Es wird bald überall in Ägypten gestreikt! Die Ägypter sind entschlossen, Widerstand zu leisten, bis die Moslembruderschaft abgeschafft wird. Im ägyptischen Staatsfernsehen gibt es jetzt drei Frauen, die viel mutiger als eine Million Männer sind. Frau Dr. Halaa Fahmy ist die Moderatorin auf dem zweiten TV-Kanal und gestaltet die Sendung „Aldamir – Das Gewissen“. Gestern begrüsst sie die Zuschauer am Anfang ihrer Sendung mit folgenden Sätzen: „Guten Abend … Die ägyptischen Medien sind nicht auf der Seite der Getöteten und Opfer der Revolution, sondern auf der Seite deren Mörder. Die ägyptischen Medien ignorieren die Proteste und zeigen die Demos der Moslembrüder und die Märsche für die Scharia. Von solchen Medien kann man nichts erwarten, welche wie immer lügen und nur die Mörder von Anwar Alsaddat zu Wort kommen lassen. Uns bleibt nichts anderes übrig, außer das letzte Hemd zu tragen und für Ägypten zu sterben, damit unser schönes Ägypten lebt und die muslimbrüderliche Diktatur besiegt. Wir sagen nein zur Verfassung der Sklaven“. Sofort wurde die Sendung unterbrochen und man sah die nachrichten vom ersten TV-Kanal. Zwei weitere Frauen haben Kopf und Kragen riskiert: Bothaina Kamel und Schahira Amin. Die erste ist seit jeher für ihren Mut bekannt und kandidierte für die Präsidentschaft. Sie moderiert die Nachrichten am ersten TV-Kanal. Nur einen Satz sagte sie vor drei Tagen und seitdem wird sie ständig verhört: „Guten Abend, sehr verehrte Damen und Herren … ich präsentiere Ihnen die muslimdrüderliche Nachrichten„! Schahira Amin ist die Moderatorin, welche vor zwei Tagen den Moslembruder Morsi interviewte. Sie sagte zu Wael Elibraschy: „Ich bin sehr enttäuscht von Morsi, weil ich mir erhoffte, dass er während des Interviews ablenkt und von seinen Entscheidungen abweichen würden, um die Ägypter zu besänftigen. Das Gegenteil war der Fall“!
Bothaian Kamel und Dr. Halaa Fahmy
Schahira Amin auf „Dream 2“ mit Wael Elibraschy
14 Zeitungen erscheinen morgen aus Protest nicht!
Gegen allmächtige Islamisten
Die geplante neue Verfassung ist das Zünglein an der Waage der ägyptischen Revolution. Sie entscheidet darüber, ob der Umbruch in dem Land gelingt oder nicht. Der neue Verfassungsentwurf droht, das Land zu spalten. „Nieder mit der Herrschaft der Muslimbrüder„, riefen tausende Menschen, die sich nach dem Freitagsgebet in unterschiedlichen Vierteln Kairos versammelt hatten. Es sind vor allem liberale Muslime, linke Parteien und Christen, die den neuen Verfassungsentwurf ablehnen. Insbesondere ein Artikel in dem neuen Verfassungsentwurf stößt auf Ablehnung: Die Gelehrten der Al-Azhar-Moschee sollen künftig mehr Einfluss auf die Rechtsprechung haben, die Scharia soll die wichtigste Quelle für die Gesetzgebung sein. Vor allem Christen und auch Richter sind dagegen.
