kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Patriarch Rai: Christen sollen zwischen Muslimen vermitteln 25. Juli 2012

Filed under: Christenverfolgung,Islamischer Terror — Knecht Christi @ 17:10

„Der Libanon ist seit jeher das Opfer“

 

 

Mitte September besucht Papst Benedikt XVI. den Libanon,

ein Land mit einer langen christlichen Tradition.

 

Der Patriarch der mit Rom unierten Maroniten, Bechara Rai (72), spricht im Interview

über die aktuelle Lage der Christen und der Muslime im Land.

In dem Jahrhunderte währenden Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten

sollten Christen eine vermittelnde Rolle einnehmen,

damit der Libanon seine Identität als modernes, offenes Land nicht verliere.

 

KNA: Herr Patriarch, wie steht der Libanon derzeit da, nach den zahlreichen Umbrüchen in der Region und zwei Jahre nach der Bischofssondersynode über den Nahen Osten?
Rai: Bei dem herrschenden Konflikt in Nahost und im Libanon handelt es sich um einen alten Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, der seit 1.300 Jahren andauert. Der Libanon ist seit jeher das Opfer dieses regionalen Konflikts und seiner internationalen Implikationen. Der Konflikt hat großen Einfluss auf die Christen, weil sich ein Teil der Christen – aus der sogenannten Gruppe des „14. März“ – mit den Sunniten verbünden, und ein anderer Teil, aus der Gruppe des „8. März“, mit den Schiiten. Mit diesen Bündnissen hat leider auch ein politischer Konflikt zwischen den Christen begonnen, der ihre Rolle sehr schwächt.
 

KNA: Worin besteht denn die Rolle der Christen?
Rai: Die Christen sind immer noch stark in ihrer Zahl sowie in ihren Ressourcen und Institutionen. Anstatt sich politisch mit der einen oder der anderen Gruppe zu verbünden, sollten sie verbindend wirken. Wir rufen dazu auf, Brücken zu bauen. Ich glaube, selbst die Muslime erwarten von uns diese Rolle der Annäherung im Dienst der libanesischen Sache. Heute sind die Christen aufgrund des Konflikts politisch geschwächt. Wenn sie schwach bleiben, besteht die Gefahr, dass der Libanon nach und nach seine Identität als ein Land des Miteinanders verliert, als Land, das offen ist für die Moderne, für Menschenrechte und öffentliche Freiheit. Gewisse Rückschritte in kultureller, sozialer und politischer Hinsicht sind schon feststellbar. Wir sehen wachsende religiöse Konflikte, nicht zwischen Muslimen und Christen, sondern innermuslimisch zwischen Schiiten und Sunniten. Das schwächt den Staat zusätzlich. Wir haben heute einen schwachen Staat mit verschiedenen Gemeinschaften, die davon zu profitieren versuchen.
 

KNA: Zudem hat der Libanon mit Auswanderung zu kämpfen.
Rai: Die Zahl der Christen geht zurück, aber die Emigration ist kein christliches Phänomen, sondern betrifft die Muslime noch stärker. Die Gründe sind wirtschaftlicher Natur. Die libanesische Wirtschaft hat unter dem Krieg gelitten. Viele junge Libanesen studieren, finden keine Arbeit und wandern aus. Der Rückgang der Christen ist ein großer Verlust, denn das christliche Element unterscheidet den Libanon von allen anderen Ländern der Region. Durch den starken christlichen Einfluss wurde eine Kultur der Demokratie geschaffen, in der Muslime auf die Errichtung eines religiösen Systems verzichten, während die libanesischen Christen auf eine westliche Laizität verzichtet haben. Wenn die Christen an Zahl und Einfluss verlieren, riskiert das Land den Verlust einiger seiner Identitätsmerkmale. Wir hoffen darauf, die Gestalt des Landes erhalten zu können, das – wie Papst Johannes Paul II. formulierte – eine Botschaft ist für den religiösen Orient und den laizistischen Okzident. In diesem Sinne müssen wir als Brücken Zeugnis geben und hoffen, das wir es aufrecht erhalten können.

