kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Weniger Touristen, mehr politischer Islam: 19. Juli 2012

Filed under: Pater Zakaria & co. — Knecht Christi @ 17:17

Ägypten ändert sich ständig seit der Revolution!

 

 

Mitten in Kairo schafft der deutsche Pfarrer Joachim Schroedel

eine Insel der Ruhe.

 

Nur wenige Minuten entfernt vom Tahrir-Platz mitten in Kairo befindet sich die kleine Kapelle der St. Markus-Gemeinde. „Könnte auch in Deutschland sein, oder?“ fragt Joachim Schroedel lächelnd. Der Pfarrer und Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Ägypten schiebt die Gebetsbücher in Reih‘ und Glied, die auf den hölzernen Kirchenbänken ausliegen. „Bitte die Türe leise schließen“, steht auf einem Schild im Flur. In der Kapelle deutet nichts darauf hin, dass man sich mitten in der Hauptstadt eines der größten Länder der muslimischen Welt befindet. Rund 25.000 römisch-katholische Christen leben in Ägypten, etwa 4.000 davon sind Ägypter, die überwiegende Mehrheit Ausländer. Die etwa 5.000 deutschsprachigen unter ihnen finden ihren Haltepunkt bei Joachim Schroedel und seinen Mitstreitern: Gemeinsam mit etwa 30 Schwestern des Ordens der Borromäerinnen und tatkräftig unterstützt von dem Theologen Dr. Frank van der Velden ist der charismatische Schroedel so etwas wie das deutsche katholische Herz Kairos. „Menschen, die weit entfernt von ihrer Heimat leben, suchen oft bewusst nach dem Vertrauten“, sagt Schroedel, ein groß gewachsener und dynamischer Mann. Die Deutsche Bischofskonferenz entsandte den Pfarrer und Seelsorger 1995 nach Nordafrika. In Kairo ist Schroedel schlicht als Abouna Joachim bekannt – Abouna, unser Vater, ist die übliche Bezeichnung für Pfarrer in arabischen Ländern. Mehr als die Hälfte seines Berufslebens hat Schroedel im Nahen Osten verbracht. Der Pfarrer spricht fließend Arabisch. Nicht nur die St. Markus-Gemeinde in Ägypten betreut er: Auch die rund 10.000 deutschsprachigen Christen in Syrien, Jordanien, im Libanon, auf Zypern, in Israel, Palästina, im Sudan und in Eritrea besucht Schroedel immer wieder. Er ist viel unterwegs in der Region – doch sein Lebensmittelpunkt ist Kairo. „Der Alltag hier kann anstrengend sein“, sagt er, „gerade in bewegten Zeiten suchen die hier lebenden Ausländer nach einer Art Insel in der Fremde, auf der sie Kraft schöpfen können.“ Kairo ist immer in Bewegung – auch nach dem Amtsantritt des Muslimbruders Mohammed Mursi, der erste frei gewählte Präsident Ägyptens. Ob es die politische Lage ist, die sich derzeit im Stundentakt ändern kann, oder ob es die stetigen Behinderungen im Verkehrsnetz der Millionenmetropole sind: Das Leben in Kairo ist eine Herausforderung.

 

 "Liebe Touristen, bleibt hier. Wir werden Euch beschützen", steht auf diesem Schild, das ein Demonstrant Anfang Februar auf dem Tahrir-Platz hoch hält.

 

 

Geht raus, lernt Ägypten kennen„!

 

Schroedel nimmt diese Herausforderung gerne an. Auch die deutschen Christen in Kairo lädt er ein, ihr neues Zuhause und dessen religiöse Landschaft besser kennenzulernen. „Wir wollen eben nicht nur eine Insel mitten in Kairo sein, auf der sich die deutschen Katholiken vom Rest der Gesellschaft abschotten“, sagt der Geistliche. Eine wesentliche Aufgabe der St. Markus-Gemeinde sei es, eine Brückenfunktion zu schaffen: „Geht raus, lernt Ägypten kennen“, das ist der Appell des Pfarrers an die deutschen Christen im Land. Daher organisiert die St. Markus-Gemeinde regelmäßig Spaziergänge durch jene Gegenden der Stadt, in die Ausländer eher selten reisen, wie etwa in die sogenannte Totenstadt im Osten Kairos. Auf einem Friedhof haben sich hier Familien aus ärmeren Schichten häuslich eingerichtet – die Totenstadt ist ein Resultat der Wohnungsnot in der stetig wachsenden Metropole Kairo. „Auch das ist ein Teil Ägyptens. Wer hier lebt, der sollte so viel möglich über das Land wissen“, sagt Monsignore Schroedel. Auch Touristen können an den Spaziergängen teilnehmen.

