kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Die koptischen Müllsammler 29. November 2010

Filed under: Koptenverfolgung — Knecht Christi @ 06:34

Kopten in Müll – Entführung minderjähriger Koptinnen – Konversion zum Christentum

Jedes Jahr besuchen zehn Millionen Touristen Ägypten, aber es gibt eine Seite von Kairo, die die meisten von ihnen nie sehen. Wir finden eine verborgene Gesellschaft von Christen vor, die ihren Lebensunterhalt mit dem Müll der Stadt verdienen. Dies ist es, was die ägyptische Regierung nicht wünscht, dass Sie es sehen: Diskriminierung und Marginalisierung. Sie befinden sich in einem Belagerungszustand in einem Land, wo einige behaupten, dass dein Glaube dich dein Kind kosten kann.

„Ägyptens Müllsammler“:
Wir befinden uns in Kairo auf der Spur einer der geheimnisvollsten Minderheiten des Mittleren Ostens. Es handelt sich um eine altertümliche Gemeinschaft koptischer Christen – bekannt als „Die Zabaleen“. So sind wir nun auf unserem Weg durch Kairo, um zum Stadtrand, wo die Gemeinschaft lebt, zu gelangen. Aber uns ist gesagt worden, dass wir keine Erlaubnis der Regierung haben, um hinauszufahren und auf den Straßen innerhalb dieser Gemeinschaft zu filmen. Um zu ihnen zu gelangen, traten wir in eine Welt ein, die selten von Außenstehenden gesehen und praktisch nie gefilmt wird.

Als wir uns dem christlichen Gebiet näherten, war sofort klar, dass die Lebensbedingungen hier weit vom Idealzustand entfernt sind. Wir sind nicht weit aus dem Zentrum Kairos herausgefahren, um in dieses Armenviertel zu kommen, hinter einer Mauer des Gestanks, wo es jede vorstellbare Art von aufgestapeltem Müll gibt, so sieht es dort aus. Viele Teile Kairos sind räumlich beengt und schmutzig, aber es gibt Unterschiede. Dies sieht so aus, als ob die Leute tatsächlich im Müll leben. Wir müssen uns vorsichtig in dieses Gebiet begeben und finden zunächst einen Aussichtspunkt, von dem aus wir das gesamte Gebiet sehen können.

Es bietet sich uns ein höchst erstaunlicher Anblick. Ich habe das überhaupt nicht erwartet. Das ist das Armenviertel von Manshe´et Nasser. Es handelt sich um die größte einzelne Konzentration von Christen in Ägypten. Oben auf jedem der Häuser – so wie es aussieht – befinden sich diese Stapel, diese Müllsäcke, und sie sind nicht nur auf den Dächern. Ich sehe, dass sich innerhalb der Müllstapel Leute befinden, die tatsächlich dort sitzen wie diese Dame hier unten, die gerade den Müll sortiert und sich dann darunter befindet. Es gibt Tiere – Ziegen, Hühner und Schweine werden mit dem Abfall, der in die Gemeinschaft gebracht wird, gefüttert. Und es ist nicht nur das. Mir ist gesagt worden, dass der Gestank absolut unerträglich ist. Es handelt sich um eine ekelhafte Art von Geruch, der dir die Kehle abschnürt und die Tränen in die Augen treibt.

Wir können nicht auf der Strasse filmen, aber wir vereinbaren, einen Führer zu treffen, der uns die ruhigeren Seitengassen zeigen wird. Sein Name ist Isaac, ein Beamter der örtlichen Kirche.

 

“Große Ratten da oben”:
Er erzählte mir, dass die Leute, die hier leben, “Zabaleen” (arabisch für “die Müllsammler”) genannt werden. Dies, weil sie Kairos Müll  sammeln und von Hand recyceln. Verschiedene Leute gehen hinaus und sammeln kostenlos den Müll von den Straßen. Sie entsorgen all den Unrat Kairos, einer Stadt von 18 Millionen Einwohnern. Sie werden dann von einem Vermittler bezahlt, um den Unrat hierher zu bringen, in das Zabaleen-Gebiet.

