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Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Iranische Revolutionsgarde verbrennt Bibeln 12. Juni 2010

Filed under: Christenverfolgung — Knecht Christi @ 00:47

Christlicher Informationsdienst berichtet: Offenbar Hunderte geschmuggelte Bücher vernichtet.

Sardasht (kath.net/idea): Iranische Sicherheitskräfte haben offenbar Hunderte Alte und Neue Testamente vernichtet. Mehrere Lieferungen dieser Bücher seien in der westiranischen Grenzstadt Sardasht (Provinz West-Aserbaidschan) beschlagnahmt und verbrannt worden, meldet der Informationsdienst Farsi Christian News Network (FCNN). Er beruft sich auf Berichte der paramilitärischen Revolutionsgarden und Informationen von Morteza Talalei, Mitglied des Stadtrats von Teheran. Danach seien große Bibellieferungen von Aserbaidschan aus eingeschmuggelt worden. Sie sollten im Land verteilt werden, doch seien Hunderte dieser „pervertierten Bibeln“ in den vergangenen Monaten verbannt worden.

FCNN kritisiert diese Aktionen scharf. Die Bibeln seien für Christen und Juden bestimmt gewesen, die sich im Untergrund versammeln müssen. Die Sicherheitskräfte der Islamischen Republik verböten das Predigen in der Sprache Farsi sowie die Veröffentlichung von Bibeln und anderer christlicher Literatur. Damit verletze der Staat die Religionsfreiheit. Besonders gefährdet seien Muslime, die sich dem Christentum zuwenden. Von den 74 Millionen Einwohnern Irans sind 99% Muslime. Die Zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150.000 meist orthodoxe armenische und assyrische Christen.

Christen sind Bürger zweiter Klasse

Brüssel (www.kath.net/ Zenit): Der Iranexperte Wahied Wahdat-Hagh hat in einem Interview mit ZENIT vor der Gefahr für viele Tausend Christen im Iran durch die bevorstehende Apostasiegesetzgebung gewarnt. Angehörige von religiösen Minderheiten seien in der Theokratie Bürger zweiter Klasse, teilweise aber sogar vogelfrei, erklärte er gegenüber Michaela Koller. Der Komeinismus hindere den Iran an einer fruchtbringenden internationalen Kooperation, sagte der Experte im Gespräch mit Michaela Koller. Der Politikwissenschaftler ist Mitarbeiter der „European Foundation for Democracy“ in Brüssel. Die Stiftung erforscht seit 2005 den Islamismus weltweit und erhält unter anderem von der Europäischen Union und nationalen Regierungen öffentliche Fördermittel. Wahdat-Hagh verfasste den Beitrag „Zum Beispiel Iran: Christenverfolgung in der Islamischen Republik“ in „Feindbild Christentum im Islam“, herausgegeben von Ursula Spuler-Stegemann bei Herder, 2009.

ZENIT: Papst Benedikt XVI. hat dem neuen Botschafter der Islamischen Republik Iran beim Heiligen Stuhl, Akbat Naseri, bei der Übergabe seines Beglaubigungsschreibens die Mahnung mit auf den Weg gegeben, der Iran möge das Recht der Christen auf Religionsfreiheit achten. Wie sieht die rechtliche Stellung der Christen im Iran aus?

Wahdat-Hagh: Wir müssen zwischen den traditionellen ethnischen Christen und den neuen christlichen Bewegungen im Iran unterscheiden. Die armenische und die assyrische Kirche etwa haben sich mehr oder weniger angepasst, wenn die Angehörigen auch nicht so leben können, wie sie wollen. So werden ihre Anhänger in Bezug auf Bildung und Arbeit systematisch diskriminiert und die Frauen unterliegen dem Gesetz der Zwangsverschleierung.

Die Christen und die Angehörigen anderer anerkannten Religionen, wie Judentum und Zoroastrier gelten als Dhimmis. Faktisch sind die Dhimmis Bürger zweiter Klasse, weil sie nicht dieselben Rechte haben wie die Schiiten. Im übrigen gelten auch Christen als Kafar, als Ungläubige. Nur, wer den Koran als letzte Offenbarung Gottes anerkenne, sei ein Gläubiger. Ungläubige, Kafars, gelten auch als „schmutzig“.

