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Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Türkei: Prekäre Lage für Christen 1. November 2010

Filed under: Christenverfolgung — Knecht Christi @ 04:16

Es leben weniger als ein halbes Prozent Christen in der Türkei. In ihrer Glaubensausübung sind sie vielfach eingeschränkt. Bürokratische Schikanen und Diskriminierung gehören zum Alltag. Der Karren eines Straßenhändlers holpert über das Kopfsteinpflaster. Frauen im schwarzen Ganzkörperschleier eilen mit gesenktem Blick zum Markt; Männer tragen Pluderhosen, Bärte, Gebetskäppis. Viele Bewohner sind bekannt für ihre Frömmigkeit. Wenn der Ruf des Muezzins ertönt, sind die zahlreichen Moscheen der Istanbuler Innenstadt rasch gefüllt. Eigentlich leben jedoch schon seit langer Zeit Moslems und Christen in dieser Stadt. Hinter den Fassaden von Minaretten und Moscheen stößt man überall auf die Geschichte des Christentums. Die Stadt am Bosporus hieß früher Konstantinopel und war ein bedeutendes Zentrum des orthodoxen Christentums. Damals wurden hier die Weichen für die Entwicklung des christlichen Glaubens gestellt.

Christen – bedrängte Minderheit: Die ersten christlichen Gemeinden wurden in dem Gebiet der heutigen Türkei gegründet. Mit der Eroberung Konstantinopels 1453 ging das Oströmische Reich unter und die Christen wurden verdrängt. Offiziell gibt es heute in der Türkei weniger als 0.5 Prozent Christen. Per Gesetz gilt Religionsfreiheit, und die Trennung zwischen Religion und Staat besteht. “In der Türkei haben die religiösen Minderheiten mehr Rechte als in Europa”, behauptete der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor drei Jahren in einem Interview mit dem “Spiegel”. Dabei berief er sich auf den “Vertrag von Lausanne” von 1923. Damals wurden die Glaubensgemeinschaften der Griechen, Armenier und Juden staatlich anerkannt. Ihnen ist es erlaubt, ihre eigenen Schulen und Kirchen zu unterhalten. Die assyrischen, katholischen und protestantischen Türken haben es bedeutend schwerer. Im Südosten des Landes kämpfen die syrisch-orthodoxen Christen seit Monaten um die Rechtssicherheit des Klosters Mor Gabriel. Zurzeit leben nur noch etwa 3000 von ihnen in der Grenzregion zu Syrien; bis zu einer halben Million sollen es noch zu Anfang des letzten Jahrhunderts gewesen sein. Auf dem Gebiet der heutigen Türkei lebten zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahezu 20 % Christen.

Die Situation der türkischen Christen, die nicht vertrieben wurden oder ins Ausland emigrierten, muss als äußerst kritisch beurteilt werden. Obwohl Artikel 24 der türkischen Verfassung Religionsfreiheit garantiert, gibt es massive Beeinträchtigungen. So wird die rechtliche Anerkennung nur bedingt gewährleistet. Privat darf ein Christ in der Türkei seine Religion meist frei ausüben. Er wird aber als Bürger zweiter Klasse behandelt. Im Berufsleben werden Christen benachteiligt, politische Ämter verwehrt. Kirchen haben keinen Rechtsstatus und sind daher immer wieder der Willkür der Behörden ausgesetzt. De facto existieren sie, juristisch werden sie jedoch nicht anerkannt. Die Renovierung alter Kirchen wird außerdem durch gesetzliche Spitzfindigkeiten erschwert und selbst Enteignungen von Kirchengütern sind nach wie vor Praxis. Christliche Glaubensgemeinschaften dürfen weder Gebäude besitzen noch Pfarrer oder Religionslehrer ausbilden. Prozessionen sind verboten und christliche Feste dürfen nicht in der Öffentlichkeit gefeiert werden. Die christliche Religion wird sozusagen ausgetrocknet und die oft gerühmte Glaubensfreiheit wird untergraben.

