Beten wir für die Einheit der katholischen und orthodoxen Kirchen und aller Christen
Niemand könne gleichgültig bleiben. Papst fordert Hilfe für Christen in Nahost: Die Christen in dieser unruhigen Region müssten auf allen möglichen Wegen unterstützt werden.
Vatikanstadt (kath.net/KNA): Papst Benedikt XVI. hat zu stärkerer Unterstützung der Christen im Nahen Osten aufgerufen. Niemand könne angesichts der schwierigen Lage der dortigen Gemeinden gleichgültig bleiben, sagte der Papst am Samstag in der zyprischen Hauptstadt Nikosia bei einem Treffen mit dem orthodoxen Kirchenoberhaupt Chrysostomos II. Die Christen in dieser unruhigen Region müssten auf allen möglichen Wegen unterstützt werden. Es gelte, ihnen ein friedliches Leben zu ermöglichen. Dieses Thema sei in Zypern besonders aktuell, weil die Insel traditionell als Teil des Heiligen Landes betrachtet werde.
Der Papst lobte den Einsatz der orthodoxen Kirche Zyperns für den ökumenischen Dialog. Ihre Beiträge seien stets von Klarheit und Offenheit geprägt gewesen. Er erinnerte unter anderem an die katholisch-orthodoxe Dialogrunde, die im Oktober 2009 in Paphos tagte. Benedikt XVI. würdigte zudem die Bemühungen von Chrysostomos II. um eine Versöhnung der geteilten Insel. Er bete mit ihm zusammen für Frieden und Versöhnung sowie eine gerechte Lösung für die noch strittigen Fragen. Der orthodoxe Erzbischof bezeichnete den ökumenischen Dialog als eine der zentralen Herausforderungen der Gegenwart. Das 21. Jahrhundert sei „das Jahrhundert des Dialogs, der Annäherung und der gegenseitigen Übereinkunft“. Er sicherte zu, diesen Kurs fortzuführen. Im Anschluss an das Treffen mit Chrysostomos besuchte Benedikt XVI. das kirchliche Ikonenmuseum in Nikosia. Dieses beschäftigt sich mit orthodoxen Kunstschätzen, aber auch deren Raub und Verkauf im Nordteil der Insel nach der Besatzung durch die Türken 1974. Der Besuch auf Zypern ist die erste Reise von Benedikt XVI. in ein mehrheitlich orthodoxes Land.
Papst: Gemeinsame Bande mit orthodoxer Kirche stärken Papst Benedikt XVI. ist zu einem dreitägigen Besuch auf Zypern eingetroffen – Rede von Papst Benedikt bei der Ankunft im Wortlaut
Rom (kath.net/KNA): Papst Benedikt XVI. ist zu einem dreitägigen Besuch auf Zypern eingetroffen. Gegen 14 Uhr (Ortszeit) kam er auf dem Flughafen von Paphos an. Zu Beginn seiner Zypernreise hat Benedikt zur Versöhnung zwischen beiden Inselteilen aufgerufen. Es gelte, «die bestehenden Probleme für die Zukunft eurer Insel, die ihr mit der internationalen Gemeinschaft teilt, zu lösen», sagte Benedikt XVI. am Freitag in seiner Begrüßungsrede auf dem Flughafen von Paphos. Hierzu solle man sich «von der Liebe zu eurer Heimat und euren Familien» sowie dem „Wunsch, in Harmonie mit euren Nachbarn unter dem barmherzigen Schutz des allmächtigen Gottes zu leben“ inspirieren lassen. Weiter äußerte das Kirchenoberhaupt die Hoffnung, durch seinen Besuch die «gemeinsamen Bande“ zwischen katholischer und orthodoxer Kirche zu stärken. Er sprach von der Notwendigkeit eines vertieften gegenseitigen Vertrauens und einer dauerhaften Freundschaft. Er komme als Pilger und „Diener der Diener Gottes“ auf den Spuren des heiligen Paulus und des Heiligen Barnabas nach Zypern.
Der Papst hob Vorzüge des EU-Beitritts Zyperns im Jahr 2004 hervor. Das Land beginne, den Nutzen engerer wirtschaftlicher und politischer Beziehungen mit anderen europäischen Staaten zu spüren. Die EU-Mitgliedschaft habe Zypern Zugang zu Märkten, Technologie und Know-how verschafft. Es sei zu hoffen, dass dies zu Wohlstand im Land führen werde. Umgekehrt könne Europa durch das spirituelle und kulturelle Erbe, das durch die historische Rolle Zyperns zwischen den Kontinenten Europa, Afrika und Asien geprägt sei, bereichert werden, führte der Papst aus. Die Insel bilde einen Knotenpunkt von Kulturen und Religionen sowie glanzvoller und antiker Geschichten, die nach wie vor einen starken sichtbaren Einfluss auf das Leben auf der Insel ausübten. Benedikt XVI. bezeichnet Zypern zudem aufgrund seiner Lage und Geschichte als „geeigneten Platz“, um sich mit der Situation der Christen im Nahen Osten zu beschäftigen. Der Papst wird am Sonntag in der zyprischen Hauptstadt Nikosia das Arbeitspapier für die Bischofssynode über den Nahen Osten im Herbst vorstellen. Auf dem Flughafen in Paphos wurde das katholische Kirchenoberhaupt vom zyprischen Präsidenten Dimitris Christofias sowie dem orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II. empfangen.
