kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Die Furcht vor dem Morgenland im Abendland 22. November 2012

Filed under: Pater Zakaria & co. — Knecht Christi @ 16:56

Vor allem die Benachteiligung der Frau verbinden viele Deutsche mit dem Islam. Offenheit und Toleranz wird der Religion kaum zugeschrieben.

Eine neue Umfrage des Instituts Allensbach zeigt, dass das Ansehen des Islam bei den Deutschen sehr schlecht ist.

 

Auch wenn keine generelle Intoleranz herrscht:

Die Türken“ und mit ihnen die gesamte islamische Welt

gelten oft noch als „die anderen“.

 

Große weltgeschichtliche Umwälzungen hinterlassen tiefe Spuren in der Kultur. Unter Umständen prägen sie über viele Jahrhunderte hinweg die Mentalität der Völker. Selbst der Limes, die Grenze des Römischen Reiches in Europa, tritt heute noch in vergleichenden Umfragen erkennbar hervor. In manchen Fragen der politischen und gesellschaftlichen Werteorientierung unterscheiden sich die Völker in den Ländern, die vor zwei Jahrtausenden zum Römischen Reich gehört haben, noch immer deutlich von denen, die nördlich dieser über Jahrhunderte hinweg bedeutenden politischen und kulturellen Grenze liegen (oder aus denen die römische Bevölkerung in der Völkerwanderungszeit verdrängt wurde). Dies ist unabhängig von anderen Einflüssen wie der Konfession der Befragten oder der aktuellen Wirtschaftslage in den betreffenden Ländern. Eine solche Kerbe in der Mentaliätsgeschichte hat anscheinend auch die jahrhundertelange Auseinandersetzung zwischen Abendland und Morgenland hinterlassen. Immer wieder zeigt sich bei Umfragen zur europäischen Integration, dass die deutsche Bevölkerung mit überwältigender Mehrheit den Beitritt der Türkei zur EU ablehnt, und dies offensichtlich nicht aus einer besonderen Abneigung gegenüber der Türkei heraus, sondern einfach deswegen, weil die Türkei für die meisten Deutschen einfach nicht zu Europa gehört. Der Anteil derjenigen, die sagen, die Türkei sei ein europäisches Land, lag 2008 bei 18 Prozent. Es spricht einiges dafür, dass die Vorstellung, wonach die islamische Welt und der Westen kulturelle Gegenpole sind, tief im Unterbewusstsein der Bevölkerung verankert ist. Nichts hat die Deutschen mitten in der Zeit ihrer schärfsten konfessionellen Auseinandersetzungen so sehr geeint wie der Warnruf, die Türken stünden vor Wien. Dieser Ruf stand sinnbildhaft für die Bedrohung des Abendlandes durch das Morgenland. „Die Türken“ und mit ihnen die gesamte islamische Welt, das waren stets „die anderen“.

 

 

Von der Benachteiligung der Frau

bis zu Rache und Vergeltung

 

Diese historische Prägung muss man vor Augen haben, wenn man sich mit der Einstellung der Deutschen gegenüber dem Islam beschäftigt. Die jüngste Repräsentativumfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag dieser Zeitung zeigt, wie sehr sich die Bevölkerung bei diesem Thema hin- und hergerissen fühlt. Viele bemühen sich um eine differenzierte Sicht auf Menschen muslimi-schen Glaubens. Für einen erheblichen Teil der Deutschen ist der Kontakt zu Muslimen ein selbstverständlicher Teil des Alltags, und doch überwiegt seit mindestens einem Jahrzehnt kaum verändert ein Gefühl der Fremdheit und des Misstrauens. Das allgemeine Image des Islam ist verheerend. Die Befragten wurden gebeten, unter 21 Aussagen diejenigen auszuwählen, die ihrer Ansicht nach auf den Islam zutreffen. 83 Prozent meinten daraufhin, der Islam sei von der Benachteiligung der Frau geprägt, 77 Prozent meinten, typisch für den Islam sei das Festhalten an althergebrachten Glaubensgrundsätzen, 70 Prozent assoziierten mit dem muslimischen Glauben Fanatismus und Radikalität. Deutliche Mehrheiten der Bevölkerung attestierten dem Islam darüber hinaus unter anderem Gewaltbereitschaft (64 Prozent), die Neigung zu Rache und Vergeltung (60 Prozent), missionarischen Eifer (56 Prozent) und das Streben nach politischem Einfluss (56 Prozent). Nächstenliebe brachten nur 13 Prozent mit Islam in Verbindung, 12 Prozent dachten beim Stichwort Islam an Wohltätigkeit und nur 7 Prozent an Offenheit und Toleranz.