 

KNA: Welche Bedeutung hat in der derzeitigen Situation der Besuch von Papst Benedikt XVI.?
 Rai: Alle Libanesen erwarten den Papst mit der großen Hoffnung, sein Besuch werde Frieden im Libanon und im ganzen Nahen Osten säen. Der Papst kommt nicht nur für den Libanon, sondern für den ganzen Nahen Osten. Er hat sich für den Libanon entschieden, für das, was das Land darstellt: eine Hoffnung für den Nahen Osten, der derzeit viele schwierige Momente durchlebt. Der Besuch des Papstes muss zu einem christlichen Frühling werden, um den Arabischen Frühling zu unterstützen. Die Christen sind seit der Zeit Jesu in der Region, seit 2.000 Jahren, länger als der Islam. Sie haben die Gesellschaft dieses Nahen Ostens durch das Evangelium geprägt. Wenn wir vom Evangelium reden, reden wir von Menschenwürde, vom Wert der menschlichen Person als Abbild Gottes, als Geschwister und Kinder des einen Vaters im Himmel. Wir reden von einer Kultur der Liebe, der Brüderlichkeit und des Friedens. Das Kommen des Papstes wird Antrieb sein für einen christlich-arabischen
 Frühling: nicht mit Waffen oder Terrorismus, sondern mit dem Evangelium Christi.
 

 

KNA: Welche Bedeutung hat die Nahost-Synode für die libanesischen Christen?
Rai: Die verschiedenen Diözesen und religiösen Gemeinschaften haben aktiv an den Vorbereitungen der Synode teilgenommen. Über die Medien, mit Konferenzen und mit eigenen Fernsehprogrammen haben wir über sie und ihre Ergebnisse informiert. Die Synode ist immer noch präsent. Die öffentliche Aufmerksamkeit haben wir, die Menschen sind vorbereitet und warten auf das nachsynodale Schreiben, das uns den Rahmen für unsere weitere Arbeit geben wird, die wir unmittelbar aufnehmen wollen. Im Dezember wird es ein Treffen aller katholischen Patriarchen und Bischöfe des Nahen Ostens geben, bei dem wir einen Arbeitsplan erstellen wollen, um das nachsynodale Schreiben umzusetzen. Bei uns bringt man kirchlichen und religiösen Fragen ein großes Interesse entgegen. Die Menschen sind nicht gleichgültig. Selbst bei den Muslimen ist das Interesse an der Synode groß, vielleicht sogar noch größer als bei den Christen. Die Muslime lesen die Texte, um zu verstehen, was kommen wird. Das Klima ist gut vorbereitet für das nachsynodale Schreiben. Jetzt liegt es an uns, es umzusetzen! {Quelle: www.domradio.de – Das Interview führte Andrea Krogmann}.

 

 

 

Mehr Schutz und finanzielle Hilfe

für Flüchtlinge aus Syrien gefordert

 

 

Göttingen, den 25. Juli 2012: Die Flüchtlinge aus Syrien in der Türkei, dem Libanon, Jordanien und Irakisch –Kurdistan brauchen dringend mehr Schutz und Hilfe. Deshalb hat  die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch an Bundesaußenminister Guido Westerwelle appelliert, sich bei den Regierungen der Nachbarländer Syriens energischer dafür einzusetzen, die Notleidenden noch aktiver zu unterstützen. Die bisherigen Maßnahmen reichen nach Angaben der Menschenrechtsorganisation nicht aus, um den Flüchtlingen Sicherheit zu gewähren und alle mit ausreichend Nahrungsmitteln und Trinkwasser zu versorgen. Jordanien muss neue Flüchtlingslager errichten, um die hoffnungslos überfüllten, bestehenden Lager zu entlasten. Außerdem gibt es nicht genug Trinkwasser, Nahrungsmittel und Treibstoff. Im Norden des Libanon brauchen die bitterarmen Gemeinden, die trotz eigener Not viele syrische Flüchtlinge aufnehmen, dringend Hilfe.

 

Die syrische Armee setzt Panzer und Hubschrauber ein und bekämpft mit furchtbarem Terror die oppositionellen Kämpfer wie auch die Zivilbevölkerung. Doch auch die sunnitischen Rebellen schonen mutmaßliche Gegner nicht, darunter Angehörige der alewitischen und christlichen Religionsgemeinschaften. Angesichts der Eskalation der Gewalt haben schon mehr als 120.000 Flüchtlinge aus Syrien in den Nachbarstaaten Schutz gesucht. Auch die irakische Zentralregierung in Bagdad hat am vergangenen Montag endlich angeordnet, die Grenze für flüchtende Zivilisten zu öffnen. Nach Angaben des UNHCR wurden in der Türkei bis jetzt mehr als 37.000 syrische Flüchtlinge registriert. Davon etwa sind rund 50 Prozent Kinder und junge Menschen. Im benachbarten arabischen Libanon waren am 20. Juli 2012 29.986 Syrer als Flüchtlinge registriert. In Jordanien wurden bisher mehr als 34.000 Flüchtlinge aufgenommen. In das Autonome Kurdistan im Nordirak sind etwa 6.500 Menschen, fast ausschließlich Kurden, aus Syrien geflohen. Ein ausführlicher Bericht über die Situation der Flüchtlinge kann bei der GfbV über nahost@gfbv.de angefordert werden. Für Nachfragen ist der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido erreichbar unter Tel. 0173 673 39 80.

