Die derzeitige „Integrationsdebatte“ im Kreis Recklinghausen versinkt im bekannten Treibsand von gegenseitiger Zitierung und westlicher Projektion einer homogenen Religion, was keinen Erkenntnisgewinn und daraus abzuleitende Handlungsmaximen mit sich bringt.
„Islam“ beinhaltet die ursprüngliche, dem Menschen seit jeher von Allah zugedachte Daseinshaltung (so 30: 30 und 4: 125): in unentwegter dankbarer Verehrung (das Gesicht) auf Allah ausgerichtet, den einen und einzigen Quell alles Seienden, der alles in jedem Augenblick nach seinem Ratschluss bestimmt, da Allah nach Erschaffung des Diesseits auf seinem Thron Platz genommen hat, um von dort sein Werk zu regieren (so die als „Thronvers“ bekannte Ayat Al-Kursi: 2:255).
Anstatt apodiktisch von einem die Religion „Islam“ missbrauchenden „Islamismus“ zu sprechen, sollte man „Islam“ als einen durch Riten und Symbolen vermittelten Welterklärungversuch und individuelle Spiritualerfarhrung auf der einen Seite und auf der anderen Seite als eine direkt von Allah stammende, die ganze Existenz überformende, Anthropologie und Kosmologie umfassende und total vereinnahmende Handlungsanweisung definieren, wobei letztere ein Gewalt- und Konfliktpotential enthalten kann, welches sich gleichermaßen gegen Nichtmuslime, Muslime anderer Glaubensrichtungen und säkular ausgerichtete Muslime richtet. So der unter jugendlichen Muslimen an Anhängern gewinnende militant ausgerichtete salafistische Islam.
Während die individuelle Spiritualerfahrung im persönlichen Rahmen der Ritenpraxis der fünf Säulen des Islam weitgehend unproblematisch und mit der freiheitlich-pluralistischen westlichen Werteordnung vereinbar ist, richtet sich die andere Ausformung etwa in Gestalt der ideologisch aufgeladenen Spielart des Islam, die als Reformbewegung nach der Abschaffung des Kalifates 1924 durch Atatürk entstand, gegen grundlegende Werte- und Normenstrukturen der westlichen Gesellschaften. Dies zeigt sich unter anderem in der Bestrebung, die gesamte Scharia als das von Allah den Menschen auferlegte Gesetz, welches diesen in Form des Koran und der nachkoranischen Prophetentradition (Sunna) übergeben wurde einzuführen, wobei es sich nicht nur um den religiösen Teil der Ritenpraxis (Al-Ibada), sondern unter anderem um Verträge, Rechtsbeziehungen und das Strafrecht (Al-Muamalat) handelt.
Damit wird auch die Forderung einer vollständigen Assimilation muslimischer Menschen in die Aufnahmegesellschaft insoweit konkretisiert, da unter Assimilation der Grad der Aufgabe oder Beibehaltung oftmals hier revitalisierter und konservativ gelebter archaisch-patriachalischer und religiöser Werte- und Normenstrukturen der Herkunftsgesellschaft als letzte Stufe von Integration zu verstehen ist. Somit soll ein Freiraum für die Ritenpraxis als Teil der Identitätsvergewisserung verbleiben. Gleichzeitig muss die Forderung durchgesetzt werden, dass sich die aus Sittengesetz und Aufklärung entwickelten Normen- und Wertesysteme wie die Geschlechtergleichheit und der religiöse Pluralismus anerkannt und befolgt werden. Auf Grundlage dieser die Realität abbildenden Neueinteilung kann man verschiedene Gruppen im Islam unterscheiden, wobei man es aufgeben sollte, von „den Muslimen“ zu sprechen, da dies nicht der gelebten Heterogenität von Glaubensausrichtungen in Deutschland entspricht. Vielmehr wird man vor Ort bei den einzelnen Moscheegemeinden des organisierten sunnitischen Islam oder anderen Gruppen wie den Aleviten entscheiden müssen, wer an Integration Interesse besitzt und mit wem man zusammenarbeiten kann. Alles andere beinhaltet nur Zeit- und Geldverschwendung.
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Gleichzeitig muss die Forderung durchgesetzt werden, dass sich die aus Sittengesetz und Aufklärung entwickelten Normen- und Wertesysteme wie die Geschlechtergleichheit und der religiöse Pluralismus anerkannt und befolgt werden.
Schlüsselsatz. Es ist richtig, nicht alle Muslime sind über einen Kamm zu scheren. Wenn unsere Windeleliten ihre Integrationspolitik an den Inhalt dieses obigen Satzes orientieren würden, wäre uns allen wohler. Allerdings müssten Vergehen gegen diese Maxime aber auch wirklich hart geahndet werden. Ansonsten würde alles beim Alten bleiben.
Wichtig ist aber auch die rechte Definition von Religionsfreiheit. Der Islam samt seiner Gründungsgrößen müssten kritisiert werden dürfen Diese Forderung müsste noch unbedingt an sämtliche Vertreter des Islams gerichtet und auch durchgesetzt werden. Jede Ideologie sollte natürlich sachlich kritisiert werden dürfen und müsste auf den kritishen Prüfstand der freien und unparteiischen Wissenschaft