Die Schilderung der Details überlasse ich Herrn „Nazir Gayed – jetziges Oberhaupt der koptischen Kirche: seine Heiligkeit Papst Schenuda III„. In seiner Kirchenzeitschrift „Sonntags Schule“ schrieb er folgenden Artikel mit dem Titel „Weihnachtsgeschenk 1952„:
{Zum Weihnachtsfest bescherten uns unsere muslimischen Mitbürger mit einem seltsamen Geschenk, welche zu Vereinigen der beiden Elemente der Nation und Umarmung des Halbmondes mit dem Kreuz aufrufen. In wenigen Worten geschildert wurden etliche Christen bei lebendigem Leib verbrannt. Auf den Straßen lief man mit den verbrannten Leichen umher, bis man die Kirche in der Stadt Souis erreichte, wo die verkohlten Leichen der Christen abgeladen wurden. Dann steckte eine Herde aus Gesindel die Kirche in Brand.
Wo war die Regierung?
So eine Verhaltungsweise könnten sich vielleicht Kannibalen erlauben oder wäre in den heidnischen Zeiten vorstellbar. Jedoch nicht im 20. Jahrhundert und nicht in Souis!?! Souis ist eine Stadt, in der es Gouverneur, Staatsanwaltschaft, Sicherheitsbehörde und Polizei gibt. Es ist kein winziges Dorf, das weit entfernt von den Verantwortlichen liegt. Wo war der Gouverneur, als diese barbarische Tat begangen wurde? Welche Rolle spielten seine Beamten, die für die Sicherheit und den Schutz des Volkes die Verantwortung tragen?
Wir fordern die Regierung auf – wenn sie es tatsächlich ernst meint, und wenn sie um die Gefühle von nicht weniger als 3 Millionen ihrer Bürger bemüht ist – den Gouverneur vors Gericht zu stellen, und zu ermitteln, wie er als ein Verantwortlicher seiner Pflicht nachging. Er und die anderen Beamten der Sicherheitsbehörde sollen bestraft werden, wie das Gesetz doch vorsieht.
Peinlichkeit des Innenministers: Vor kurzem wurde die Kirche in Sakasik verbrannt. Verbrannt wurden auch die Heilige Schrift und die liturgischen Bücher. Dieser Anschlag ließ Ägypten und mit ihm die zivilisierten Länder erbeben, welche die Religionsfreiheit und die Würde der Kirchen und der Heiligen Bücher schätzen. Heute aber wird dem Niederbrennen einer Kirche eine noch abscheulichere Schandtat hinzugefügt, und zwar das Verbrennen der Menschen. Vor dieser Steigerung stehen wir fragend: Was kommt noch?
Vor ein paar Tagen berichteten die Zeitungen über den Gang des Innenministers zu seiner Heiligkeit dem Papst. Er händigte seiner Heiligkeit ein Buch aus, welches im Ausland über die Verfolgung der Christen Ägyptens erschien. Viele fragten sich, wie die Regierung darauf antworten werde? Aber bevor der Innenminister die Stellungnahme der Regierung fertigstellte, die er an das Außenministerium schicken sollte, antworteten die Terroristen von Souis aus. Passte vielleicht ihr Handeln zu dem, was der Innenminister in Schilde führte? Wir Fragen bzw. rätseln, obwohl wir die Antwort ja kennen!
Hoffentlich hat die Welt schon zu Kenntnis genommen, dass den Christen in Ägypten nicht nur untersagt wird, Kirchen zu bauen, sondern auch dass ihre vorhandenen Kirchen niedergebrannt werden. Sie werden nicht nur in ihrem alltäglichen Leben bezüglich Jobs, Beförderung, Versetzung und Stipendien schikaniert, sondern auch werden sie mutwillig bei lebendigem Leib verbrannt.
Umarmung und 5000 Pfund: Wie das Kabinett schon beschloss, ging der Ministerpräsident zum Papst und umarmte ihn. Er bot seiner Heiligkeit eine Entschädigung in Höhe von 5000 Pfund für die verbrannte Kirche, was das koptische Volk mehrheitlich ablehnte. Dazu bringen wir zum Ausdruck, dass die Schmeichelei der Regierung uns keineswegs von der bitteren Wahrheit ablenken lässt, die schlicht und ergreifend darin besteht, unsere Heiligtümer zu entweihen. Um es anschaulicher zu erklären, stellen wir die Hypothese, dass das Gegenteil passiert wäre! Wenn eine Gruppe aus Christen – was total unmöglich ist – eine Moschee und einige Moslems verbrannt hätte, wäre das glimpflich und leise in Vergessenheit geraten? Wäre dann die Lösung, dass der Papst den Scheich der Alazhar-Moschee umarmt, und dass der konfessionelle Beirat und die ganzen koptischen Einrichtungen sich entschuldigen?
