Vor den Augen der UN-Beobachter versinkt das Land im Bürgerkrieg
Es ist der schlimmste Anschlag seit Beginn des Konflikts in Syrien.
Sprengsätze explodieren in unmittelbarer Nähe eines Foltergefängnisses in Damaskus.
70 Menschen sterben.
Zwischen den Fronten: Unbewaffnete UN-Beobachter.
Die Vereinten Nationen haben Militärbeobachter nach Syrien geschickt, um eine Waffenruhe zu überwachen. Doch diese Waffenruhe erweist sich als Fata Morgana. Am Mittwoch wird der Leiter der UN-Beobachtermission in Daraa Augenzeuge eines Sprengstoffanschlags. Einen Tag später steht der norwegische Generalmajor Robert Mood in Damaskus in der Nähe eines berüchtigten Foltergefängnisses vor ausgebrannten Autowracks. In den verkohlten Autos sind die Überreste der von einer Bombe zerfetzten Fahrer zu erkennen. 70 Menschen starben. So werden die Beobachter, die selbst unbewaffnet sind, zu hilflosen Zeugen des Schreckens. Ermittler, die Aufschluss geben könnten, wer die beiden Bomben in unmittelbarer Nähe des berüchtigten Foltergefängnisses in Damaskus platziert hat, sind sie nicht. Das sogenannte Palästina-Verhörzentrum ist eine der am meisten gefürchteten Einrichtungen des Sicherheitsapparates des Regimes von Präsident Baschar al-Assad. Viele politische Gefangene wurden dort gefoltert. Durch die Sprengsätze wurden mehr als 200 Autos beschädigt, mehr als 100 brannten aus, wie das Ministerium weiter mitteilte. Fassaden umliegender Gebäude wurden zum Teil eingerissen. Am Explosionsort klaffte ein metertiefer Krater. Riesige Rauchsäulen stiegen empor.
Wer profitiert?
Das Regime von Präsident Baschar al-Assad stellt die jüngsten Explosionen als Werk islamistischer Terroristen dar. In einer regimenahen Publikation war nach der Explosion von Daraa zu lesen: „So antworten sie auf die Wahl: mit Explosionen und Mord.“ Am vergangenen Montag hatte in Syrien eine Parlamentswahl stattgefunden, die vom Regime als Meilenstein auf dem Weg zu mehr Demokratie gepriesen wurde. Die Protestbewegung boykottierte die Wahl. Das Wahlergebnis wurde bisher noch nicht bekanntgegeben. Die Opposition lehnt ihrerseits jede Verantwortung für den Bombenterror ab. „Die Syrer wollen, dass die UN-Beobachter die Wahrheit ans Licht bringen“, heißt es in einer Mitteilung des oppositionellen Syrischen Nationalrats (SNC),, „außer dem Regime profitiert niemand davon, wenn die internationalen Beobachter bedroht werden“. Die Opposition behauptete, das Regime habe den Anschlag im Al-Kazzaz-Viertel verüben lassen, um die Revolution im Land als Werk islamistischer Terroristen darzustellen. Das klingt nach orientalischen Verschwörungstheorien. Doch auch ein syrischer Ex-Militär hält diese Version für wahrscheinlich. Er fragt: „Wie sollte es einem Terroristen gelingen, zu einem Ort vorzudringen, der so gut gesichert ist wie dieser Gefängniskomplex“?
Scharfschützen auf Dächern
Zu den Ereignissen in seiner Heimatstadt Daraa, wo die Beobachter diese Woche um Haaresbreite dem Tod entronnen waren, sagt Al-Aswad: „Vor zwei Tagen tauchten in einem Viertel in Daraa Scharfschützen auf den Dächern auf. Die Aktivisten vor Ort informierten daraufhin die UN-Beobachter, die am Mittwoch dann auch anrückten. In dem Viertel, in dem die Scharfschützen waren, kam es dann zu einem Angriff der Deserteure der Freien Syrischen Armee auf ein Fahrzeug mit Soldaten der Regierungstruppen. Doch mit dem Sprengsatz, der in der Nähe einer Straßensperre detonierte, als die UN-Beobachter vorbeifuhren, hatten die Deserteure nichts zu tun.“ Nachprüfen lässt sich das nicht. Der Einsatz der UN erscheint in einem neuen Licht. „Die Vereinten Nationen haben noch nie unbewaffnete Militärbeobachter in ein Gebiet geschickt, in dem es so gefährlich ist wie in Syrien“, erklärt ein westlicher Diplomat. Selbst der SNC, der ursprünglich einen UN-Einsatz zum Schutz der syrischen Zivilisten gefordert hatte, macht sich jetzt Sorgen um die Beobachter. {Quelle: www.fnp.de}
Assad und seine Dschihadisten
Baschar al Assad hat lange Terroristen unterstützt.