Aschraf sagte, er verdiene 18 £ pro Woche durch Mülltrennung, gerade genug, um seine drei Kinder zu ernähren. „Es ist offenkundig schmutzige Arbeit, warum machen Sie diese Arbeit und nicht irgendeine andere Art von Arbeit“? Aschraf sagte, dass er in der christlichen Gemeinschaft, die immer diese Arbeit verrichtet hat, geboren wurde. Er macht das schon seit 20 Jahren. Und der einzige Job, den er in Kairo bekommen kann, ist das Recyceln von Müll. Und das ist es, warum er es weiterhin tut – trotz der Tatsache, dass es sehr schmutzig und sehr übelriechend ist. Das ist alles, was er tun kann. Isaac sagte mir, es seien bis zu 100.000 Christen, die in Kairo vom Müllgeschäft lebten, und viele seien stolz auf ihr Recycling, durch welches die Straßen gesäubert werden. Er erklärte, warum Muslime das Gebiet meiden.

Da Schweine hier auf dem Recycling-Müll, dem organischen Müll, gehalten werden, wollen die Muslime nicht in diesem Gebiet leben, und die Christen ziehen in dieses Gebiet, sagte er, weil es schwer ist für sie, Apartments oder Wohnungen anderswo zu finden; so neigen sie dazu, hierher zu ziehen, auch wenn sie nicht in der Müllbeseitigung beschäftigt sind. Er ist sehr vorsichtig mit dem, was er darüber sagt.

In dieser Nacht waren wir wieder ins Elendsviertel eingeladen worden. Unser Führer ist dieses Mal Pater Peter von der Zabaleen-Kirche. Er erzählte uns, dass die Zabaleen-Leute eine geschlossene Gemeinschaft sind, die aus Angst vor Vergeltung seitens der Regierung nicht gern mit Außenstehenden, insbesondere nicht mit Journalisten reden. Die Regierung bestreitet das, aber uns wurde gesagt, sie wünscht nicht, dass diese Bilder gezeigt werden, weil es peinlich ist, dass Menschen so leben.

Nun sind wir hier endlich in einem Haus und dieser Haufen Müll besteht nur aus Schichten und Schichten und Schichten faulenden Unrats, und zwischen ihm krabbeln riesige Ratten. Dies ist der Eingang zum Haus der Familie. Soso sagt, sie sei besorgt über die Gesundheit ihrer Kinder. Die Mutter erzählt uns, dass die Ratten, die hier sind und die wirklich groß sind, manchmal die Ohren der Kinder essen, wenn sie schlafen. Für Muslime wäre es undenkbar, mit Schweinen zu leben. “Warum bleiben Sie dann mit der Familie hier? Warum gehen Sie nicht fort an einen anderen Ort”? Mamduh erzählte mir, es gäbe keinen anderen Weg für ihn, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, denn dies sei alles, was er könne. “Wohin sollen wir sonst gehen? Das ist, wo wir essen, das ist, wo wir trinken, das ist, wo wir leben, das ist, wo wir unser Geld verdienen, das ist unsere Lebensgrundlage”. Mamduh sagte, dass seine ältesten Kinder nun 12 und 14 Jahre alt sind und die Schule verlassen haben, um ihm beim Recycling zu helfen. „Sie gehen und sammeln den Müll in der Stadt, sie bringen alles wieder aus der Stadt, sie sortieren ihn hier, die ganze Familie sortiert ihn“. „Was sie recyceln können, verkaufen sie an Händler, und was sie nicht verwenden können, bringen sie zu einer Deponie, einer staatlichen Deponie”. Er erklärte, dass er keine andere Wahl, als die Kirche auszuheben, hatte. “Sie benötigen eine Erlaubnis, um eine Kirche zu bauen, und diese Genehmigung erfordert eine lange Zeit und ist selten jemals am Ende des Tages erteilt worden”.