Das glaube ich nicht!
Es ist keine persönliche Angelegenheit zwischen dem Kabinett und seiner Heiligkeit, dem Papst, sondern eine Zerschlagung der Gefühle der Millionen von Christen sowohl in Ägypten als auch in der ganzen Welt. Daher kann und darf dieses Problem nicht durch Umarmung, Entschuldigung, Lobrede oder Versprechungen gelöst werden. Vielmehr benötigt so eine Situation eine positive Reaktion, damit die Christen das Gefühl bekommen, dass sie wirklich in ihrer eigenen Heimat leben, und dass es eine Regierung gibt, welche ihnen Schutz bietet und zu ihnen eilt, wenn eine Gefahr sie bedroht. Die 5000 Pfund sind wertlos und man braucht darüber nicht zu reden. Was aber wertloser ist, war die Tatsache, dass ein koptischer Minister sie für zu viel hielt, weil man die Schäden seiner Meinung nach mit 2000 begleichen kann.
Wir danken allen (Premier, viele Minister, Chef der königlichen Kammer, die meisten Politiker, Scheich der Alazhar-Moschee und der Mufti Ägyptens), die zu seiner Heiligkeit gingen, um zu registrieren, dass sie den Anschlag verurteilen. Wir danken ebenfalls allen Gewerkschaften und Tageszeitungen für ihre Verurteilung und ihr Beileid anlässlich des grausamen Todes von etlichen Kopten. Unser Dank gilt auch den Autoren und allen Ehrenmännern.
Das alles ist gut und schön, aber wie vorerwähnt, ist eine positive Reaktion erforderlich! Viele äußerten schöne und mildtätige Worte. Jedoch machen wir diesen Herrschaften darauf aufmerksam, dass der Anschlag nicht verbal verübt wurde, damit man alles aus der Welt durch Worte zu schaffen vermag! Wir möchten die faktischen Strenge und Zügeln mit eigenen Augen sehen, welche die Regierung verfolgen muss, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Dies sollte umgehend bewerkstelligt werden, weil die Steine der Kirche noch zerrüttet sind und das Blut unserer Märtyrer zum Himmel schreit.
Ironie des koptischen Ministers: An dieser Stelle möchten wir der Regierung sagen, dass das Klischee „koptischer Minister“ belanglos ist. Denn diese koptischen Minister vertreten das koptische Volk in keinster Weise, sondern ausschließlich ihre Interessen und Vorteile. Manche von ihnen ignorieren und sogar benachteiligen die Kopten. Einige solcher koptischen Minister sind lasch in Bezug auf die Rechte ihrer Kirche, um den Moslems zu zeigen, dass sie unparteiisch seien, damit sie ihre Posten behalten! Was unternahm der koptische Minister? In welcher Weise war er der Kirche gegenüber entgegenkommend? Was tat Dr. „Nagib Pascha Iskander“, als die Kirche in Sakasik niedergebrannt wurde? Damals besuchte er uns und stellte die Frage: „Für wen arbeitet ihr? Der Gouverneur versöhnte sich schon mit dem Metropoliten und die Lage beruhigte sich. Ihr aber bedroht die Einheit beider Elemente“. Als er die Aufrichtigkeit unserer Ansichten erfuhr, mäßigte er seinen Ton. „Ibrahim Pascha Farag“ gab sich große Mühe, um seine Heiligkeit, den Papst, zu überzeugen, den Premier zu treffen. Seiner Auslegung nach sollte man die Intrigen der Engländer vereiteln. Denn die Besatzer beabsichtigen, die heilige Bindung der beiden Elemente der Nation auseinander zu reißen. Die Äußerungen der beiden koptischen Minister sind fast ähnlich. Allerdings deutet das darauf hin, dass sie den Satz „Einheit beider Elemente“ missbrauchen.
Einheit beider Elemente Ägyptens: Seltsamerweise verlangt man nur von den Kopten allein, die Einheit der beiden Elemente zu pflegen!?! Die Bibel, die liturgischen Bücher und die Christen beim lebendigen Leib wurden verbrannt. Das betrachtet man nicht als Niederschlag für die Einheit der beiden Elemente! Aber wenn die Kopten protestieren, bittet man sie, Rücksicht auf die Einheit der beiden Elemente zu nehmen! Man fragt sie inkriminierend, für wen sie arbeiten? Die Antwort lautet: Wir arbeiten für den Namen Jesu Christi, die Kirche und das Christentum. Wir sind weder Verräter noch Spione.
