Eindeutige Studien und eindeutige Haltung des Volkes
Erstmalig in Europa sind Mütter aus 16 verschiedenen Ländern nach ihren Wünschen, Problemen und Lebensumständen befragt worden. Die Ergebnisse sind erstaunlich, werfen sie doch so manche Vorstellung von einem glücklichen Frauenleben, die derzeit die familienpolitischen Debatten bestimmt, über den Haufen. Im Wesentlichen kann man die Hauptprobleme der Mütter so zusammenfassen: Sie brauchen mehr Zeit, freiere Wahlmöglichkeiten und mehr Wertschätzung. Schon im Mai dieses Jahres veröffentlichte die internationale Mütterorganisation MMM Europe (Mouvement Mondial des Mères) eine Umfrage, die sie im Auftrag der EU-Kommission erstellt hat. Bislang hat in Deutschland weder die Presse noch die Politik davon Notiz genommen, anders als in den übrigen europäischen Ländern. Das könnte an den Ergebnissen liegen. Diese passen ganz und gar nicht in das Bild von der modernen jungen Frau, das uns hierzulande propagiert wird. Bei uns hat man aber auch noch nie explizit Mütter derart umfassend befragt.
Studien zu Frauenthemen befassen sich nie mit dem speziellen Blickwinkel, aus dem Mütter die Welt betrachten. Dabei ist eines sicher und in der aktuellen Umfrage auch von der überwältigenden Mehrheit der Befragten bestätigt: Mutter zu sein verändert das Leben einer Frau unumkehrbar. Es ist ein Paradigmenwechsel und man betrachtet die Welt plötzlich aus ganz anderen Augen. Und obwohl 76 Prozent aller volljährigen Frauen in Europa Mütter sind, hat sich die Sozialforschung mit ihnen kaum befasst. Stattdessen wird möglichst ein repräsentativer Bevölkerungsquerschnitt genommen und manchmal sind kaum Mütter bei den Umfragen zu Frauenthemen dabei. Dennoch wird mit den Ergebnissen Politik gerade auch für Mütter gemacht. Insofern ist es interessant zu sehen, dass die Antworten der Frauen über alle Ländergrenzen, Nationalitäten und verschiedenen Lebenshintergründe hinweg erstaunliche Parallelen aufweisen. Die Erlebnisse der Studie zeigen außerdem, dass sich die ewige Gegenüberstellung der beiden Lebensentwürfe Hausfrau gegen Karrierefrau überholt hat. Die meisten Frauen wollen beides, Mutter sein, für die Kinder da sein, aber auch berufstätig werden. Allerdings nicht zwingend alles gleichzeitig: Es zeigt sich, dass über 61 Prozent aller Mütter in Europa gerne bis zum dritten Lebensjahr der Kinder ganz für die Familie da sein wollen. Und dass sie erst ab diesem Zeitpunkt dann gerne wieder in den Beruf einsteigen würden, wobei eine Teilzeitarbeitsstelle von 80 Prozent aller Mütter favorisiert wird. Es zeigt sich ein fließender Übergang hinsichtlich der Ausweitung der Berufstätigkeit mit steigendem Alter der Kinder. Und erst wenn das 18. Lebensjahr der Kinder erreicht ist, wünschen sich 70 Prozent aller Mütter wieder eine Vollzeiterwerbstätigkeit. Es ist also keineswegs so, dass die möglichst schnelle Rückkehr in den Beruf, in Deutschland möglichst nach dem vollendeten ersten Lebensjahr des Kindes, so wie es von der Politik gewünscht wird, tatsächlich den Wünschen der Mütter entspricht.
Drei Themen beschäftigen alle Mütter europaweit am meisten
Zum einen die fehlende Zeit. Mütter fühlen sich zerrissen zwischen Arbeitsplatz und Familie, sie haben das Gefühl, zwei Jobs gleichzeitig zu machen, nichts richtig zu tun und ständig gehetzt zu sein. Dementsprechend sind die Forderungen der Mütterstudie eindeutig: Mütter wünschen sich mehr Möglichkeiten, Familie und Arbeitsplatz in eine gesunde Balance zu bringen. Sie fordern eine Ausweitung von Mutterschutz- und Elternzeiten. Außerdem eine Anpassung der Arbeitszeiten an die Schul- und Ferienzeiten der Kinder und vor allem mehr Möglichkeiten zur Teilzeiterwerbstätigkeit. Während diese Möglichkeit in Deutschland zunehmend besteht und die Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen seit den 90er-Jahren gerade in Deutschland deswegen sogar gesunken ist, existiert die Möglichkeit von Teilzeit in zahlreichen europäischen Ländern nur eingeschränkt oder fast gar nicht. Auch in Frankreich, wo es immer eine höhere Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen gab, sinkt der Anteil dieser Frauen, seit sie zunehmend die Möglichkeit bekommen, weniger Stunden pro Woche zu arbeiten. Auch in deutschen Studien ist die Doppelbelastung und Zerrissenheit von erwerbstätigen Müttern immer wieder dokumentiert worden, zuletzt sehr ausführlich in der Studie des Rheingold-Instituts in Köln, die 2010 im Auftrag von Milupa erstellt wurde.
