Hoteliers werden auf «Salem Aleikum» getrimmt
Mit einem Ratgeber wird Schweizer Hotelpersonal für Gäste aus den Golfstaaten fit gemacht.
Diese reisen in der Regel mit einem prall gefüllten Geldbeutel in die Schweiz.
Nach den Chinesen und Indern jetzt die Araber: «Gäste aus den Golfstaaten in der Schweiz» heisst die neue Broschüre von Schweiz Tourismus und dem Branchenverband Hotelleriesuisse, die in diesen Tagen an die Hotels verschickt wird. Der Araber-Ratgeber ist bereits die dritte Broschüre über eine spezifische Gästegruppe. Solche Informationen seien bei den Hoteliers sehr beliebt, heisst es bei Hotelleriesuisse auf Anfrage von 20 Minuten. Warum sich die Hoteliers um die Araber bemühen sollten: Sie sind die mit Abstand ausgabefreudigsten Touristen in der Schweiz. Täglich geben Gäste aus den Golfstaaten pro Person 500 Franken aus. Zum Vergleich: Bei den Chinesen und Indern sind es nur 300 bis 350 Franken pro Tag. Zudem hat sich die Zahl der Übernachtungen von Personen aus den Golfstaaten in den letzten sieben Jahren fast verdoppelt.
Andere Länder, andere Sitten
Gute Verdienstmöglichkeiten an den Gästen aus dem Nahen Osten sind aber nur die eine Seite der Medaille, denn die jeweiligen Traditionen und Gepflogenheiten der Gäste aus fremden Kulturen sind für die Tourismusverantwortlichen nicht immer ganz einfach zu handhaben. «Die arabische Kultur kennt ganz klare Regeln, das stellt die Hoteliers vor spezielle Herausforderungen», sagt Veronique Kanel von Schweiz Tourismus. So ist sich der arabische Gast gewohnt, erst gegen Mittag sein Morgenessen einzunehmen – entsprechend verschieben sich auch die Essenszeiten am Abend. Außerdem sind Gäste aus den Golfstaaten äußerst selten alleine unterwegs. Meist reisen sie mit der ganzen Sippe an – inklusive Bediensteten. Weiter sind Schweinefleisch und Alkohol meist tabu. Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. An diesem Punkt setzt der Ratgeber an: Er sei eine Wegleitung und diene der verstärkten Sensibilisierung der Gastgeber, sagt Christoph Juen, CEO von Hotelleriesuisse. Um in keine Fettnäpfchen zu treten, haben die Herausgeber mit Arabern und Golfstaaten-Kennern zusammengearbeitet.
Koran und Gebetsteppich
Den Umgang mit den Gästen aus den Golfstaaten im Griff hat Fredi Daumüller. Der Direktor des Fünf-Sterne-Resorts Victoria Jungfrau Hotel in Interlaken ist durch und durch auf die Gäste aus dem Nahen Osten eingestellt. Frische Speisen gibts bis nach Mitternacht, zudem beschäftigt er einen Concierge, der neben Englisch und Deutsch auch Arabisch spricht. Und wo andere Gäste sich beim erstmaligen Betreten ihres Zimmers auf eine schokoladene Überraschung freuen, liegen für die arabischen Gäste Koran und Gebetsteppich bereit. Zudem wurde der Alkohol aus der Minibar entfernt. Insgesamt empfindet Daumüller die arabischen Gäste aber als pflegeleicht. «Einzig wenn ganze Sippen eintrudeln, ist es manchmal schwierig herauszufinden, wer jetzt der Chef ist und wer zu den Bediensteten gehört», so der Victoria-Direktor. Die neue Broschüre hat er dennoch bestellt. Und dort steht neben Wissenswertem über Koran und Kleiderordnung auch der Tipp, die hierarchischen Verhältnisse in der Sippe unbedingt zu beachten. {Quelle: www.20min.ch – Von Y. Hollenstein}