Man sollte die Einheit der beiden Elemente Ägyptens korrekt erfassen. Es ist weder eine Schauspielerei noch ein Klischee, welches wir unseren muslimischen Mitbürgern auftischen. Es sollte vielmehr eine Einheit sein, welche auf wahrer Liebe, gegenseitiger Herzlichkeit und ehrlicher Kooperation fußt. Da sollte man die vollkommene Gleichbehandlung bei allem berücksichtigen. Von unserer Seite her haben wir diese Liebe gepflegt, was die Geschichte und alle Bürger bezeugen. Das andere Element ist aber an der Reihe, diese Liebe und seine Sorge um die Einheit der beiden Elemente zu zeigen. Denn wir können auf keinen Fall schweigen, wenn eine Kirche oder eine Bibel niedergebrannt werden, oder wenn ein Christ lebendig verbrannt wird, weil er an Christus glaubt. Ich bin mir sicher, dass unsere muslimischen Mitbürger unseren Protest billigen. Sie meinen wohl, dass wir nachsichtig protestieren.
Und du koptisches Volk: Das Verbrennen ist nichts Neues für dich! Erfüllt damit ist deine Geschichte, die genug Beispiele hinsichtlich der Verfolgung aufweist, welche viel grausamer als dieser Anschlag sind. Das Christentum in Ägypten gelang durch den engen Weg (Lk.13:24), und zwar seitdem der Heilige Markus in Ägypten den Märtyrertod erlitt. Die Christen machten ihre Erfahrung mit Verbrennen, Kreuzigen, Steinigen, Auspeitschen, Pressen und den wilden Tieren. Erinnert euch an die Seligpreisung Christi: „Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werden“ (Mt.5:11). Eure Ahnen freuten sich über das Martyrium. Jedoch soll das euch nicht davon abbringen, auf euere Rechte zu achten. Der Heilige Apostel Paulus wurde geschlagen, ins Gefängnis geworfen und ausgepeitscht. Er wurde gesteinigt, sodass man dachte, dass er verstarb. Voller Freude erduldete er die Verfolgung, was aber ihn daran nicht hinderte, dem Hauptmann zu sagen: „Dürft ihr jemanden, der das römische Bürgerrecht besitzt, geißeln, noch dazu ohne Verurteilung? Als der Hauptmann das hörte, ging er zum Obersten und meldete es“ (Apg.22:24). Bei eurem Protest aber solltet ihr doch vernünftig und wahre Christen sein. Verteidigt eure Rechte mit allen legalen Mitteln, die das Gesetz bietet. Vor allen Dingen erhebt eure Herzen zu Gott. Ich bin mir sicher, dass weder Minister, Staatschef noch politische Partei das Gebet ertragen können, welches ihr aus reinem Herzen zu Gott erhebt. Ich mache mir ja Sorgen um alle diese Menschen wegen eurer erhörten Gebete.
Wir möchten dem Ministerpräsidenten mitteilen, dass das Wenigste ist, was man von einer Regierung verlangt, die ihre Verantwortung schätzt, die Täter zu verhaften und sie schnell vor Gericht zu stellen, damit sie entsprechend bestraft werden. Wahrheitsgemäß ist die Regierung stark, wenn sie das Volk schützt und das Verbrechen zuvorkommt, bevor es sich überhaupt ereignet}.
Kommentar: Vielleicht fragt sich der werte Leser, warum ich den ganzen Bericht vom Herrn „Nazir Gayed – seiner Heiligkeit Papst Schenuda III“ übersetzte. Darauf entgegne ich: Weil dieser Bericht eine Kopie von den Berichten ist, die ich bei jedem Attentat verfasse, obwohl er im Jahr 1950 verfasst wurde. Können Sie mir jetzt folgen? Das rechtfertigt doch den Titel meines Buches „Wiederholtes Szenario“. Sind die Fragen, die Herr Gayed damals stellte, nicht dieselben Fragen, die wir jetzt stellen? Alles geschieht mit dem Segen der Regierung und keinen wird verhaftet. Und wenn einige Kopten protestieren, sind sie eine Bedrohung für die Einheit der Elemente der Nation oder werden als Verräter, Spione und Söldner abgestempelt. Mit Umarmung und leeren Versprechungen geriet jeder Angriff in Vergessenheit.
Solange wir Länder, die solches tun, nicht boykottieren, wird es weitergehen – aber wer macht PR für einen solchen Boykott?
Den wahren Heiligen wird HERRSCHAFT übertragen