Nächtliche Marathonsitzung
In einer 19-stündigen Marathonsitzung hatte die Verfassungsgebende Versammlung in der Nacht zum Freitag den Entwurf für eine neue Verfassung verabschiedet. Die Mitglieder hätten über alle 234 Artikel einzeln abgestimmt, erklärte Kommissionspräsident Hossam al-Gherijani. „Dies ist eine revolutionäre Verfassung“, sagte er. Das Votum sei einstimmig gewesen. Allerdings sitzen in der Versammlung überwiegend Islamisten. Liberale Muslime und Vertreter der Christen hatten vor Wochen aus Protest die Versammlung verlassen. Sie werfen den Islamisten vor, ihre Werte mit aller Macht in der neuen Verfassung durchsetzen zu wollen. Verfassungsentwurf im Eilverfahren: Ursprünglich wollte die Kommission erst Mitte Dezember über den Verfassungsentwurf abstimmen. Doch dann zogen die Islamisten die Abstimmung kurzfristig vor. Damit wollten sie verhindern, dass die Oppositionellen an Macht gewinnen. Die hatten seit Tagen erfolgreich zu Demonstrationen gegen Mursi aufgerufen. Heftige Proteste: Die derzeitigen Proteste in Ägypten sind die heftigsten seit der Wahl von Präsident Mohammed Mursi im Juni dieses Jahres. Auslöser war eine Verfassungserklärung Mursis, mit der er seine Macht vergangene Woche auf Kosten der Justiz erweitert hatte. Daraufhin demonstrierten zehntausende Ägypter gegen den „Pharao Mursi“. Zwei Menschen starben dabei.
Volksabstimmung Mitte Dezember
Präsident Mursi hat den Verfassungsentwurf umgehend erhalten und muss ihn nun noch billigen. Etwa Mitte Dezember soll im nächsten Schritt das Volk darüber abstimmen. Um seinen Kritikern entgegenzukommen, hat der Präsident angekündigt, er werde seine erweiterten Machtbefugnisse wieder abgeben, sobald Ägypten eine neue Verfassung hat. Laut dem neuen Verfassungsentwurf soll der Staatspräsident künftig vier Jahre regieren und nur einmal wiedergewählt werden dürfen. Mursis Vorgänger Husni Mubarak hatte 30 Jahre lang in Ägypten geherrscht, bevor ihn das Volk stürzte. Die Anhänger des Präsidenten haben für Samstag eine Pro-Mursi-Kundgebung angekündigt. Allerdings soll diese nicht auf dem Tahrir Platz stattfinden, um eine Konfrontation mit den anderen Demonstranten zu vermeiden. {Quelle: www.dw.de}.
Ich arbeite seit einem halben Jahr in Ägypten
und habe mich heute mit meinem Kollegen, einem studierten Ägypter, darüber unterhalten:
Der Großteil der Ägypter ist bettelarm und ihr Lebensinhalt ist Arbeiten, Familie, Beten und Schlafen. Sie haben weder Zeit noch Geld für Musik, Theater, Oper, Tanz etc. Ein Verbot dieser sündigen Unterhaltung trifft sie nicht und es stört sie auch nicht, wenn sich die anderen daran halten müssen. Deshalb ist von der Mehrheit kein Widerstand zu erwarten.
Der weltlicher Unterhaltung nicht abgeneigte Teil der Bevölkerung ist halt auch wenig begeistert davon, im Falle eines Ehebruches die Todesstrafe befürchten zu müssen, bzw. auf die Auslegung des an die Scharia angelehnten Gesetzes angewiesen zu sein.
wenn westliche touristInnen wegbleiben und dadurch dem land massive budgetprobleme entstehen, wird sich die stimmung in der bevölkerung gegen die muslimbrüder kehren.
Ja, mir scheint tatsächlich die Gefahr gegeben, dass das Ausland die Lage in Ägypten durch unangemessene Beurteilung der Muslimbrüder, wie auch des Verfassungsentwurfs noch anheizt. Klar ist, dass das ägyptische Volk erstmal Demokratie lernen muß.
Auch bei uns ist es nicht von heute auf morgen gegangen, sondern es brauchte – und wir hoffen das möge den Ägyptern erspart bleiben – die 1.Republik mitsamt Bürgerkrieg und schließlich Parlamentsauflösung und den für viele Österreicher willkommenen Anschluß an einen verbrecherisch geführten Nachbarstaat (dessen Diktator auch durch Wahlen an die Macht gekommen ist), bis eine halbwegig funktionierende Demokratie nach dem Krieg möglich wurde.
Die Öffentlichkeit Ägyptens hat schon einmal gezeigt, dass sie mündig ist, und zeigt es auch jetzt….
Besser von Aussen Optimismus hineintragen und die demokratischen Kräfte stärken. Sowohl die Muslimbrüder,wie der Verfassungsentwurf werden von ausssenstehenden Fachleuten ganz unterschiedlich beurteilt
Hut ab vor denen, die diesen Mut aufbringen. Möge eure Sache zum Erfolg führen