 

 

Relative Mehrheit verspürt einen Kampf der Kulturen

 

Diese Antworten unterscheiden sich im Prinzip nicht wesentlich von denen, die bei einer Allensbacher Umfrage im Mai 2006 ermittelt wurden. Allerdings waren die Resultate damals, unter dem Eindruck der gewalttätigen Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen, noch etwas negativer als heute. Dass das Misstrauen gegenüber dem Islam groß, wenn auch nicht mehr ganz so groß ist wie vor einigen Jahren, zeigt sich auch an den Antworten auf andere Fragen. Eine davon lautete: „Rechnen Sie damit, dass es in Zukunft ernste Konflikte zwischen der westlichen, christlich geprägten Kultur und der arabisch-muslimischen Kultur kommt, oder rechnen Sie nicht damit?“ „Ich rechne damit“, sagten 2006 55 Prozent der Deutschen, heute sind es noch 44 Prozent. Jeweils rund ein Viertel der Befragten meint heute wie damals, dass es solche ernsten Konflikte bereits jetzt gebe. Bei einer anderen Frage wurde das von dem amerikanischen Politikwissenschaftler Samuel Huntington geprägte Stichwort vom „Kampf der Kulturen“ aufgegriffen. 2004 waren 46 Prozent der Deutschen der Meinung, es gebe derzeit einen solchen Kampf, 2010 waren es 58 Prozent, heute vertreten 43 Prozent der Deutschen diese Ansicht. Das ist der niedrigste Anteil seit acht Jahren, doch immer noch eine relative Mehrheit. Nur 34 Prozent widersprechen der These ausdrücklich. Konsequenterweise meinen nur 36 Prozent der Deutschen, dass Christentum und Islam friedlich nebeneinander existieren könnten. 53 Prozent glauben dagegen, dass es immer wieder zu schweren Konflikten zwischen diesen beiden Religionen kommen werde.

 

 

Keine generelle Intoleranz

 

Dabei ist die deutsche Bevölkerung weit davon entfernt, Muslime pauschal einer aggressiven Haltung zu beschuldigen. Eine Frage lautete: „Darüber, ob der Islam eine Bedrohung darstellt, gibt es ja ganz unterschiedliche Ansichten. Wie sehen Sie das: Halten Sie den Islam insgesamt für eine Bedrohung, oder sind das nur bestimmte radikale Gruppen, von denen eine Bedrohung ausgeht?“ Fast drei Viertel der Deutschen, 74 Prozent, antworten darauf, dass ihrer Ansicht nach nur von bestimmten radikalen Gruppen eine Bedrohung ausgehe. Nur 19 Prozent meinen, der Islam als Ganzes sei eine Gefahr. Auch bei dieser Frage ist eine leichte Entspannung gegenüber früheren Jahren zu beobachten: Im November 2001, unter dem Eindruck der Terroranschläge in New York und Washington, sagten 31 Prozent der Befragten, ihrer Ansicht nach sei der Islam insgesamt eine Bedrohung, 2006 waren es immer noch 28 Prozent. In Bezug auf das Verhältnis zwischen der islamischen und der nichtislamischen Bevölkerung Deutschlands zeigen sich die Befragten pessimistisch. Auf die Frage „Glauben Sie, dass es in nächster Zeit auch hier in Deutschland zu Spannungen mit der muslimischen Bevölkerung kommt, oder ist das nicht zu befürchten?“ antworten heute 48 Prozent der Befragten, sie rechneten mit Spannungen. Nur 29 Prozent meinen, das sei nicht zu befürchten. Dabei sind die Deutschen weit davon entfernt, einer Beschwichtigungspolitik das Wort zu reden. Lediglich 27 Prozent stimmen der Aussage zu, man müsse, um den Frieden zu wahren, „alles unterlassen, was Muslime provozieren oder beleidigen“ könne. 52 Prozent widersprechen dieser These ausdrücklich. Diese selbstbewusste Haltung ist nicht mit genereller Intoleranz gegenüber dem Islam zu verwechseln. So ist beispielsweise zweifelhaft, ob ein Verbot des Baus von Minaretten, wie es 2009 in der Schweiz per Volksabstimmung beschlossen wurde, in Deutschland eine Mehrheit fände. 39 Prozent der Deutschen sprechen sich heute dafür aus, ein solches Verbot auch in Deutschland einzuführen, ebenfalls 39 Prozent sagen, sie hielten nicht viel davon.

