Der ägyptische Telekom-Unternehmer Naguib Sawiris ist wegen einer Micky-Maus-Karikatur zur Zielscheibe von Islamisten geworden. Der umstrittene Cartoon zeigt Micky mit langem Vollbart und Minni mit dem Vollschleier Nikab, der nur Augenschlitze freilässt – dazu eine aufgesteckte rosarote Schleife. Beleidigt fühlen sich in Ägypten vor allem jene radikalen Muslime, die sich selbst Salafisten nennen. Ihre Anwälte haben mehrere Klagen gegen Sawiris wegen angeblicher Verunglimpfung des Islams vorbereitet, berichteten Zeitungen in Kairo am Dienstag.
Über die Internet-Plattform Facebook veröffentlichten Salafi-Anhänger einen Aufruf, Sawiris Mobiltelefon-Firma Mobinil zu boykottieren. «Wenn ihr wahre Muslime seid und eure Religion liebt, boykottiert seine Projekte», hieß es in dem Aufruf. «Wir müssen jedem, der unsere Religion angreift, die Zunge abschneiden.» Aber auch politische Freunde Sawiris fanden diese Art von Humor «nicht unbedingt klug». Sawiris, ein koptischer Christ, initiierte die Partei Freie Ägypter, die auf säkularer Grundlage steht und sich den im September geplanten Parlamentswahlen stellen will.
Sawiris trat inzwischen den Rückzug an und entfernte die Anstoß erregende Karikatur aus seinem Twitter-Account. «Ich entschuldige mich bei jedem, der das nicht witzig fand», twitterte er reumütig. «Ich dachte einfach, dass das ein lustiges Bild ist, und wollte niemanden verletzen. Sorry!» Nicht alle sehen in der Karikatur eine Verunglimpfung. «Seit wann sind lange Bärte ein Symbol für den Islam?», fragte der ägyptische Blogger «The Traveller Within», der Sawiris ansonsten wegen seiner «fragwürdigen Geschäftspraktiken» als Unternehmensmogul kritisiert. Die Salafisten seien «eine unmoralische Gruppierung», die sich als «Verteidiger des Islams» aufspielten, um selbst bei den kommenden Wahlen zu punkten. {Quelle: www.cio.de}
Sawiris muss sich bei Islamisten entschuldigen
Der ägyptische Milliardär Naguib Sawiris zeigte Mickey und Minnie Mouse als Muslime verkleidet. Er wollte vor dem Tugendterror der Fundamentalisten warnen.
Es war kein besonders subtiler Scherz, andererseits geben die Reaktionen Naguib Sawiris irgendwie recht. Sawiris, ägyptischer Christ, Milliardär, Telecom-Tycoon, Bruder des Tourismus-Investors in Andermatt, Parteigründer, kurz, eine Grösse unter den Erfolgreichen und Säkularen seines Landes, hat via Twitter seine ebenso abgründige wie alberne Vision Ägyptens vorgestellt, wenn die Fundamentalisten die Macht übernehmen. Er zeigte ein Bild von Mickey Mouse mit Rauschebart und rollenden Augen in langer Galabija und Minnie Mouse verschleiert bis zu den Augen, mit rosa Schleife zwischen den Mauseohren: Innen Kitsch, aussen Tugendterror – das blüht Ägypten, wenn die Islamisten übernehmen, so die Botschaft.
Klagen von 15 Anwälten: Sawiris teilt diese Angst mit vielen Ägyptern. Wochenlang kursierte das Bild unter dem warnenden Titel «Dies ist die Zukunft Ägyptens» eher unbemerkt im Internet, dann schlugen die Ultrakonservativen zurück – im Internet. Facebook-Seiten der Fundamentalisten riefen gläubige Muslime zum Sawiris-Boykott auf. Einige forderten: «Wir müssen denen die Zunge abschneiden, die unseren Glauben diffamieren.» 15 Anwälte, möglicherweise Angehörige der radikalislamischen Salafiten, reichten beim Generalstaatsanwalt Klage ein: Sawiris habe den Islam verspottet.
Die Sawiris-Dynastie beherrscht ein Imperium aus Telecom-, Bau- und Tourismusfirmen, dazu populäre Fernsehsender. Sawiris, der in Kairo auf eine deutsche Schule ging und fliessend Deutsch spricht, gilt als reichster Mann Afrikas. Auf der weltweiten Forbes-Liste steht er auf Platz 62. Ein bisschen Boykott würde er überleben, aber schliesslich lenkte er doch ein: «Ich entschuldige mich bei allen, die dies nicht als Scherz verstehen», schrieb er auf Twitter: «Für mich war es einfach ein witziges Bild. Ich wollte nicht respektlos sein. Entschuldigung.» Mickey und Minnie entfernte er.