ZENIT: Wie geht es denn Minderheiten, die nicht einmal diesen Dhimmi-Status haben?
Wahdat-Hagh: Dazu zählen die Bahai. Sie gelten als vogelfrei. Das Leben eines Christen ist in der iranischen Rechtspraxis schon weniger wert als das eines Muslims, etwa bei Entschädigungszahlungen nach Verkehrsunfällen. Das Leben der Bahai hat in dieser Auslegung überhaupt keinen Wert. Der Grund dafür ist deren Glaube an eine Offenbarung Gottes, die nach Mohammed erschienen ist. Zudem glauben die Bahai an Gleichberechtigung der Geschlechter und das Gebot, sich für den Weltfrieden einzusetzen. Sie verzichten zudem auf politische Gewalt. Das sind alles Themen, die im fundamentalistisch-totalitären Islam, so wie ihn die Staatsdoktrin im Iran widerspiegelt, ein Tabu ist.

ZENIT: Der Papst hat zudem an die lange Tradition des Katholizismus im Iran erinnert. Sind die verschiedenen christlichen Kirchen unterschiedlich stark von den Einschränkungen in der Religionsfreiheit betroffen?
Wahdat-Hagh: Wirklich gefährlich leben die Iraner, die in den letzten Jahren zum Christentum übergetreten sind und sich der stetig wachsenden Hauskirchenbewegung angeschlossen haben. Je nach Quelle heißt es, diese Hauskirchen seien inzwischen stärker als die katholische Kirche im Iran. Die Konvertiten gelten als Apostaten und können hingerichtet werden. Im Islam darf ein Muslim nicht zu einem anderen Glauben übertreten. Dafür gibt es die Todesstrafe. Ein neues Apostasiegesetz, das die Todesstrafe zum Staatsgesetz macht, soll noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Dann ist das Leben von Hunderttausenden in Gefahr.

ZENIT: Der Papst hat die Glaubens- und Gewissensfreiheit als Quelle aller anderen Freiheiten bezeichnet. Was heißt dies konkret am Beispiel des Iran?
Wahdat-Hagh: Der Papst hat etwas sehr Richtiges gesagt. Im Islam ist dies noch ein großes Problem. Liberale Muslime sagen zwar, dass es keinen Zwang im Islam gibt. Aber laut Gesetz darf kein Muslim vom Islam austreten, da der Koran als letztes Wort Gottes gilt. Für den Iran heißt dies, dass es dort keine Glaubens- und Gewissensfreiheit gibt und daher tatsächlich auch alle anderen Freiheiten nicht existieren. Frauenrechte kann es daher in der Islamischen Republik Iran genauso wenig geben wie Pressefreiheit. Auch die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit ist davon berührt. Erst recht ist das Recht auf Leben für Apostaten ausgehebelt. Die Existenz der Glaubens- und Gewissensfreiheit ist seit dem Moment im Iran verfassungsmäßig verboten, seit alles vom islamischen Gesetz abhängig gemacht wurde.

ZENIT: Viele Beobachter sehen in dem Regime des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschads die massiven Menschenrechtsverletzungen verankert. Wie gingen denn andere wie etwa Mir-Hossein Mussavi mit dem Recht auf Religionsfreiheit um?
Wahdat-Hagh: Als Mussavi in den achtziger Jahren Ministerpräsident war, wurde die gesamte säkulare Opposition regelrecht vernichtet. Er warnte damals vor einer Zusammenarbeit mit den USA und mit Europa. Im inner-islamistischen Konflikt um die Macht im islamischen Gottesstaat hat sich die soziale und freiheitliche Bewegung, die Mussavi als Schutzschild nimmt, sehr radikalisiert. Mussavi beruft sich heute noch auf den totalitären Ideologen und Revolutionsführer Ayatollah Khomeini. Manche sagen aber, dass er sich verändert habe. Die Zukunft muss zeigen, ob er sich von der totalitären Diktatur der Islamischen Republik verabschieden wird.

ZENIT: Der Papst sprach auch eine internationale Kooperation an, um zu einem globalen Frieden zu gelangen. Was muss denn geschehen, damit der Iran diese Einladung glaubwürdig annehmen kann?
Wahdat-Hagh: Die Frage ist, was der Iran machen muss, damit eine internationale Kooperation zu einem globalen Frieden möglich ist. Es reicht nicht aus, wenn Ideologen wie Khatami von Dialog der Zivilisationen sprechen. Der Iran muss die totalitäre Ideologie des Khomeinismus überwinden, den eigenen Bürgern elementare Freiheiten einräumen. Ein demokratischer Iran kann auch glaubwürdig an einem globalen Frieden arbeiten. Zivilgesellschaftliche Potentiale hat der Iran dafür.

 

One Response to “Iranische Revolutionsgarde verbrennt Bibeln”

  1. Zagroz Says:

    Diktatoren haben Angst vor Mäuse


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