“Was denken Sie hinsichtlich der Tatsache, dass Sie notwendigerweise keine Kirche dieser Größe über der Erde irgendwo, wo es schön ist, bauen können”?
Er behauptete, dass Christen gesetzlich diskriminiert werden. Er sagte, wenn du eine Moschee bauen kannst, die du in Ägypten bauen kannst, dann solltest du auch eine Kirche bauen können, aber du kannst es nicht. Du kannst diese Genehmigung nicht erhalten. Er sagte, dass das nicht in Ordnung ist. Sie sollten nicht als Muslime oder Christen behandelt werden, sie sollten einfach nur als Menschen, als Bürger Ägyptens behandelt werden. Die ägyptische Regierung sagt, sie erarbeite ein Gesetz, das den Genehmigungsprozess für den Bau aller Gebetshäuser vereinheitlichen würde.

Um hier irgendetwas zu filmen, benötigen wir eine bestimmte staatliche Genehmigung. Wir werden bald von der Schutz- und Geheim-Polizei, die verlangen, unsere Papiere zu sehen, gestoppt. Wir können diese Begegnungen nur heimlich filmen. Je länger wir hierbleiben, desto mehr fühlen wir uns wirklich wie in einem Polizeistaat. Überall in den Strassen ist die Geheimpolizei. Überall werden wir angehalten und nach unseren Genehmigungen gefragt. Ohne diese Genehmigungen könnten wir nichts filmen, und die Leute, die wir treffen wollen, würden wegen des Aufgegriffenwerdens durch den Geheimdienst in Schrecken versetzt.

Ich möchte wissen, warum die Frage der Religion so heikel ist. Um das herauszufinden, vereinbaren wir einen Besuch bei einer Adresse außerhalb des Zabaleen-Gebietes. Wir versuchen, einen der christlichen Zeitungsverlage ausfindig zu machen, und wir erreichen dieses Apartment-Gebäude außerhalb von Kairo.

 

„Hallo! Bitte, kommen Sie herein“!
Das ist das Büro einer christlichen Zeitung, „The Theben Legion – die tibetische Legion“. Ihr Herausgeber Awad sagte mir, die Zeitung sei illegal.
„Sind das Bilder von Christen, die angegriffen worden sind? Das war im Mai diesen Jahres“? „Ja.“ „Wann war das“? „Januar 2006. 19 wurden verletzt und zwei von ihnen wurden getötet. Einer von ihnen war ein kleines Kind. Dieses Kind“. Awad sagt mir, dass in einem Fall Christen angegriffen wurden, weil örtliche Muslime dachten, sie wären im Begriff, eine Kirche zu bauen.
„Ihr seid eine christliche Zeitung. Kämpft ihr? Seid ihr fair? Berichtet ihr wahrheitsgemäß über das, was geschehen ist? Oder steht ihr auf der Seite der Christen und das ist Propaganda“?
„Jeden Tag könnte diese Zeitung verboten werden. Jeder von uns könnte verhaftet werden. Das wird erwartet , wir warten darauf“.
„Wirklich, für wie lange könnten Sie ins Gefängnis gebracht werden“? „Vielleicht für 3-5 Jahre“.
„Ernsthaft?“ „Ja“.
„Für die Veröffentlichung dieses“?
„Für die Veröffentlichung dieses, ja.“
„Warum nehmen Sie das Risiko auf sich?“
„Das ist etwas, woran man glaubt. Die Wahrheit muss verkündet werden“.

Die Regierung besteht darauf, dass wir zum Filmen einen offiziellen Bewacher bei uns haben. Das macht es schwierig, mit Leuten zu reden, die behaupten, Opfer von antichristlicher Gewalt zu sein. Einige der Angriffe haben sich in Städten ereignet, aber die meisten sind in den Dörfern des südlichen Ägyptens gewesen. Jetzt sind wir unterwegs hinaus aus Kairo zu einem Gebiet etwa 300km südlich der Stadt, wo die christliche Zabaleen-Gemeinschaft ursprünglich herkam.