 

Ägypten muss derzeit Verluste im Tourismus hinnehmen, einer der wichtigsten Einnahmequellen des Landes: Um mehr als 30 Prozent sind die Gästezahlen 2011, dem Jahr des Arabischen Frühlings, zurückgegangen. Wie sich die Wahl Mursis auf die Reiselust der Touristen auswirken wird, ist noch ungewiss. Doch in Kairo, der Stadt der tausend Minarette, erlebt der politische Islam nicht erst seit dem Sturz des Diktators Mubarak einen Aufschwung. „Die islamische Religion wird seit Jahren sichtbarer in den Straßen Kairos. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation gewinnt sie gerade für junge Menschen an Bedeutung“, sagt Schroedel. Er betont jedoch, er habe in den mehr als 17 Jahren, die er in Kairo verbracht hat, von keiner Seite Feindseligkeiten gegen seinen Glaubens erlebt: „Ich war jeden Tag bei den Protesten auf dem Tahrir-Platz dabei – selbstverständlich in meiner Kluft.“ Lächelnd deutet der Pfarrer auf seine schwarze Soutane, dem Gewand katholischer Geistlicher. „Ich wurde immer herzlich aufgenommen und wir alle haben gemeinsam unsere Stimme gegen das Mubarak-Regime erhoben“.

 

 

 

 

 

Eine Brücke für den Dialog

 

Von Anfang an hat Monsignore Schroedel den Dialog mit muslimischen Einrichtungen wie der Al-Azhar-Universität gesucht. Außerdem gründete er vor über 15 Jahren das Oecumenische Institut Cairo, kurz OEIC, das Vorträge und Diskussionen zu interreligiösen Themen organisiert. An diesem Abend geht es um Hoffnungstexte im Koran. Das Publikum ist klein und bunt gemischt: Ein junger Deutscher, der erst vor wenigen Monaten nach Kairo gezogen ist, sitzt neben einer älteren Dame, die bereits „gefühlte 100 Jahre“ in Kairo lebt. Beide kommen gern in die Gemeinde: „Für mich ist es hier wie ein kleines Stück Zuhause“, sagt die Witwe. Einige Schwestern des Ordens der Borromäerinnen haben sich ebenso eingefunden wie ein junger, frisch geweihter Pfarrer aus Bayern, der zu Besuch in Kairo ist. Sehr zur Freude von Monsignore Schroedel ist auch Raslan gekommen, ein ägyptischer Germanistik-Student – und glühender Anhänger der Salafisten. Raslan ist nicht zum ersten Mal in der deutschen katholischen Gemeinde zu Besuch, er schätzt die respektvolle Art des Umgangs trotz gegensätzlicher Positionen: „Natürlich sehen wir vieles unterschiedlich, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten“, sagt der junge Mann und streicht nachdenklich über seinen Bart. „Die Liebe zu Gott haben wir alle hier in uns, wir leben sie nur unterschiedlich.“ Und so entsteht auf der kleinen Insel der katholischen Gemeinde von Kairo ein offener Dialog, der Brücken schaffen kann zwischen den Religionen in Ägypten – Monsignore Schroedel, der Abouna von Kairo, blickt lächelnd in die Runde. Er ist zufrieden mit dem Abend. {Quelle: www.zeit.de}

 

 

 

Darf man da noch hin?

 
Die Tourismusexperten der fünf Bundestagsfraktionen

über das Ferienland Ägypten

und den Urlaub in revolutionären Zeiten.

 

 

1. Würden Sie Ihren Ägyptenurlaub jetzt stornieren?

2. Waren die Reiseveranstalter blauäugig,

als sie ein Land wie Ägypten zum Ferienparadies aufbauten?

3. Was taugen die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes?

4. Sollten die Deutschen mehr Urlaub im eigenen Land machen?

 

Marlene Mortler, CDU/CSU

1. Ich persönlich ja. Niemand kann sagen, wie sich die Situation in den nächsten Wochen entwickeln wird. Und wenn wirklich etwas passiert, dann wird es eng. Ich war vergangenes Jahr in Hurghada und weiß, wie niedrig die Standards sind. Schon zu normalen Zeiten gibt es am Flughafen enormes Gedränge, sehr lange Wartezeiten in der Sonne. Man sollte das nicht schönreden: Die Flughäfen haben kein westliches Niveau.

2. Als mein Parteikollege Klaus Brähmig die Veranstalter kritisierte, wollte er niemanden verurteilen, sondern eine Diskussion anstoßen. Und es ist ja schon wichtig, dass die Leute wissen, wohin sie reisen und wie die politische Situation dort ist. Aber Pauschalisierungen helfen uns nicht weiter.

3. Das Amt legt ein hochprofessionelles Krisenmanagement an den Tag. Es hat explizite Reisewarnungen nur für Kairo, Alexandria und Sues ausgesprochen, weil man nur bei diesen Städten wirklich Anlass dazu hat.

4. Ihre Frage müsste lauten: Sollten die Deutschen noch mehr Urlaub in Deutschland machen? Deutschland ist heute schon das Reiseziel Nummer eins der Deutschen, und was Sicherheit, Qualität und Vielfalt angeht, können wir uns wirklich sehen lassen. {Quelle: www.zeit.de}

 

 

 

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