Des Weiteren bemängeln die Mütter die fehlenden Wahlmöglichkeiten zwischen einer Betreuung zu Hause und einer Betreuung außer Haus. Dabei fordern sie auch finanzielle Unterstützung für die freie Wahl ihres Lebensmodells, denn nicht nur in Deutschland, sondern in den allermeisten europäischen Ländern wird nur in staatliche Institutionen investiert, nicht aber in die Elternhäuser. Die aktuelle Debatte in Deutschland rund um ein Betreuungsgeld kann somit als nahezu exemplarisch bezeichnet werden für den Kampf um die finanzielle Gleichstellung von Erziehungsleistungen – unabhängig davon, wo und durch wen sie nun stattfinden. Realität ist jedoch in Europa, dass eine freie Wahl, sich selbst auch mehrere Jahre um die Kinder zu kümmern, finanziell oft unmöglich ist. Am Ende der Studie konnten die Mütter in eigenen Worten Wünsche an die Politik richten. Überwältigend viele äußerten als letztes Schlüsselergebnis der Studie den Wunsch nach mehr Anerkennung und Wertschätzung für die Erziehungsleistung, die von Eltern zu Hause erbracht wird. Sie verlangen nach einer gesellschaftlichen Gleichberechtigung zwischen innerhäuslicher und außerhäuslicher Erziehung, ohne dass ihnen dafür Nachteile erwachsen im Berufsleben, aber auch im Rentenalter.
Da in der Studie auch Mütter befragt worden sind, die die Erziehungszeit der Kinder bereits hinter sich gebracht und das Rentenalter erreicht haben, zeigt sich europaweit das Problem, dass ganze 62 Prozent aller Mütter angeben, später im Rentenalter abhängig zu sein von den Pensionsansprüchen ihrer Partner und Ehemänner. In kaum einem europäischen Land wird die Erziehungsarbeit, die in der Regel nach wie vor von Frauen erbracht wird, in der Rente ausreichend berücksichtigt. Frauen, die viel Zeit in ihre Kinder investieren, steigern somit ihr Risiko, im Alter in Armut zu leben. Eine Ausnahme hinsichtlich der gängigen Modelle bietet allenfalls die Schweiz, wo Mütter mit einer Anrechnung von Erziehungsjahren auf die Rente rechnen können, bis das jüngste Kind das Alter von 16 Jahren erreicht hat. Betrachtet man zusammenfassend die Ergebnisse, so ist festzustellen, dass Müttern in Europa die Familie eminent wichtig ist. Dass sie Zeit investieren wollen in die Familie, dass sie Zeit in die Kinder investieren wollen und später dann im Beruf durchstarten möchten. Interessant zu beobachten ist außerdem, dass gerade die Frauen, die sich mehr der Familie als der Karriere widmen, zusätzlich viel Zeit in den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft investieren. So steigt beispielsweise mit der Zahl der Kinder, die eine Frau bekommt, die Wahrscheinlichkeit, dass sie ehrenamtlich engagiert ist.
Hinsichtlich der demographischen Entwicklung in Europa, die den meisten Regierungen Kopfzerbrechen bereitet, ist ein letztes Ergebnis sehr interessant: 46 Prozent aller Frauen – das ist nahezu jede zweite befragte Mutter – geben an, dass »mehr Kinder zu bekommen« als sie es tatsächlich verwirklichen konnten, zu ihrem Wohlbefinden beitragen würde. Somit stellt sich die Aufgabe an die Politik, diesen Müttern zuzuhören und die Rahmenbedingungen nach ihren Wünschen zu optimieren – und dann würden vermutlich auch wieder mehr Kinder geboren, denn der Wunsch danach ist ungebrochen da. {Quelle: www.info.kopp-verlag.de – Birgit Kelle}
Küche statt Karriere – warum wollen immer mehr Frauen zurück an den Herd?
Danke für diesen Beitrag,
der dennoch die Seite beleuchten möge, dass es trotzdem nicht immer nur der Idealtraum ist ausschließlich bei den Kindern zu bleiben, sondern oft fehlende familiäre soziale Strukturen , mangelnde institutionäre Strukturen und gesellschaftlicher Druck. Und dann wundert sich die Menschheit, warum Frauen in die Burnoutfalle geraten? Und dann soll die nächste Gereration (am besten lustvoll) der Mehrfachbelastung nachgehen?? Manchmal ist es dann leichter einem alten Traditionsbild nachzugehen und hier die Lösung zu sehen
Jede zweite junge Österreicherin kann sich gut vorstellen, für die eigene Familie auf die Karriere zu verzichten, der Job Hausfrau, noch in jüngster Zeit als altmodisch und frauenfeindlich bezeichnet, erlebt ein Comeback. Allerdings auch, weil immer mehr Frauen die Doppelbelastung Job und Familie zu anstrengend wird.