Wiederholte Übergriffe gegen Christen: In den vergangenen Jahren gab es in der Türkei immer wieder gewaltsame Übergriffe gegen Christen und auf kirchliche Gebäude. Vor allem nationalistische Extremisten hatten Priester angegriffen oder entführt. So erschoss im Februar 2006 ein 16-Jähriger in Trabzon den italienischen Priester Andrea Santoro als dieser in der Kirche betete. Ein Kapuzinermönch wurde am 11. März 2006 in Mersin von einem jungen Mann mit einem Messer angegriffen. Im Juli 2006 stach ein Mann in der Hafenstadt Samsun auf den französischen Geistlichen Pierre Brunissen ein. Im April 2007 wurden drei Christen – einer aus Deutschland, zwei aus der Türkei – in der südtürkischen Stadt Malatya gefoltert und ermordet. Das Gerichtsverfahren in diesem Fall ist nach wie vor hängig. In diesem Jahr, am 3. Juni 2010, wurde Luigi Padovese, Vorsitzender der türkischen Bischofskonferenz, in der Hafenstadt Iskenderum getötet. Als Vikar von Anatolien war Padovese seit 2004 der ranghöchste Vertreter des Papstes in Anatolien. Sein Fahrer Murat Altun wurde verhaftet, weil er ihn umgebracht haben soll. Nach den ersten Aussagen der türkischen Justizbehörden soll er psychisch verwirrt gewesen sein. Zu dieser ersten offiziellen Version der türkischen Justizbehörde äußerte sich Padoveses Amtsvorgänger, Ruggero Franceschini, am 14. Juni in der Frankfurter Allgemeinen sehr kritisch. Er habe den Chauffeur Murat Altun dereinst eingestellt und könne versichern, dass er damals keineswegs geistig verwirrt war. Franceschini wies zudem darauf hin, dass in der Vergangenheit die Justizbehörden bei anderen Mordanschlägen auf Priester oder Christen die Täter ebenfalls als psychisch instabil bezeichneten. Es stellte sich jedoch stets heraus, dass sie zu ultranationalen muslimischen Gruppen gehört hätten. Um die Gewalt gegen Christen zu erklären, bedient sich Ankara immer wieder dieser sonderbaren Rechtfertigung. Damit soll verschleiert werden, dass es in der Türkei radikale Islamisten gibt, die gezielt gegen Christen vorgehen. {Quelle: CSI Deutschland}

 

Türkei darf nicht frei von Christen werden

Berlin: Einst urchristliche Regionen wie die Türkei dürfen nicht zur christenfreien Zone werden. Das sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, auf einer Veranstaltung seiner Fraktion am 27. September in Berlin. Er betrachte mit großer Sorge, dass Christen die am meisten bedrängte Religionsgemeinschaft der Welt seien.

Kauder bezeichnete das Recht auf freie Religionsausübung als „das elementarste Menschenrecht neben dem Recht auf Leben“. Er trete dafür ein, dass Muslime in Deutschland Moscheen errichten können. Zugleich erwarte er, dass auch Christen in der Türkei, in Indonesien und Malaysia Kirchen bauen können. Kauder sprach vor 700 Teilnehmern der Tagung zum „C“ im Parteinamen. Nach seinen Worten ist das christliche Menschenbild „der Marken-Kern der Unionsparteien“. Zu den zentralen Aufgaben eines Christen gehöre der Schutz des Lebens. Kauder: „Es muss uns bedrücken, wenn es um jeden gefällten Baum eine große Diskussion gibt, aber relatives Schweigen, wenn jedes Jahr 130.000 Kinder abgetrieben werden“. Der Mensch dürfe auch nicht „verzweckt“ werden. So solle man nicht mittels Präimplantationsdiagnostik (PID) auswählen, wer auf die Welt kommen soll.

Die Unionsfraktion setze sich dafür ein, dass dieses Verfahren verboten werde. Geschützt werden müsse auch das Ende des Lebens: So dürfe es keine aktive Hilfe zum Sterben geben, sondern Hilfe, Unterstützung und Beistand beim Sterben. Kauder ging auch auf die Diskussion um die Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze ein. Der Entwurf der Bundesregierung sieht eine Steigerung um fünf Euro auf 364 Euro vor. Sozialleistungen dürften nicht den Status von Hilfeempfängern (Quelle: Kath.Net)

 

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