Sobald wir Kairo verlassen hatten, bemerkten wir ein Höheraufkommen an Sicherheitsleuten. Wegen der Gefahr eines terroristischen Anschlags durch islamische Extremisten befinden sich entlang der Landstraße überall Kontrollpunkte. Und wir werden geradewegs an einem angehalten und werden gefragt, wer wir sind, wohin wir wollen und warum wir eine Kamera haben. Westliche Touristen sind in diesem Gebiet angegriffen worden. Und uns wird gesagt, wir könnten nur in Begleitung einer bewaffneten Polizei-Eskorte die Fahrt fortsetzen.

Wir kommen an der Kirche im Dorf Diatessa an. Wir tun nichts, ohne dass die Polizei genau weiß, was wir tun. Sie wollen Details haben. Sie sagen, dass es im Sinne unserer eigenen Sicherheit ist, dass sich Ausländer im Bereich innerhalb des Dorfes nicht ohne Sicherheitsdienst bewegen können. Die Kirche wird von Polizisten in Zivil bewacht, doch der offizielle staatliche Bewacher bemüht sich zu zeigen, dass die interreligiösen Beziehungen stabil sind. Und er informiert den Bürgermeister des Dorfes, was er sagen soll.

„Ist es wirklich wichtig, ihn zu treffen?“
„Ja.“
Ein kurzes Interview über das Dorf und über die Beziehungen zwischen Muslimen und Christen in diesem Dorf.
„Ok, ich werde Ihnen genau diese Frage stellen. Wie sind die Beziehungen zwischen Muslimen und Christen hier in diesem Dorf“?
Der Bürgermeister sagt mir, es sei die beste Zeit überhaupt für Christen, und das letzte Mal, dass sie wirkliche Probleme hatten, unter den Römern gewesen sei.

Es ist offensichtlich, was die Regierung wünscht, das wir hören. Aber wir haben unsere eigenen Meinungen. In dieser Nacht gingen wir zur Hauptstadt von Asyut. Wie in jedem Hotel in Ägypten, beobachtete uns ein Polizist. Wir sind nun im Hotel, aber wir müssen sehr vorsichtig sein, weil wir hier sind, um eine Gruppe von Christen zu treffen, die – wie uns gesagt wurde – mit einigen sehr spezifischen und realen Problemen konfrontiert sind. Aber uns wurde gesagt, dass es sehr riskant für sie ist, uns zu sehen. Wir mussten eine Mittelsperson einsetzen, um zu diesen Leuten zu gelangen, damit wir herausfinden, was hier wirklich los ist.

Am nächsten Morgen gaben wir unserem Begleiter und Übersetzer den Hinweis, dass wir unseren Kontakt treffen. Sie ist sehr nervös und möchte, dass wir uns rasch von der Straße wegbegeben. Wir werden zu – wie sie es nennt – einem sicheren Platz gebracht. Drinnen wartet eine verzweifelte Familie darauf, mit uns zu reden. Uns ist gesagt worden, das sehr zügig zu gestalten, andernfalls – so unser Ansprechpartner vor Ort – wird sie verhaftet und bekommt ernsthafte Schwierigkeiten.

Atef ist ein Christ. Er sagte uns, dass er wünscht, dass die Welt seine Geschichte erfährt. Er und seine Frau sagten, dass ihre Tochter Engy seit 5 Monaten vermisst wird. Am 9. Juli diesen Jahres war seine 17jährige Tochter auf dem Weg hinunter zur Kirche des Ortes und verschwand. Sie wurde entführt und er hat nichts mehr von ihr gehört seitdem. Er hat all seine Dokumente, die er zur Polizei und zu den Behörden sandte, erhalten und keine Antwort bekommen – bis ihm kürzlich die Polizei mitteilte: “Sie ist schon mit einem Muslim verheiratet“. Er behauptet, dass die Polizei es ablehnte, irgendwelche Details zu nennen.