Als Töchter haben sie selbst miterlebt, wie viel Kraft das ihre Mütter gekostet hat. Küche statt Karriere – warum wollen immer mehr Frauen zurück an den Herd?
Syzygy: sagte: ein Kommentar –
Rückbesinnung auf die traditionelle Rollenverteilung – das hört sich ja alles unheimlich idyllisch und romantisch an. Die Frau, die zu Hause die Kinder versorgt, den Haushalt regiert und Apfelkuchen bäckt. Nur war es nie so idyllisch, wie mann und frau sich das vorstellt. Für die Frauen spätestens dann, wenn *er* mit 45 seinen zweiten Frühling erlebt und sich in eine andere (Jüngere?) verliebt, und sie es vielleicht tolerieren muss, weil sie nicht weiß, wohin sie sonst gehen soll (denn sie ist 40 und hat keine Ahnung, wie sie “draußen” zurechtkommt) und der Mann, wenn er arbeitslos wird, und *sie* entweder seit Jahren in keinem Beruf mehr war, oder gleich keinen gelernt hat. Wozu denn? Sie ist ja Mutter und Hausfrau!!! Dann ist nämlich plötzlich kaum mehr Geld im Haus.
Jaja, früher hat es funktioniert! Aber war das besser als heute? Wirklich?
Ich halte es jedenfalls für keine gute Idee, sich auf einen anderen Menschen zu verlassen – nicht mal wenn es mein Mann ist. Da verlasse ich mich lieber auf mich selbst. Ich habe nichts dagegen, wenn eine Frau (oder auch ein Mann!) entscheidet, daheim bei den Kindern zu bleiben. Es gibt durchaus Menschen, die dafür wie geschaffen sind und darin aufgehen, ihr Heim und den Garten zu pflegen, zu kochen, die Kinder zu erziehen. Das ist ebenso ehrbar wie jede andere Berufung (und sollte meiner Meinung nach auch gewürdigt werden). Aber diese große Zahl Frauen, die angeblich zurück an den Herd will, macht sich, glaube ich, ein Stückweit Illusionen und würde sich nach reiflicher Überlegung anders entscheiden.
Und die Vorwürfe, es sei für die Kinder nicht gut, wenn die Mutter nicht zu Hause bleibt, will ich nicht hören! “Trotz” der Tatsache, dass meine Mutter einen 60-Stunden-Job hatte, als ich ein Kind war (Besitzerin eines Bio-Ladens), hat es mir an nichts gefehlt. Es war eben mein Vater öfter zu Hause.
Da muss ich an die Worte eines ehemaligen Kollegen denken, der immer sagte, dass seine Tochter solch eine Ausbildung machen bzw. Beruf ausüben sollte, in dem sie genügend verdient, dass sie im Leben nie von einem Mann abhangig ist.
Warum nicht für Die kOpten- Christen ??
Wie um alles in der Welt kommen diese Tunesier überhaupt bis zur Schweiz. Ist es nicht Sache der Italienischen Behörde, sogenannte Flüchltinge aus einem im Aufbau befindlichen demokratischen Staat abzuweisen.
Schlage vor, dass die Schweiz bis zur Realisierung eines tauglichen Asylgesetzes keine Asylanten mehr aufnehmen darf.
Das Notgesetz hat sofort in Kraft zu treten, weil es eben eine Notsituation ist. Ist das klar, ihr lieben und netten?
Europäische Asylpolitik: Befriedung protektionistischer Interessen
Der Grund dafür ist klar: Im Stockholmer Programm, welches unter anderem die Ziele einer gemeinsamen europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik festlegt, wird zu viel Spielraum für Maßnahmen gelassen, die dem erklärten europäischen Ziel, Europa „als Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ zu stärken und eine solidarische Flüchtlingspolitik zu betreiben, massiv entgegenwirken.
Europäische Schlüsselprojekte wie die Grenzschutzarbeit von Frontex oder die Dublin-II-Verordnung scheinen vor allen Dingen darauf angelegt zu sein protektionistische Interessen der Mitgliedstaaten zu befrieden. Eine zunehmende Abschottung Europas vom Flüchtlingsproblem ist die Konsequenz.
Laute Stimmen aus der Zivilgesellschaft wie von ProAsyl oder Amnesty International und mehrere Urteile des Europäischen Gerichtshofs waren notwendig, um der politischen Führung klarzumachen, dass die Zurückdrängung und die „Umleitung“ von Flüchtlingen auf hoher See an Drittstaaten durch Frontex-Beamte gegen Grundsätze der Genfer Konvention und der Europäischen Menschenrechtskonvention verstoßen.