Der vermeintliche Religionsfriede: Es dürfte nicht das Ende sein. Selbst Besonnenere hatten zu bedenken gegeben, dass der Scherz angesichts der jüngsten Spannungen zwischen Christen und Muslimen zumindest zeitlich deplatziert war. Am Wochenende waren sich im Gouvernement Sohag, 450 Kilometer südlich von Kairo, Kopten und Muslime über den vermeintlichen Bau einer Kirche in die Haare geraten. In den vergangenen Monaten brannten Kirchen; beide Seiten werfen sich die Entführung von Konvertiten vor. Die Einigkeit der Religionen auf dem Tahrir-Platz ist längst ein Fall für Nostalgiker. Radikale wie die Salafiten schüren die Sorgen von Frauen, Christen und Liberalen vor einem Gottesstaat am Nil.
Unter dem inzwischen gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak galten die geschäftlichen Triumphe der Sawiris einigen als Beweis für die Aufstiegschancen einer religiösen Minderheit – andere sahen die Familie hingegen als Profiteure des Regimes. Noch während des Aufstands sagte Naguib Sawiris in einem TA-Interview: «Nicht alles, was Mubarak getan hat, war schlecht.» Nach dem Sturz Mubaraks aber ging der Geschäftsmann in die Politik, gründete eine eigene Partei, «Freie Ägypter»: radikal wirtschaftsliberal, säkular und kapitalistisch. Ob Mickey und Minnie ihm geschadet oder genützt haben, wird man bei den Wahlen sehen. {Quelle: Basler Zeitung – www.bazonline.ch – Von Sonja Zekri}
Sawiris Bruder provoziert mit bärtigem Micky
Micky Maus mit Bart und Minni Maus mit Schleier: Eine Zeichnung, die der ägyptische Telekom-Milliardär Naguib Sawiris auf Twitter veröffentlichte, finden die Islamisten gar nicht lustig.
In der Schweiz kennt man vor allem Samih Sawiris, den Andermatt-Grossinvestor. Sein älterer Bruder Naguib ist in seiner Heimat Ägypten ein «hohes Tier». Er leitet die familieneigene Orascom-Gruppe, das grösste Privatunternehmen des Landes, das neben dem Tourismus vor allem im Telekom-Bereich tätig ist. Seit dem Sturz von Hosni Mubarak am 11. Februar engagiert sich der Milliardär zudem in der Politik. Naguib Sawiris hat die Partei «Freie Ägypter» gegründet, die sich für eine Trennung von Religion und Staat einsetzt.
Im heutigen Ägypten kein einfaches Unterfangen, denn auch die Islamisten drängen in die Politik. Das gilt nicht nur für die Muslimbrüder, sondern auch für die ultrakonservativen Salafisten, die von einem Leben wie zu Zeiten des Propheten Mohammed träumen. Und genau die hat der koptische Christ Sawiris verärgert: Auf Twitterveröffentlichte er eine Zeichnung, die Micky Maus mit Bart und Minni mit Gesichtsschleier zeigt.
Boykottaufruf auf Facebook: Die humoristische Zeichnung kursiert laut Medienberichten seit einiger Zeit viral im Internet, zusammen mit dem Slogan «Das ist die Zukunft Ägyptens» – eine Anspielung auf die Furcht vieler liberaler Ägypter vor dem Einfluss und der Mobilisierungskraft der Islamisten. Die Salafisten fanden es jedenfalls nicht lustig. Eine Facebook-Gruppe ruft Muslime zu einem Orascom-Boykott auf, salafistische Anwälte haben laut der Nachrichtenagentur AP Klage wegen Geringschätzung der Religion eingereicht – in Ägypten ein Offizialdelikt.
Naguib Sawiris entschuldigte sich auf Twitter «bei allen, die das nicht als Witz empfinden». Er habe nicht respektlos sein wollen. Die Episode mag belanglos wirken, sie fällt jedoch in eine Zeit zunehmender Spannungen zwischen Christen und Muslimen, die sich auch schon in Gewalttaten entladen haben. Naguib Sawiris hatte sich bereits 2007 in einem Interview besorgt über die Islamisierung Ägyptens und die wachsende Zahl verschleierter Frauen geäussert: «Wenn ich auf die Strasse gehe, fühle ich mich wie ein Fremder.» {Quelle: www.20min.ch}