In der einen Landeshälfte Ägyptens haben Wahlen stattgefunden. 24 Kopten werden im künftigen Parlament vertreten sein.
Erstmals in der ägyptischen Parlamentsgeschichte sind die Christen repräsentativ vertreten,
sagt Medhat Klada, ein in der Schweiz lebender koptischer Journalist und Menschenrechtler. Zudem hat das nordostafrikanische Land rund eine halbe Million Flüchtlinge aufgenommen. Wir haben uns mit Medhat Klada unterhalten.
Medhat Klada, wie ist die Lage der Kopten in Ägypten?
Medhat Klada: Die Lage der Christen ist viel ruhiger geworden. Präsident al-Sisi behandelt alle gleich, die laufenden Wahlen sind frei. Noch aber leiden manche Kopten unter dem Blasphemie-Gesetz. Dieses brachte viele Christen unschuldig ins Gefängnis. Wir leiden unter diesem Gesetz.
In den meisten Ländern war der Arabische Frühling letztlich kein Erfolg. Ist er in Ägypten unter der neuen Führung zu einem geworden?
In Ägypten hat er Erfolg, weil das Land über ein starkes Militär verfügt. Dieses hat die Faschisten von der Macht weggebracht und wir haben al-Sisi gewählt.
Viele Leute sagen, die arabischen Länder sollen Flüchtlinge aufnehmen, nicht nur der Westen – was viele nicht wissen ist, dass Ägypten allein rund eine halbe Million aufgenommen hat.
Ägypten hat als eins der ganz wenigen arabischen Länder 500’000 Flüchtlinge aufgenommen. Andere arabische Länder haben sie verstossen, obschon sie die gleiche Sprache sprechen und das gleiche glauben. Zudem wollen die Flüchtlinge nicht von einer schlechten Situation in eine andere schlechte Situation. Denn in arabischen Ländern gibt es keine Freiheit und Religionsfreiheit. Darum wollen sie in Richtung Westen und nicht Osten.
Wie leben sie nun in Ägypten?
Ägypten hat sie in den Arbeitsmarkt integriert, manche von ihnen haben inzwischen sogar ein eigenes Geschäft eröffnet. Manche konnten eigenes Kapital mitbringen. Sie bauen Ägypten mit.
Ein koptischer Geschäftsmann will sogar eine Insel für Flüchtlinge kaufen?
Ja, das Bild des ertrunkenen Flüchtlingsjungen Aylan berührte die Herzen vieler Menschen. In der arabischen Welt reagierten leider nicht viele, aber der Milliardär Sawiris bat Griechenland und Italien, ihm eine Insel für diese Flüchtlinge zu kaufen oder zu mieten. Das Angebot ist seriös, aber bisher hat er noch keine Antwort erhalten.
Gegenwärtig laufen die Wahlen in Ägypten, was kann man bislang dazu sagen?
Im nächsten Parlament werden rund fünfzig Christen vertreten sein. In einem Landesteil ist die Wahl bereits bestritten, dort sind 24 Christen gewählt worden.
„Und der Herr wird sich den Ägyptern zu erkennen geben, und die Ägypter werden an jenem Tag den Herrn erkennen; sie werden [ihm] mit Schlachtopfern und Speisopfern dienen, sie werden dem Herrn Gelübde ablegen und sie auch erfüllen. So wird der Herr die Ägypter schlagen, wird sie schlagen und [dann] heilen, und sie werden sich zum Herrn wenden, und er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilen. An jenem Tag wird von Ägypten eine gebahnte Strasse nach Assyrien gehen; der Assyrer wird nach Ägypten und der Ägypter nach Assyrien kommen, und die Ägypter werden mit den Assyrern [dem Herrn] dienen. An jenem Tag wird sich Israel als drittes zu Ägypten und Assyrien gesellen und inmitten der Erde ein Segen sein, denn der Herr der Heerscharen segnet es, indem er sagen wird: Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk, und du, Assyrien, das Werk meiner Hände, und du, Israel, mein Erbteil!“ (Jesaja 19:21-25).