es auf die Sinnenwelt gerichtet ist und somit deren Täuschungen unterliegt. Er bemerkt, dass sein Begehren nicht im Einklang mit der allumfassenden göttlichen Liebe ist, sondern selbstbezogen auf sich und andere, die ihm am Herzen liegen, gerichtet ist.
Er stellt fest, dass sein Wille nicht auf der göttlichen Wahrheit und Weisheit beruht, sondern Instrument zur Planung und Durchsetzung seiner eigenen Interessen ist. Ihm wird schließlich auch bewusst, dass sein Handlungsleben nicht der Realisierung des göttlichen, sondern des eigenen Planes dient. Man könnte also sagen, in jedem der vier Wesensanteile wird es heller, klarer, reiner.
Das Licht der Erkenntnis breitet sich im gesamten Menschen aus und er entwickelt die Bereitschaft, sich vom Licht verwandeln zu lassen, so dass der göttliche Sohn in ihm geboren werden kann. In diesem Sinne betrachtet, könnte der Adventskranz mit seinen vier Kerzen ein anschauliches Symbol für den beschriebenen Vorgang sein.
Die Ankunft des Herrn
Diese Vorbereitung auf die Geburt des göttlichen Lichtes im eigenen Wesen ist an keine bestimmte Zeit gebunden. Sie kann im lebendigen Heute begonnen werden – genau jetzt. Und sie ist unumgänglich. Niemand, der danach verlangt, kann sie sich ersparen, denn nur in einem gereinigten Wesen wird der Altar errichtet, der einmal das göttliche Licht empfangen darf. Erst dann wird die Ankunft des Herrn im Menschen Wirklichkeit werden.
Die Adventszeit:
in vielen Ländern eine Fastenzeit
Essen spielt nicht nur an Heiligabend, sondern bereits in der Adventszeit eine wichtige Rolle. Jedes Land bietet typisches Gebäck, Süßwaren und Getränke, die aus der Vorweihnachtszeit nicht wegzudenken sind.
So ist Deutschland für seinen Stollen weltberühmt, Italien für die kuppelförmige Mailänder Kuchenspezialität Panettone und Spanien für Turrón, ein Nougat der klassisch aus Mandeln, Honig, Zucker und Eiklar besteht, den es aber auch in weiteren Varianten z.B. mit Schokolade und Trockenfrüchten gibt.
Die Skandinavier wärmen sich bei winterlichen Temperaturen gerne mit einem Glas Glögg auf, dem mit Mandeln und Beeren verfeinerten Pendant zum deutschen Glühwein. In Island, Dänemark und Belgien darf es auch ein kaltes Bier sein. Das etwas stärkere Weihnachtsbier nennen die Dänen Julebryg.
Während in den meisten Ländern über Figurprobleme aufgrund der kalorienreichen Kost während der Weihnachtszeit debattiert wird, ist dies für viele Osteuropäer wie Polen, Slowenen und Bulgaren kein Thema. In diesen Ländern wird bis Heiligabend gefastet, schließlich ist die Adventszeit in der katholischen Tradition noch immer eine Fastenzeit.
Advent ist es heut
1.
Advent ist es heut!
Advent will dich fragen:
Herz, bist du bereit?
Advent hat uns allen
so vieles zu sagen.
Advent ist es heut.
2.
Herz, hast du bedacht,
wie Jesus verloren
in Kälte und Nacht
im ärmlichen Stall
von Maria geboren?
Herz, hast du’s bedacht?
3.
Er tat es für dich!
Um dich zu erfassen,
erniedrigt er sich;
drum hat er den Glanz
seines Vaters verlassen.
Er tat es für dich.
4.
Er steht vor der Tür!
Du kennst sein Begehren:
Ich komme zu dir.
Willst du nicht dem Heiland
heut Einlass gewähren?
Er steht vor der Tür.
5.
Advent heißt: Er naht!
Bald wird er erscheinen.
Dann wird er in Gnad
die, die ihn hier liebten,
im Himmel vereinen.
Advent heißt: Er naht.
6.
Advent ist es heut!
Wer ihn aufgenommen,
sich darüber freut.
Advent heißt: Er kam,
er kommt heut und wird kommen.
Advent ist es heut.