Einig waren sich sein Regime und die Dschihadisten in der Unterstützung des Widerstands gegen die amerikanischen Truppen im Irak.
Doch nun schlagen die Terroristen zurück.
Einen Sturm der Entrüstung hat der syrische Dichter Adonis ausgelöst, als er aus dem Pariser Exil den Demonstranten in seinem Heimatland unterstellt hat, sie seien religiöse Eiferer, da sie ihre Proteste von Moscheen aus starteten. Nicht, dass der bekannteste lebende arabische Lyriker Sympathien für Staatspräsident Baschar al Assad und dessen Regime hätte. Im vergangenen Sommer hatte er Assad sogar zum Rücktritt aufgefordert. Aber Religion ist dem säkularen pansyrischen Nationalisten ebenso fern wie Assads Baath-Regime. Syrische Intellektuelle widersprachen Adonis umgehend. Solle man sich denn in einem Opernhaus versammeln, fragte der Romancier Khaled Khalifa ungehalten. In Syrien seien die Moscheen bekanntermaßen die einzigen Orte, an denen mehr als 50 Personen zusammenkommen könnten. Der Journalist Iyad Issa ging Adonis noch heftiger an. Dieser sei nur deswegen nicht für die Revolution, weil er wohl glaube, dass diese in einem Ballsaal zu beginnen habe und durch eines seiner elitären Gedichte, die nur er verstehe, inspiriert sein müsse. Das aber, sagte Issa stolz, sei eine Revolution des Volkes.
„Bewaffnete Terrorbanden“
Dem Damaszener Regime hat Adonis mit seiner Aussage hingegen eine Vorlage gegeben. Denn dieses wiederholt unablässig, es gebe keine friedlichen Proteste, sondern nur „bewaffnete Terrorbanden“, unter die sich Al Qaida gemischt habe. Flankenschutz bekam das Regime Mitte Februar von dem amerikanischen Geheimdienstchef James Clapper. Er sprach bei einer Anhörung im Kongress von dem „beunruhigenden Phänomen“, dass Al Qaida ihren Einfluss nach Syrien ausbreite. Die Anschläge dort trügen die Handschrift der Organisation. Sollte das so sein, trüge das Damaszener Regime eine Mitverantwortung.
Signal an die Staatengemeinschaft: Wichtiger als eine Videobotschaft des aktuellen Führers von Al Qaida, Ayman al Zawahiri, in der er für sein Terrornetz eine Rolle im syrischen Aufstand beansprucht hat, war dabei wohl im Februar die Freilassung Abu Musab al Suris durch die syrische Justiz, eines der wichtigsten und erfahrensten Ideologen des Dschihad. Seine Freilassung hatte viele Fragen aufgeworfen. Sie sollte offenbar ein Signal Syriens an die Staatengemeinschaft sein, dass islamistischen Terror ernte, wer den Sturz Assads betreibe. Der 1955 in Aleppo geborene al Suri hatte in Afghanistan mit der Leitung von Ausbildungslagern Fronterfahrung gesammelt. Berühmt wurde er aber durch seine umfangreiche Schrift mit dem Titel „Einladung zum islamischen Widerstand“. Sie wurde zum Handbuch jedes Dschihadisten. In der Schrift entwickelt er die Theorie des individuellen Dschihad, der sich – anders als es Bin Ladin gelehrt hat – nicht mehr in eine Organisation einfügt, sondern sich dem System anpasst, das es zu stürzen gilt. Dass nach der Freilassung Suri die Anschläge mit „der Handschrift von Al Qaida“ zugenommen haben, kann kein Zufall sein. Zudem hat sich Ende Januar eine „Front zum Schutz des Volks der Levante“, die zum Umfeld von Al Qaida gehört, großer Anschläge in Syrien bezichtigt.