Er sagt: “Wie kann das sein, sie hatte nicht einmal einen Personalausweis. Es ist illegal, mit 17 zu heiraten“. Er beschuldigte die Polizei der Weigerung zu helfen. Außergewöhnlich, Atef sagt, als er anfangs zur Polizei ging, sagten sie: “Sie müssen 24 Stunden warten, um sicher zu gehen, dass es sich tatsächlich um eine Entführung und nicht um ein Verschwinden handelt“.

Er tat es. Er ging zur Polizeistation zurück und sie schrieben nieder, dass sie augenblicklich vermisst wird und nicht, dass sie entführt worden war. Und er bestand darauf: “Ich weiß, dass meine Tochter entführt worden ist, aber sie lehnen es ab, irgendetwas in der Sache zu tun“. Um ihn vom Suchen abzuhalten, sagte er, sperrte die Polizei ihn für die Dauer von zwei Tagen ins Gefängnis. Er bekam einen Anruf, dass sie in einer Wohnung in Giza, in Kairo, war, ein paar hundert Kilometer nördlich entfernt. Er ging dorthin und stattdessen fand er die Polizei vor, die ihn verhaftete, Handschellen anlegte und ihn auf dem Dach festhielt, bevor er schließlich freigelassen wurde. Gamalat ist die Mutter des vermissten Mädchens. Sie glaubt, dass die Polizei sich weigert zu handeln, weil ihre Tochter eine Christin ist. „Die Regierung weiß, wo unsere Tochter ist. Sie wissen, wo sie ist, warum sagen sie es uns nicht? Wir werden nicht wie Menschen behandelt. Wir wollen nicht länger in Ägypten sein. Ich möchte nur meine Tochter zurückhaben. Sie sollte in meinen Armen sein, augenblicklich“.

Die Regierung sagte, Behauptungen über erzwungene Konvertierungen seien „ausnahmslos unbewiesen“ und von den Familien junger koptischer Mädchen, die romantische Beziehungen mit muslimischen Männern eingehen, aufgestellt worden. Wir haben von Behauptungen gehört, dass sich die Staatssicherheit in religiöse Fragen einmischt: „Ich möchte das im Auto sagen, weil ich nicht wegen dieses Dokumentes schrecklich lange festgehalten werden möchte“. Es geht um einen neuen Bericht, der gerade hier von Human Rights Watch herausgegeben wurde, und er handelt von den Problemen der Identität und Religion.

Der Staat erkennt Konvertierungen vom Islam nicht an und weigert sich, Zivilpersonen gesetzlich zu erlauben, ihre Religionszugehörigkeit zu wechseln oder  einen christlichen Namen anstelle eines muslimischen Namens in ihren Personalausweisen eintragen zu lassen; und sehr beunruhigend ist, dass sie einen Bericht eines Mannes haben, der von der Staatssicherheit und Ermittlungsbeamten verhaftet wurde, und es ihnen erzählte.

„Ich wurde geschlagen, sie gaben mir dreimal Elektroschocks und hängten mich fünf Tage und vier Nächte lang an meinen Händen auf“.

Ägypten präsentiert sich selbst als einen modernen, säkularen Staat, der die Freiheit der Religionsausübung schützt, aber wir hören von Behauptungen, dass der Staatssicherheitsdienst stark an der Religionswahl einer Person beteiligt ist. Am heikelsten von allem ist es, wenn ein Muslim zum Christentum konvertieren möchte.

Wir haben unseren Aufpasser der Regierung für den Nachmittag abgeschüttelt, und auch wenn wir nicht ohne ihn offen in den Strassen filmen dürfen, so sind wir nun in der Lage, eine der einzigen Gruppen, denen es erlaubt ist, im Bereich der Menschenrechte hier in Ägypten zu agieren, zu sehen.