 

 

 

 

„Christen in Nahost dürfen jetzt nicht nur an sich selbst denken“

 

 Ein Pa­tri­arch aus dem Li­ba­non rät den Chris­ten des Nahen Os­tens drin­gend, sich an­ge­sichts des „Ara­bi­schen Früh­lings“ nicht nur an ihre ei­ge­nen In­ter­es­sen und Pri­vi­le­gi­en zu klam­mern. Auch wenn die Um­wäl­zun­gen in Sy­ri­en äu­ßerst blu­tig ver­lau­fen, soll­ten die Chris­ten den Wan­del als Chan­ce be­grei­fen. Ner­ses Be­dros XIX. Tar­mu­ni ist der Pa­tri­arch von Ki­li­ki­en der ar­me­nisch-ka­tho­li­schen Kir­che; er re­si­diert in der li­ba­ne­si­schen Haupt­stadt Bei­rut. „Die Lage ist vor allem wegen der un­schul­di­gen Opfer zu be­kla­gen, die einen hohen Preis zah­len: Tote, Ver­letz­te, Fa­mi­li­en auf der Flucht aus den Kampf­ge­bie­ten in Rich­tung Li­ba­non, Jor­da­ni­en, Irak und Tür­kei. Diese Lage hat be­son­de­re Aus­wir­kun­gen auf die christ­li­chen Grup­pen, weil sie nu­me­risch in der Min­der­heit sind und fürch­ten, dass die is­la­mis­ti­schen Kräf­te ihre bür­ger­li­chen und re­li­giö­sen Rech­te nicht an­er­ken­nen wer­den, wenn sie erst ein­mal an die Macht ge­lan­gen soll­ten“.
 
 
 
Be­rech­tig­te Sor­gen bei den Chris­ten also: Die Nach­rich­ten­agen­tur Fides spricht etwa von is­la­mis­ti­schen Grup­pen, die der­zeit im Wind­schat­ten der Kämp­fe in Sy­ri­ens Haupt­stadt Da­mas­kus Jagd auf Chris­ten ma­chen. Eine so­ge­nann­te „Bri­ga­de des Islam“ hat nach die­sen An­ga­ben am Mon­tag eine ganze christ­li­che Fa­mi­lie im Stadt­vier­tel Bab Touma hin­ge­rich­tet. Pa­tri­arch Ner­ses Be­dros XIX. kennt sol­che Be­rich­te. „Man kann al­ler­dings auch nicht leug­nen, dass es Zeit ist, die au­to­ri­tä­ren Mi­li­tär­re­gime ab­zu­lö­sen, die schon seit Jahr­zehn­ten am Ruder sind, um ge­rech­te­re und mensch­li­che­re Macht­struk­tu­ren auf­zu­bau­en. Der Wech­sel kann je­doch weder schnell ge­sche­hen noch auf eine per­fek­te Weise! Darum geht es jetzt um Ge­duld und Bür­ger­sinn: nicht nur an seine ei­ge­nen In­ter­es­sen den­ken, son­dern ans Ge­mein­wohl, und Schluss ma­chen mit der Kor­rup­ti­on, die ein paar reich macht und die Schwächs­ten un­ter­drückt. In die­ser Über­gangs­la­ge soll­ten die Chris­ten sich nicht von die­sen Prin­zi­pi­en ab­brin­gen las­sen! Also nicht nur ver­su­chen, die ei­ge­nen Rech­te zu wah­ren oder auf jeden Fall auf der Seite des Stär­ke­ren zu ste­hen“.

 

 
 
Glei­che Rech­te für alle Bür­ger

Das soll­te das Ziel der Chris­ten sein,

sagt der Pa­tri­arch aus dem Li­ba­non.

 
 
„Die Chris­ten müs­sen jetzt zei­gen, dass sie nicht we­ni­ger pa­trio­tisch sind als ihre mus­li­mi­schen Mit­bür­ger. Sie soll­ten auch nicht der Ver­su­chung er­lie­gen, die mäch­ti­gen Na­tio­nen um Hilfe zu rufen, damit diese sie be­schüt­zen. Den mäch­ti­gen Na­tio­nen ist das Thema Re­li­gi­on näm­lich egal, sie küm­mern sich nur um ihre ei­ge­nen In­ter­es­sen“.

{Quelle: www.muenchner-kirchenradio.de}

 

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