Jerusalem: Der Blick nach oben auf die Lichterkuppel: Nur er ermöglicht einen Moment der Ruhe – wenigstens für die Augen. Die Grabeskirche in Jerusalem: Wer hier Besinnung sucht, muss den Begriff neu definieren. Mich berührt in diesem Moment nicht die Bedeutung dieser Kirche, sondern ein Oberkörper, der mich erst am Rücken streift, dann drückt. Ich spüre, höre, sehe in der Grabeskirche die Körper viele unbekannter Menschen aus der ganzen Welt. Es sind gläubige Pilger, neugierige Touristen, überzeugte Mönche und Atheisten oder Agnostiker. Sie schieben sich durch die Kirche, treten sich auf die Füße, fassen an fremde Schultern oder halten Hände, um nicht zu fallen. Wohin die Augen auch schauen, sie sehen die unterschiedlichsten Menschen und Szenen, und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Schwarze Kutten
Fangen wir beim Eingang an: Diese Kirche steht in der Altstadt von Jerusalem an der Via Dolorosa an der Stelle, wo einst Jesus nach dem Leidensweg, gekreuzigt und dann begraben worden sein soll. Gerade findet eine der unzähligen Prozessionen statt. Es spricht sich aufgeregt herum: Die Tür bleibt für weitere Touristen jetzt zu. Bewaffnete Polizisten und Soldaten sorgen für Ordnung, halten den – einzigen – Aus- und Eingang frei und begleiten Mönche mit schwarzen Kutten und großen Kreuzen in die Kirche. Die Touristen stehen unweigerlich Spalier.
Umso mehr wächst bei ihnen die Neugier auf das Innere des Gebäudes. Das Warten in der fast sommerlichen Hitze soll sich schließlich lohnen. In der Kirche ist es angenehm kühler. Gleich am Eingang ist der Salbungsstein aufbewahrt. An dieser Stelle soll der Leichnam Jesu für die Bestattung vorbereitet worden sein. Gläubige knien am Stein, küssen ihn, beten, einige weinen.
Polizei sorgt für Ordnung
Liturgische Gesänge dominieren die Geräuschkulisse. Mönche und Priester orthodoxer Kirchen singen und immer mehr von ihnen bahnen sich einen Weg durch die Kirche – begleitet von Polizisten. Geistliche mit schwarzen Kutten klopfen rhythmisch mit Stöcken auf den Boden. Wenige Meter entfernt tragen andere Priester helle Gewänder, die goldverziert sind. Israelische Polizisten und Absperrbänder trennen die Gruppen voneinander. An der Seite stehen Frauen mit Kopftüchern, sie bekreuzigen sich, halten Kerzen in den Händen. Ich kann keine Kerze halten: Der rechte Arm ist ausgestreckt, hält die Kamera, versucht Momentaufnahmen zu machen. Der linke hält die Handtasche ganz fest an den Körper. Reflexhafte Schutzvorkehrung. Es riecht stark nach Weihrauch – stärker als es mitteleuropäische Messdiener gewohnt sind, betont ein Österreicher neben mir. Russisch-orthodoxe Pilger, römisch-katholische Touristen, koptische Mönche: Sie dominieren das Bild vor meinen Augen. Der Österreicher spricht von Folklore. Die Gewänder, die Sprachen, der Duft, die liturgischen Gesänge: Sie überwältigen. Wie wird es wohl an Karfreitag sein, wenn noch mehr Pilger die Via Dolorosa in Jerusalem entlang gehen, um die Grabeskirche zu besuchen? Auch wenn die Grabeskirche in diesen Tagen voll ist, weil in diesem Jahr die orthodoxen Kirchen am gleichen Tag wie die katholischen und protestantischen Kirchen feiern: Das Grab ist leer. Die Grabeskirche heißt in den orthodoxen Kirche übrigens Anastasis, das bedeutet Auferstehung.
Hintergrund
Zum diesjährigen Osterfest werden in Jerusalem rund 125000 Touristen aus dem Ausland erwartet. Die Grabeskirche in der Altstadt befindet sich an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu. Die Kirche ist in der Hand sechs christlicher Religionen: Die armenisch-orthodoxe Kirche, die römisch-katholische, die syrisch-orthodoxe von Antiochien, die koptische, die äthiopisch-orthodoxe von Tewahedo und die griechisch-orthodoxe Kirche sind in der Grabeskirche vertreten. Nicht immer geht es harmonisch zu. Wer nimmt wieviel Platz ein? Damit es unter den christlichen Konfessionen keinen Streit gibt, wird der Schlüssel von Muslimen verwaltet, die die Kirche täglich auf- und abschließen. Am Karfreitag werden Tausende christliche Pilger aus aller Welt in Gedenken an die Leiden Jesu die „Via Dolorosa“ abschreiten. Von den 14 Pilger-Stationen in der Jerusalemer Altstadt befinden sich sechs in und an der Grabeskirche. Dort kommen am Karsamstag Tausende orthodoxe Christen zusammen, um die traditionelle Zeremonie des Heiligen Feuers zu begehen. In Israel haben am Montag die Pessachferien begonnen. An den Pessach-Feiertagen gedenken die Juden an den Auszug aus Ägypten. {Quelle: http://www.op-marburg.de/Lokales/Marburg/Massen-stroemen-in-die-Grabeskirche}
Hat dies auf Aussiedlerbetreung und Behinderten – Fragen rebloggt und kommentierte:
Mögen viele für Frieden beten und keiner zu den Waffen greifen! Glück Auf, meine Heimat!