Gasser Abdel-Razak schrieb den Human Rights Watch-Bericht:
„Wenn ich ein Muslim bin und konvertiere zum Christentum, was passiert mit mir?“
„Du bekommst keinen Personalausweis. Diese Tatsache wird vom Staat nicht anerkannt“.

„Wenn Du nicht sagen kannst, wer Du bist, welche Religion in Deinem Personalausweis eingetragen ist, was bedeutet das wirklich für mich“?
„Wenn Du keinen Personalausweis bekommen kannst, was in den vergangenen 3-4 Jahren der Fall war, kannst Du nichts machen. Du kannst keine Ausbildung machen, Du kannst keinen Führerschein machen. Du kannst keinen Reisepass bekommen. Ich meine damit, Dein Personalausweis gibt Auskunft über jeden Aspekt Deines täglichen Lebens in Ägypten“.

Eine christliche Gruppe behauptet, allein in diesem Jahr wurden 22 Ägypter, nachdem sie wegen des Versuchs, vom Islam zum Christentum zu konvertieren, Monate im Gefängnis verbracht haben, freigelassen, ohne dass eine Anklage gegen sie vorlag. Die Regierung bezeichnet diese Behauptungen als schlichtweg falsch. Konvertiten vom Islam behaupten, dass sie den Tod riskieren.

Nach vielen gescheiterten Versuchen treffen wir endlich einen Konvertiten, der zu einem Gespräch bereit ist. Wir wollen sie Christine nennen. Christine erzählte mir, dass sie vor sieben Jahren aus persönlicher Überzeugung vom Islam zum Christentum konvertierte. Sie war mit einer ihrer zwei Töchter hierher gekommen.
„Was könnte nun mit Ihnen geschehen, da Sie eine Christin sind? In welcher Gefahr befinden Sie sich?“

Sie erzählte mir, dass ihr vor der Geheimpolizei graut. Ihr ist gesagt worden, dass sie befürchten kann, vom Sicherheitsdienst festgenommen werden zu können, und was sie tun würden, ist, eine erfundene Anklage wegen Prostitution gegen sie zu erheben und sie für viele Jahre ins Gefängnis zu stecken. Sie kennt Christen, die behaupten, dass ihnen Folter und Vergewaltigung angedroht worden sind. Ihr Freund, der ein Christ war, wurde regelmäßig vom Nationalen Sicherheits- und Geheimdienst, eine sehr mächtige Organisation hier in Ägypten, festgenommen. Sie wurde gewarnt, aufzuhören, eine Christin zu sein und zum Islam zurückzukehren, denn sie sagten zu ihr: “Wir können dir deine Zähne einen nach dem anderen ziehen und wir können dir deine Fingernägel herausziehen. Und deine drei Töchter werden keine Jungfrauen bleiben, wenn du nicht zum Islam zurückkehrst“. Während sie sprach, traten Tränen in Christines Augen.

„Sie sind auf der Straße angepöbelt worden, sie sind angespuckt worden, an ihnen sind Zigaretten ausgedrückt worden“. Ihre junge Tochter, die elf Jahre alt ist, wurde vom Lehrer geschlagen und er sagte, dass sie einen Schleier zu tragen hat; und sie wurde zur Moschee gebracht, um zu beten, obwohl sie nichts über den islamischen Glauben weiß. Sie sagt, dass sie nur ein schreckliches und krankes Leben lebt, und alles, was sie sich wünscht, ist, in Freiheit zu leben. Ägyptens Regierung sagt, dass alle Bürger die Freiheit haben, ihre Religion auszuüben und zu wechseln. Sie sagt, dass Verhaftungen in der Regel mit Fällen von Fälschungen amtlicher Dokumente verbunden waren. Sie sagt, Kopten sind ernannt worden, öffentliche Spitzenpositionen zu bekleiden, und religiösen Institutionen ist es erlaubt, ihre eigenen Zeitschriften zu veröffentlichen. Sie sagt, Ägyptens Verfassung und Gesetze verbieten jegliche Diskriminierung in jeder Hinsicht einschließlich der Religion.