Heute fließen die Waffen zurück
Assad geht dabei ein riskantes Spiel ein. Einig waren sich sein Regime und die Dschihadisten zwar in der Unterstützung des Widerstands gegen die amerikanischen Truppen im Irak. Heute aber, so berichtete die „New York Times“, flössen die Waffen, die einst aus Syrien an Al Qaida in den Irak geschmuggelt worden sind, nach Syrien zurück. Dass die Grenzen zwischen dem Regime Assad und den Dschihadisten von Al Qaida fließend sind, hatte sich zuvor bei der Terrorgruppe Fatah al Islam im Palästinenserlager Nahr al Bared nahe Tripolis gezeigt. Der palästinensische Dschihadist Shaker Abssi, der 1976 in Libyen für Anschläge ausgebildet worden war, hat die Terrorgruppe 2005 gegründet, nachdem er aus einer dreijährigen syrischen Haft entlassen worden war. Ihren Kern bildeten offenbar ehemalige Mitglieder der Terrorgruppe „Fatah al Intifada“, die 1983 mit Hilfe des syrischen Geheimdiensts zur Eindämmung des Einflusses von PLO-Chef Yassir Arafat gebildet worden war. Abssi dementierte zwar bis zu seiner Tötung 2007 stets, Teil von Al Qaida zu sein. Er gestand aber, deren Ideologie des Dschihad zur Bekämpfung des Westens übernommen zu haben. Nach seiner Freilassung im Jahr 2005 hatte er mit dem radikalen Palästinenser Abu Khaled zusammengearbeitet, der mutmaßlich in Damaskus im Flüchtlingslager Yarmuk im Auftrag des syrischen Geheimdienstes Palästinenser und andere Araber ausgebildet hat. Die syrischen Geheimdienste sollen viele von ihnen aber nicht in den Irak geschleust haben, was sie wollten, sondern in das Lager Nahr al Bared, um im Libanon Unruhe zu stiften.
Nicht abwegig ist heute die Annahme, dass Dschihadisten aus dem Umfeld von Al Qaida, ob mit oder ohne Zutun der syrischen Geheimdienste, die syrische Opposition infiltriert haben. Dafür spricht auch, dass der operative Chef der Freien Syrischen Armee, General Mustafa al Scheich, gegenüber der panarabischen Zeitung „al Sharq al Awsat“ eingestanden hat, dass nur drei Viertel aller lokalen Militärräte der Deserteure in die Befehlshierarchie seines „Hohen Militärrats“ integriert seien. Dieser Hohe Militärrat plant innerhalb der Freien Syrischen Armee das militärische Vorgehen und ist für dieses verantwortlich. Dass ein Teil der Kämpfer sich niemandem unterordnet, ist ganz im Sinne des Terrortheoretikers al Suri, der einen individuellen Dschihad predigt und dem das Damaszener Regime die Chance gegeben hat, das zur Diskreditierung der Opposition auch zu praktizieren. {Quelle: www.faz.net}
wenn die UNO, die heute eine Versammlung von ein paar Leuten ist, so lang warten muss, bis ein Chaos auf das Gebiet einer Großmacht übergreift, bevor sie etwas machen, dann brauch ich mich nicht mehr um die Weltpolitik zu kümmern. Da sind mir meine Socken wichtiger. Putin ist ein großer Mann, aber wenn die Leute wüssten, wie bedeutungslos der für mich ist. Der ist für mich noch tausendmal bedeutungsloser als ich für ihn. Die Länder setzen sich einen an die Spitze und dann erspart sich die gesamte Bevölkerung einen Finger wegen einer Sache zu rühren und man lässt den Einzelnen auf der Weltbühne tanzen und sich wichtig machen. Und 10% der Fernsehzuschauer sehen ihn und nur 1% davon reagiert überhaupt darauf, indem sie ein paar Worte fallen lassen und am nächsten Tag ist alles vergessen. Und das sind heute die Großmächte. Und wir regen uns unnötig auf.