Häf’n all inclusive – Georgier lobpreisen Leobener Gefängnis
Eigentlich lauten Urlaubsangebote etwa „Zwei Wochen all inclusive“, hier könnte es eher heißen „Zwei Jahre all inclusive“ – frühzeitiger Reiseabbruch nicht möglich. Auf einer georgischen Website wird geradezu für ein österreichisches Gefängnis geworben. Wenn man sich die Fotos ansieht, könnte man glatt an paradiesische Zustände im Justizzentrum Leoben glauben.
„Komfortable“ Häfn-Alltag zu sehen. Mit Spiel, Sport und sonstigen Annehmlichkeiten. Von den Lebensumständen, die die Fotos vermitteln, kann das Gros der Bevölkerung wohl nur träumen: Ein Wuzzler im Aufenthaltsraum neben einem großen Fernseher, eine herrliche Sporthalle, ein piekfeiner Trainingsraum mit glänzenden Fitnessgeräten – und ein verträumter Blick in die grüne Landschaft neben Korbsessel und Palme. Die Luft ist allerdings „gesiebt“. Angeboten wird auch ein „Langzeitbesuch“ – wobei sich ein Häftling maximal 24 Stunden lang mit Partner oder Familie in einem Raum ungestört aufhalten kann – was bereits für heiße Diskussionen sorgte. Hier bleibt man freiwillig, hier bricht man nicht aus, heißt es auf der Seite. Zu dumm, dass man kriminell werden muss, um in dieses Freizeitzentrum übersiedeln zu dürfen. Und dass man sich die Länge des Urlaubs nicht aussuchen kann. Anstaltsleiter Manfred Gieß: „Strafvollzug ist viel zu ernst, um ihn so zu präsentieren. Allerdings verstehe ich, dass für Menschen in Georgien oder in der Ukraine ein solches Gefängnis unvorstellbar ist“. Die Justizanstalt ist mit 205 Häftlingen voll belegt. Die Häftlinge stammen aus 19 Nationen, unter ihnen sind zwölf Georgier.
Kommentar: Ich muss dem Anstaltsleiter, Herrn Gieß, zum Teil recht geben! Denn so eine Behandlung von Sträflingen ist mir als Kopte völlig fremd. In der koptischen Kirche gibt es bestimmte Priester und ehrenamtliche Diener, die sich um die koptischen Gefangenen in allen Hinsichten kümmern. Dadurch bekam ich ein Bild von den ägyptischen Gefängnissen, und wie ein Häftling sein Tag verbringt. Außerdem habe ich die Ehre, eine unvergessliche Zeit in einer Zelle zu verbringen, worüber ich nicht reden möchte. Auch für die Menschen, die rein gar nichts angestellt haben und trotzdem in einer Zelle landen, beginnt die würdige Behandlung in der Polizeistation, wo man feststellt, dass seine Menschenwürde ihm geraubt wurde. Man wird geohrfeigt, getreten und mit den übelsten Worten beschimpft, egal wie gebildet man und wie alt man ist. Wenn deine Eltern, Verwandte oder Freunde dir kein Geld und kein Essen durch die korrupten Polizisten einschleusen, musst du hungern, weil du fast gar nichts zu Essen bekommst, außer nur einmal am Tag: Linsensuppe und trockenes Brot. Auf Toilette kannst du jederzeit gehen, kein Problem doch! Du hast in der sehr kleinen Zelle, die du mit mehreren Schwerverbrechern teilen musst, einen „Eimer“! Nur einmal am Tag hat man die Möglichkeit, sich zu waschen, und zwar nachdem man sich anstellt – Stundenlang – und dann duscht man mit homosexuellen Sträflingen. Mein zweites Nebenfach war Soziologie, was ich wirklich genoß.
Unter anderem wurde das Thema Homosexualität in den ägyptischen Gefängnissen behandelt und da machte ich Augen: oh je! Das heißt, dass wenn du dich nicht mit den Ellbogen und den restlichen Körperteilen durchsetzt und Akzente setzen kannst, bist du gleich eine Tunte, ob du willst oder nicht, weil es in den Zellen einen Häuptling gibt, der das Sagen hat. Wie Sie sehen, ist ein Mensch in solchen Ländern nichts wert, was nicht nur für Sträflinge gilt, sondern auch für den Rest, der in dem offenen Gefängnis lebt. Sicherlich geschieht genug in den fünfsternigen Gefängnissen, aber immerhin wird man gesiezt und menschlich behandelt, so gut es geht!
Hingegen sollten Sie auch sich die Kritik der Menschen aus den unterentwickelten Ländern gefallen lassen, weil das Hätscheln von Sträflingen sich nicht gehört. Wenn es bekannt wird, dass man in einer Haftanstalt gut lebt und fast alles bekommt, was er sich wünscht, dann schrecken sich die Straftäter davor nicht zurück, ein Verbrechen zu begehen. Als Blogger nehme ich mein Notebook mit, wo es bestimmt Internetanschluss erlaubt ist, und mache mir keine Gedanken über Miete und irgendwelche Kosten für Speise und Trank. Daher wiederhole ich meine Frage: Haben Sie eine Zelle frei für mich? Bestenfalls für ein verlängertes Wochenende?