Für die Zabaleen ist der religiöse Widerstand ebenso Teil ihres Lebens wie das Müll-Recycling. Ich ging mit Pater Peter zu einem anderen geistlichen Hauskreis. Das Haus befindet sich mitten im Elendsviertel. Der Gestank des Zufluchtsortes steigt ins Treppenhaus auf. Im Inneren finden wir eine große Versammlung. Raafat Fathy erzählte mir, dies sei seine Großfamilie, alle sind Christen. Dies ist eine recht gute Familie mit Lehrern, Regierungs- und Kirchenangestellten, und sie sind nicht direkt im Zabaleen-Betrieb beschäftigt. Sie sortieren keinen Müll. Raafat sagte, er sei ein wohlhabender Ladenbesitzer, der aus freiem Willen in das Ghetto kam. Als er hierher zog, war der Müll ein echtes Problem. Er sagte uns, dass er wegen des Geruchs und des Gestanks des Mülls kaum überleben konnte. „Aber dann dachte ich, dass ich mit anderen Christen zusammen bin, und es ist wegen des Glaubens und des Christentums, dass ich hier bin, und auch wenn meine Kinder an Erkrankungen wegen des Mülls leiden, ich wünsche, dass sie hier mit anderen Christen leben“.

„War es so schlimm außerhalb? Mussten Sie in das Müllgebiet ziehen. in das Zabaleen-Gebiet“?
Er sagt, das Wichtigste ist, dass seine Kinder in einer christlichen Umgebung aufwachsen: “Ja natürlich, es ist viel besser, an einem Ort mit Müll zu sein, wo aber Jesus ist, als an einem Ort, wo alle Muslime sind, und auch wenn es vielleicht sauber ist, in einem muslimischen Gebiet läuft meine Familie Gefahr, bedroht und beschimpft zu werden“.

Die heutige Versammlung findet aus Anlass eines alten koptischen Rituals statt. Es handelt sich um die Haussegnung des Sohnes Raafats, ein sieben Tage alter Junge namens Mina.

Diese sind einige der vielen Kopten, die nicht im Recycling arbeiten, aber die vom Druck erzählen, dem gar wohlhabende Christen ausgesetzt sind, und die unter Missachtung von Schmutz und Krankheit das Zabaleen-Ghetto als einen Zufluchtsort vor Diskriminierung betrachten.

Übersetzung: Gabriele Kleina

 

2 Responses to “Die koptischen Müllsammler”

  1. Anna Says:

    Schrecklich, ich werde nicht mehr in Ägypten Urlaub machen.
    Dort wo ich war efährt man aber auch nichts von den Zuständen in denen die Christen leben müssen, der schöne Schein trügt aber wie man an diesem Artikel sieht.

  2. Almani Says:

    Menschenrechte gibt es in Ägypten so gut wie gar nicht. Und für Christen gelten sowieso andere Regeln, sie sind Menschen 2. Klasse. Wären es nicht so viele, so hätte man sie bestimmt schon vertrieben oder ermordet. So oder so werden jedes Jahr viele Christen in Ägypten ermordet oder besonders junge Mädchen verschleppt, die zum Islam gezwungen werden und dann sofort zwangsverheiratet und als quasi Sklavinnen gehalten werden. Das Schlimme daran ist nicht, dass dies das ägyptische Regime ignoriert, das Schlimme ist, dass dies die Europäische Gemeinschaft ignoriert. Aber diese macht Geschäfte mit Ägypten und unterstützt das Regime in Kairo.

    Und daran wird sich auch leider so schnell nichts ändern! Deshalb am Besten nicht mehr hinfahren, dass trifft sie am meisten!


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