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Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Kardinal Turkson: „Was Portugal durchmacht, ist für Entwicklungsländer normal“! 16. Juli 2013

Filed under: Reportagen — Knecht Christi @ 17:45

Kardinal Peter Turkson ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Heute ist er einer der einflussreichsten Männer des Vatikans.

 

 

Im Interview mit der F.A.Z. ruft er die Krisenstaaten Europas dazu auf, ihre Ansprüche herunterzuschrauben.

 

Papst Franziskus kritisiert eine „unsichtbare Tyrannei der Märkte“ und spricht von einem „neuen Tanz um das goldene Kalb“. Ist das nicht etwas übertrieben?

Er ist mein Vorgesetzter, wie könnte ich ihm widersprechen? (lacht) Aber im Ernst: Natürlich hat der Papst recht. Seit 2008 leben wir nun mit der Finanzkrise, und nichts deutet darauf hin, dass sie bald verschwindet. Vielmehr geht eine Nation nach der anderen in die Knie. Wie lange wollen wir da noch zuschauen?

 

Wer ist für die Krise ihrer Meinung nach verantwortlich?

Ich will nicht mit dem Finger auf einzelne Banken und Menschen zeigen. Aber es ist doch klar, dass die Finanzkrise keine Naturkatastrophe ist wie etwa ein Tornado. Verantwortlich für diese Krise sind Menschen, die zu kurzsichtig entschieden haben und die zu schnell Profite wollten. Natürlich spielen auch finanztechnische Aspekte eine Rolle, vor allem aber ist die Krise eine menschlich-ethische. Es geht um unzureichende moralische Maßstäbe, vor allem um Gier.

 

Was schlägt der Vatikan konkret vor?

Man sollte eine Steuer auf Finanzgeschäfte einführen und die Einnahmen daraus den Ländern geben, die Not leiden. Wir sind auch dafür, die Universalbanken aufzuspalten in traditionelle Geschäftsbanken und Investmentbanken. Außerdem sollten Kreditinstitute das billige Geld der Zentralbank nicht parken. Sie müssen es in den Kreislauf einspeisen, damit die Wirtschaft gedeihen kann. Im Moment kommt das Geld nicht da an, wo es gebraucht wird.

 

Papst Franziskus sagt, durch Verschuldung gehe in vielen Ländern die Bindung an die reale Wirtschaftskraft verloren. Sollte Deutschland Ländern wie Griechenland deshalb die Schulden erlassen?

Der frühere Papst Benedikt XVI. hat in seiner dritten Enzyklika „Caritas in Veritate“ Großzügigkeit als einen möglichen Weg vorgeschlagen, um der Krise Herr zu werden. Wenn Deutschland einem schwächeren Mitglied der Gemeinschaft gegenüber großzügig sein könnte, wäre das im Sinne des alten Papstes und empfehlenswert. Deutschland ist wirtschaftlich bislang nicht eingebrochen. Wenn es auch nach einem Forderungsverzicht mit etwa gleicher Kraft weitermachen könnte, sollte Großzügigkeit nicht zu schwer fallen.

 

In den Verträgen zur Währungsunion steht, dass kein Land für die Schulden eines anderen verantwortlich ist. Außerdem hat die frühere griechische Regierung Statistiken gefälscht, um in den Euro-Club zu kommen. Viele Deutsche sehen nicht ein, warum sie Griechenland angesichts dieser Vorgeschichte helfen sollten.

Sie wollen die Griechen lieber bestrafen? Tja. Natürlich können sie das machen. Aber wenn sie Griechenland in der Gemeinschaft der Währungsunion halten wollen, wird das nicht helfen, denn Griechenlands industrielle Basis ist schwach.

 

Die katholische Kirche ist selbst nicht gerade arm. Warum zeigt sich der Vatikan Griechenland gegenüber nicht großzügiger und spendet Geld für den kriselnden Staat?

Der Vatikan erscheint reich. Sie vergessen aber, dass Tausende Kirchengemeinden vom Geld des Vatikans abhängen, vor allem in Afrika und Asien. Das führt dazu, dass jedes Jahr, wenn unsere Finanzleute in Rom die Jahresendrechnung machen, wir auf Spenden angewiesen sind, um die Bilanz ausgleichen zu können und flüssig zu bleiben. Nehmen Sie nur mal den Päpstlichen Rat „Cor Unum“, der die humanitären Hilfsaktionen des Heiligen Stuhls in Krisen- und Katastrophengebieten organisiert. Ich kenne den Präsidenten dieses Rates sehr gut und weiß, wie oft er in Länder wie Haiti, Venezuela und Syrien reist. Und wann immer er aufbricht, bringt er Geld für die Notleidenden mit. Der Vatikan geht nicht in Länder, die unter dem Euro-Rettungsschirm sind. Aber wir gehen überall sonst hin auf der Welt, wo die Not groß ist, und versuchen, sie zu lindern.

 

Sie sagten vorhin, dass Gier eine der zentralen Ursachen der Wirtschaftskrise ist . . .