 

 

Die Unterscheidung zwischen „uns“

und „denen“ ist noch nicht überwunden

 

Es gibt kein ausgeprägtes Bedürfnis, sich aktiv oder gar aggressiv gegen ein Vordringen des Islam in Deutschland zu wenden. Stattdessen überwiegt vages Unbehagen. So lautete eine Frage: „Wenn jemand sagt: ,Es ist zwar Privatsache, aber es gefällt mir nicht, wenn ich hier in Deutschland Frauen mit Kopftüchern sehe.’ Geht Ihnen das auch so, oder geht Ihnen das nicht so?“ Eine relative Mehrheit von 47 Prozent der Befragten antwortet darauf, es gehe ihr auch so, 34 Prozent widersprechen. Bemerkenswert ist dabei, dass in Westdeutschland, wo der Anteil der aus islamischen Ländern stammenden Bevölkerung weitaus größer ist als im Osten, mit 48 Prozent noch etwas mehr Befragte ihr Unbehagen zu Protokoll geben als in den neuen Bundesländern (45 Prozent). Es scheint also keine Frage der Gewöhnung zu sein, ob einen der Anblick verschleierter Frauen irritiert. Folgerichtig reagiert die Bevölkerung auch mit Unverständnis auf Versuche, den Islam zum Bestandteil der deutschen Kultur zu erklären. In Anlehnung an eine Formulierung des früheren Bundespräsidenten Wulff stellte Allensbach die Frage „Wenn jemand sagt: ,Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland wie das Christentum.’ Würden Sie da zustimmen, oder würden Sie da nicht zustimmen?“ Nur 22 Prozent der Befragten stimmten der These zu, 64 Prozent stimmten nicht zu. Und auch, wenn man die Formulierung etwas abschwächt und im Fragetext, wie es Bundespräsident Gauck getan hat, davon spricht, dass „die Muslime, die hier leben“, zu Deutschland gehörten, ändert sich an den Antworten nichts Grundsätzliches. In diesem Fall steht 29 Prozent Zustimmenden eine immer noch eindeutige relative Mehrheit von 47 Prozent der Befragten gegenüber, die die Aussage ausdrücklich ablehnen. Die über Jahrhunderte antrainierte Unterscheidung zwischen „uns“ und „denen“ lässt sich nicht in wenigen Jahren überwinden.

 

 

Persönliche Kontakte helfen gegen die Vorurteile

 

Und doch gibt es Anzeichen dafür, dass sich das gegenseitige Verständnis zwischen Muslimen und der eingesessenen Bevölkerung in den kommenden Jahren verbessern könnte. Bisher ist die Haltung der Deutschen gegenüber Einwanderern aus muslimischen Ländern auf eine eher rational geprägte Toleranz gegründet. Von echter Empathie ist wenig zu spüren. In den vergangenen Jahren hat aber die Zahl der persönlichen Kontakte zwischen Einheimischen und Eingewanderten erheblich zugenommen: Im Jahr 2004 sagten 24 Prozent der Deutschen, es gebe in ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis mindestens einen Menschen muslimischen Glaubens, heute sind es 38 Prozent. Es ist nicht gewagt anzunehmen, dass der Anteil weiter steigen wird. Diese Zahlen zeigen zum einen, dass die Integration zumindest eines großen Teils der Ausländer in Deutschland, allen Problemen und Rückschlägen zum Trotz, Fortschritte macht. Vor allem aber weisen sie darauf hin, in welchem Maße das durch Darstellungen Dritter geprägte Fernbild der jeweils anderen Seite mittlerweile durch eigene Erfahrungen ergänzt und nach und nach ersetzt wird. Und persönliche Kontakte sind, wie sich immer wieder gezeigt hat, das sicherste Mittel zur Überwindung von Vorurteilen. Man darf allerdings nicht erwarten, dass sie eine über Jahrhunderte gewachsene kulturelle Identifikation außer Kraft setzen. {Quelle: www.faz.net – Von Dr. Thomas Petersen}

 

One Response to “Die Furcht vor dem Morgenland im Abendland”

  1. Bernhardine Says:

    “”22. November 2012, 09:30
    Brüssel sagt Nein zum christlichen Symbol auf Euromünze

    CSU-Europaabgeordneter Martin Kastler: “Ein neues Beispiel antichristlicher Schikane aus Brüssel. Es geht schlicht darum, christliche Symbolik im öffentlichen Raum zurück zu drängen”…”“
    http://kath.net/detail.php?id=38990


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