In den ersten Jahrhunderten nach Christus wurden dessen Anhänger von den Römern verfolgt und getötet. Kaiser Konstantin machte damit Schluss. Sein Geburtsort Nis in Serbien feiert den 1700. Jahrestag des sogenannten Mailänder Edikts.
Nis (dpa): Die «Mailänder Vereinbarung», im Jahr 313 vom weströmischen Kaiser Konstantin dem Großen unterzeichnet, brachte für das aufstrebende Christentum den Durchbruch. Das landläufig als Mailänder Edikt bezeichnete Abkommen beendete die grausame Verfolgung der Christen und stellte ihren Glauben mit den anderen Religionen auf eine Stufe. In der südserbischen Stadt Nis, dem Geburtsort Konstantins (gest. 337), begannen am Donnerstag die Feiern zum 1700. Jahrestag dieser kulturellen Weichenstellung für die gesamte Welt. Sie werden ein ganzes Jahr dauern. Das in der Gegenwart kaum beachtete Nis erhofft sich vom Feierreigen um den Namensgeber von Konstantinopel ein wenig internationale Aufmerksamkeit. Auch ausländische Geldgeber könnten ihren Blick auf die Stadt mit den vielen ungehobenen archäologischen Schätzen richten, hoffen die Organisatoren. Die antike römische, die mittelalterliche serbische und die jahrhundertealte osmanische Festung mit ihren unterirdischen Labyrinthen ist nur zu einem Bruchteil erforscht. Das gilt auch für das kaiserliche Anwesen Medijana vor der Stadt, das die Marketingstrategen heute flapsig als Beverly Hills des römischen Naissus (Nis) bezeichnen.
Die Stadt hat aus Geldmangel ihrem Namenspatron bisher noch nicht einmal ein Denkmal setzen können. Konstantin hatte auch lange in Trier regiert. Seit neun Jahren steht in Nis das bei einer internationalen Ausschreibung siegreiche Model einer Konstantin-Statue ein wenig unbeachtet und angestaubt im Foyer des Rathauses. Ob es jemals wie geplant in sechs Meter Größe errichtet wird, steht in den Sternen. Immerhin wurde des prominenten einstigen Mitbürgers im letzten Jahr mit einer kleinen Plastik am Ufer des Niseva-Flusses gedacht. Doch das Material ist so wetteranfällig, dass das Minidenkmal schon Rost angesetzt hat. Aber jetzt wird erst einmal gefeiert. Den Auftakt macht der auch international bekannte Chor des Moskauer Sretenski-Klosters, der am Donnerstag im Theater in Nis auftritt. Es folgen im Laufe des Jahres zahlreiche klassische Konzerte und Opern vor historischer Kulisse und wissenschaftliche Symposien. Als einer der Höhepunkte ist die ökumenische Messfeier unter Leitung des Mailänder Erzbischofs Angelo Scola geplant, zu der am 21. September 100 000 Christen aus ganz Europa erwartet werden.
Die örtlichen Wissenschaftler und erst recht die Tourismus-Beauftragten geben sich überzeugt, dass Nis in der archäologischen Forschung und dann auch in der Geschichte einen Platz wie Pompeji einnehmen könnte. Nur müssten eben die noch im Erdboden verborgenen Geschichtsschätze gehoben werden. Und dafür fehlt das Geld. Warum das so ist, darüber gibt es viele Theorien. Ein Tourismusführer macht sogar die kommunistischen Partisanen dafür verantwortlich. Sie hätten nach dem Zweiten Weltkrieg die gesamte Bildungselite ermordet, eingekerkert oder vertrieben. Die aktuellen Politiker als Partisanenkinder hätten daher kein Gefühl für den geschichtlichen Reichtum ihres Landes. {Quelle: www.europeonline-magazine.eu}