Rede im Wortlaut:
Herr Präsident,
Eure Seligkeit Chrysostomos,
Eure Seligkeiten,
Exzellenzen,
geschätzte Vertreter des öffentlichen Lebens,
sehr geehrte Damen und Herren,
Seien Sie gegrüßt! Der Friede sei mit Ihnen! Es ist mir eine große Freude, hier bei Ihnen zu sein. Herr Präsident, ich danke Ihnen für die freundliche Einladung, die Republik Zypern zu besuchen. Herzlich grüße ich Sie wie auch die Regierung und die Bevölkerung dieses Landes. Ich danke Ihnen für die aufmerksamen Worte des Willkommens. Dankbar möchte ich auch ihren Besuch vor kurzem im Vatikan in Erinnerung rufen, und ich freue mich auf unsere Begegnung morgen in Nikosia.
Zypern steht am Schnittpunkt von Kulturen und Religionen und besitzt eine stolze wie lange Geschichte, die immer noch eine starke und sichtbare Auswirkung auf das Leben in Ihrem Land hat. Die Republik Zypern, die vor kurzem der Europäischen Union beigetreten ist, beginnt den Vorzug engerer wirtschaftlicher und politischer Bindungen mit den anderen europäischen Staaten zu spüren. Die Mitgliedschaft hat Ihrem Land schon Zugang zu Märkten, Technologie und Know-how eröffnet. Es bleibt stark zu hoffen, daß diese Mitgliedschaft zu Wohlstand in Ihrem Land führen möge und daß andere Europäer ihrerseits durch das geistige und kulturelle Erbe bereichert werden, das die historische Rolle Zyperns zwischen Europa, Asien und Afrika widerspiegelt. Mögen die Liebe zu Ihrem Heimatland und zu Ihren Familien sowie der Wunsch, unter dem erbarmenden Schutz des Allmächtigen Gottes mit Ihren Nachbarn harmonisch zusammenzuleben, Sie anregen, die verbleibenden Aufgaben, die Sie um der Zukunft Ihrer Insel willen mit der internationalen Gemeinschaft teilen, geduldig zu lösen.
Auf den Spuren unserer gemeinsamen Väter im Glauben, der Heiligen Paulus und Barnabas, bin ich als ein Pilger zu Ihnen gekommen und zugleich als Diener der Diener Gottes. Seit die Apostel die Botschaft des Christentums an diese Küsten gebracht haben, ist Zypern durch ein starkes christliches Erbe gesegnet worden. Ich grüße als einen Bruder in diesem Glauben Seine Seligkeit Chrysostomos II., den Erzbischof von Nea Justiniana und ganz Zypern, und ich freue mich schon darauf, bald viele weitere Mitglieder der Orthodoxen Kirche Zyperns zu treffen. Ebenso freue ich mich auf die Begegnung mit anderen zypriotischen Religionsführern. Ich hoffe, unsere gemeinsamen Bande zu stärken und wieder die Notwendigkeit zu betonen, gegenseitiges Vertrauen und bleibende Freundschaft zwischen allen, die den einen Gott anbeten, aufzubauen.
Als Nachfolger Petri komme ich in besonderer Weise, um die Katholiken Zyperns zu grüßen, sie im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32) und sie zu ermutigen, sowohl vorbildliche Christen wie auch beispielhafte Bürger zu sein und ihren Platz in der Gesellschaft zum Wohl der Kirche wie des Staates einzunehmen. Im Rahmen meines Aufenthalts bei Ihnen werde ich auch das Instrumentum laboris übergeben, ein Arbeitsdokument im Hinblick auf die Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten, die im weiteren Lauf dieses Jahres in Rom stattfinden wird. Diese Versammlung wird viele Aspekte der Präsenz der Kirche in der Region analysieren und die Herausforderungen untersuchen, denen Katholiken zuweilen unter schwierigen Umständen begegnen, wenn sie ihre Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche leben und ihren daher ein passender Ort, um die Reflexion der Kirche über die jahrhundertealte katholische Gemeinde im Nahen Osten zu beginnen, unsere Solidarität mit allen Christen in der Region zu zeigen und unsere Überzeugung kundzutun, daß sie eine unersetzliche Rolle für den Frieden und die Versöhnung unter den hier lebenden Völkern zu spielen haben.
Herr Präsident, liebe Freunde, mit diesen Gedanken vertraue ich meine Pilgerreise Maria, der Mutter Gottes, an sowie der Fürsprache der Heiligen Paulus und Barnabas.
Gott segne die Menschen Zyperns. Die Allerseligste Jungfrau beschütze euch allezeit.