. . . definitiv! Gier beeinflusst das Urteilsvermögen, sie verdirbt alles.

Gier gilt der katholischen Kirche sogar als Todsünde.

Ja, aber nicht jeder Banker an der Wall Street drückt sonntags die Kirchenbank. Den Nichtchristen unter ihnen erkläre ich Gier so: Ein Mensch, der sich stets mehr Nahrung auf den Teller lädt, als er essen kann, handelt gierig. Das geht auch mit Geld – wenn sich jemand viel mehr nimmt, als er zum Leben braucht.

 

Im Markus-Evangelium sagt Jesus: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“ Ab welchen Verdienst- oder Vermögensgrenzen muss ich mir Sorgen machen?

Die Bibelstelle sagt nicht, dass Wohlstand teuflisch ist. Sie bedeutet, dass Reichtum ein Hindernis sein kann, um ein einwandfreies Leben zu führen und ein guter Christ zu sein.

 

In Deutschland gab es eine heftige Debatte um das Gehalt von VW-Chef Martin Winterkorn, der im Jahr 2011 etwa 17,5 Millionen Euro überwiesen bekam. Ist das zu viel, um als guter Christ zu gelten?

Es geht nicht um genaue Summen. Sogar ein Euro kann zu viel sein: Etwa wenn Sie auf der Straße jemandem begegnen, der Hunger leidet, und sie verweigern ihm diesen einen Euro, mit dem er sich etwas zu essen kaufen könnte. Der Wohlstand ist uns von Gott gegeben, er darf nie ein Hindernis auf dem Weg zu ihm sein. Trotzdem kann man sich natürlich fragen, ob jemand wirklich 17,5 Millionen Euro braucht. Was macht man mit so viel Geld? Man kann doch auch mit 50 000 Euro wunderbar leben.

 

Sie kamen in Ghana als viertes von zehn Kindern zur Welt. Ihr Vater war Zimmermann, Ihre Mutter hat Gemüse auf dem Markt verkauft. Heute zählen Sie zu den mächtigsten Männern des Vatikans. Was raten Sie anderen, die in ärmlichen Umständen aufwachsen?

Sie dürfen niemals aufgeben, nie verzweifeln, dürfen harte Arbeit nicht scheuen und sich nicht zu schade sein, sich die Hände schmutzig zu machen. Wer aus meinem Erdteil, Afrika, stammt, ist übrigens oft ausdauernder und widerstandsfähiger gegen Enttäuschungen im Leben als Leute von der nördlichen Erdhalbkugel. Und noch etwas möchte ich bei der Gelegenheit sagen.

 

Nur zu!

Was Griechenland und Portugal und die anderen sogenannten Krisenländer in Europa durchmachen, ist für viele Entwicklungsländer normal. Denen schreiben die Weltbank und der Internationale Währungsfonds täglich auch genau vor, was sie tun und was sie lassen müssen. Die betroffenen Länder müssen ihre materiellen Ansprüche definitiv senken, sie dürfen aber keinesfalls aufgeben. Wenn in dieser Krise die ärmeren Länder etwas bescheidener wären und die reichen etwas großzügiger, wäre sehr viel gewonnen. {Quelle: www.faz.net Das Gespräch führte Christoph Schäfer}

 

 

 

 

 

Zur Person

 

Peter Turkson kommt aus denkbar ärmlichen Verhältnissen: Turkson wurde 1948 in Ghana als viertes von zehn Kindern geboren. Seine Mutter verkaufte Gemüse, sein Vater arbeitete als Zimmermann. Er schaffte es an die Universität und studierte Theologie im heimatlichen Amisano und New York. Nach zahlreichen wissenschaftlichen Stationen an diversen Instituten ernannte ihn Papst Johannes Paul II. im Jahr 1992 zum Erzbischof von Cape Coast. Vor vier Jahren rückte Turkson zum Vorsitzenden des „Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden“ auf und zählt damit zu den zehn mächtigsten Männern der katholischen Kirche. Er gilt als guter Netzwerker und hat sich in den vergangenen Jahren durch seinen Einsatz für arme Menschen als „das soziale Gewissen des Vatikans“ profiliert. Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. zählte Turkson zu den Favoriten für dessen Nachfolge. Einigen Wettbüros in London galt er sogar als wahrscheinlichster Kandidat.

 

5 Responses to “Kardinal Turkson: „Was Portugal durchmacht, ist für Entwicklungsländer normal“!”

  1. Emanuel Says:

    Werter Knecht ! Leider gehen oft die edelsten Kommentare hier einfach verloren … Sucht man später einen guten Bericht , ist das ebenfalls nicht möglich !
    Kann man nicht eine Art Rgister einführen, um bestimmte Berichte/Kommentare wieder zu finden ????

    Danke für die Mühe, die Sie sich eh schon machen ! vielleicht ist der Aufwand zu groß ????

    Hier möchte ich noch einmal den – für mich vollkommen wahren Kommentar des lieben Bruders Georg hereinstellen … etwas Verstand und Willen ist schon notwendig , um die Gesetze des Herrn, die unumstößlich und nicht „diskutierbar“ sind zu verstehen , zu akzeptieren und am Ende – zu lieben –
    Nicht der Herr passt sich seinem Geschöpf an !!!!!!! Sie kapieren die einfachste Wahrheit nicht !! Sein Geschöpf PASST SICH DEM HERRN AN !!!

    DAMIT IST NICHT EUER PAPST GEMEINT !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Ralf Hummel Sagt:
    15. Juli 2013 at 13:20
    @ Georg Löding

    Ich bin dagegen, wenn man Jesus Christus zum Behelfshaber abstempelt, der Befehle erteilt haben soll. Jesus Christus war in keiner Kaserne und erst recht nicht beim Militär.

    Antwort
    Georg Löding Sagt:
    15. Juli 2013 at 19:04
    Und ich bin dagegen, daß du so tust, als ob ich Jesus Christus zu irgendjemanden ABSTEMPEL.

    Wenn Jesus zu irgendjemanden oder irgendetwas ABGESTEMPELT wird, bin ich auch dagegen!
    Und wahrlich, wer und was wurde ihm nicht schon alles angedichtet!

    Wenn Jesus das Wort ist, das Wort aber Gott selbst ist, dann ist Jesus Gott selbst und nicht ein Teil oder eine Maske (Person) Gottes. Wenn Jesus aber Gott selbst ist, dann ist er auch der ewige Vater selbst und somit ist er der Schöpfer des Himmels und der Erde. Und mir ist vollkommen wurst, was irgendein Sanhedrin oder politisches Konzil für Urteile oder Lehren als verbindlich erklärt hat.

    Ich mag ja dagegen sein, mir mag das nicht in den Kram passen, ändern wird es nichts:
    Jesus ist das Oberhaupt aller Menschen.
    Jesus ist Gesetzgeber, Befehlshaber, Richter, Hohepriester, König, Lamm Gottes, Bischof und Hirte meiner Seele, Heiland, Erlöser, Diener aller Menschen, Sohn der Jungfrau Maria, biologischer Bruder von Brüdern und Schwestern – ich kann doch wohl schwerlich an den Tatsachen vorbei gehen, die im Neuen Testament von ihm berichtet werden und dies nur deshalb ablehnen, weil ICH dagegen bin, weil es mir nicht ins Konzept passt. Jesus ist ja wohl nicht mein guter Kumpel oder bloßer Nothelfer, wenn ich meine, ich bräuchte ihn mal gerade wieder in irgendeinem Unglück oder Leiden. Und dennoch ist es doch auch wahr, daß ich sein Freund und Bruder, genauso wie sein untergeordneter Befehlsempfänger als Soldat und Sklave bin.

    Wie ich es leid bin, daß gerade diejenigen, die irgendeinen unsicheren Glauben an ihn bekennen, ihn zum Popanz ihres Lebens abstempeln. “Ich bin dagegen” als ob ich in irgendeinem Rat sitze, indem über Jesus abzustimmen sei.

    Antwort

    • Emanuel Says:

      Danke lieber Bruder Georg, für diese erhellenden und wahrlich kämpferischen Worte —- Weiter so … Wir werden mit Hilfe des Herrn zum Ewigen Licht finden !
      Wir werden nicht dem Höllen-„Licht“ hinter her rennen .. das hier bestimmte Kreise verbreiten …. !!! Die Führer der christlichen Kirchen verbreiten das Licht der Höllen !
      Die armen , missbrauchten Schäfchen sind bis zu einer bestimmten Stufe „unschuldig“ -Der Protest gegen diese Höllen-Führer ist bereits sehr groß !!!

      Heute erst konnte ich wieder mit einer einfachen Katholiken sprechen, die unsagbar enttäuscht und wütend über den Pastor ihrer Gemeinde ist , die den Bischof
      aus …. hasst , die mir Internas aus ihrer Gemeinde erzählt hat die meine Nackenhaare haben sich sträuben lassen …..

      GLAUBT JA NICHT IHR TEUFEL DAS IHR EURE GEMEINDE NOCH LANGE BETRÜGEN KÖNNT
      EURE TAGE SIND GEZÄHLT

      LG
      Emanuel

      • Andres Says:

        na gut. dann lösen wie ALLE kirchen noch heute auf – 2 milliarden christen ab sofort zuhause, sämtliche kirchen, klöster, universitäten, hospize u,a. werden abgestossen?! allenfalls im internet dürfen noch christliche inhalte vermittelt werden, sofern sie dein/lödings kritisches urteil überstehen – das bedeutet ne ganze menge arbeit für euch!.. ich meld mich zur theologischen einweisung gleich hier u. jetzt an – bitte nächstmöglichen termin bekanntgeben – danke im voeraus…l.g.,-bin schon echt gespannt auf euer evangelium!!

      • koro Says:

        oh nein -das ist erst der Anfang!!

      • Emanuel Says:

        Nein ! Es werden nur die verlogenen Führer verjagt – was hältst du davon ???????


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