{Einwohner: 60,7 Millionen – Fläche: 2 344 858 (knapp siebenmal größer als Deutschland) – Religion: Christen: 95,4% – Animisten: 2,4% – Muslime: 1,1% – Sonstige: 1,1%}
Die durch ein Referendum im Dezember 2005 verabschiedete und seit Februar 2006 gültige Verfassung hält die Religionsfreiheit fest, und die Behörden respektieren dies. Überfälle auf Religionsgruppen und einzelne Gläubige scheinen Folge des aktiven Guerillakrieges vor allem im Osten des Landes zu sein, wobei es häufig zu Übergriffen auf die Zivilbevölkerung sowohl seitens der Guerilla als auch seitens der Soldaten kommt. Erzbischof François-Xavier Maroy von Bukavu berichtet von einem Angriff auf zwei Dörfer in Süd-Kivu in der Nacht vom 26. auf den 27. Mai 2007. Achtzehn Menschen wurden dabei getötet, Dutzende verletzt und mindestens achtzehn weitere gekidnappt. Dies geschah, obwohl sich in dem Gebiet Regierungstruppen aufhielten; sie griffen nicht ein.
Gewaltverbrechen an der Zivilbevölkerung: Bischöfe und Priester im Land haben wiederholt auf die gravierende Lage verwiesen und auf die Notwendigkeit, eine wirklich friedliche Regelung zu finden. Sie stehen vor einer Situation mit “schrecklichen Gewaltverbrechen an der Zivilbevölkerung”. Berichte von Zivilisten und Flüchtlingen sprechen von schweren Vergehen, darunter Mord, abgebrannte Häuser, Entführungen, Enteignungen, Raub und Vergewaltigung. “Es wird sogar hin und wieder von Kannibalismus berichtet” (vgl. den Bericht der Bischöfe vom November 2005). Leider haben weder das im Jahr 2003 unterzeichnete Friedensabkommen noch die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2006 den Guerillakrieg beendet. Im Gegenteil – im März 2008 berichteten die Führer der Religionsgemeinschaften in der Provinz Katanga, dass “sexuelle Gewalt zu einer schrecklichen Waffe geworden ist, um ein ganzes Volk zu zerstören und zu dezimieren.” Die Zahl der Toten – die meisten von ihnen Zivilisten – seit 1996 wird auf über drei Millionen geschätzt. Von Ende 2005 bis Anfang 2006 verwüstete die Armee in den Provinzen Katanga, Ituri und Kivu komplette Landstriche; sie tötete, entführte und folterte Hunderte Zivilisten, weil sie sie verdächtigte, im Kontakt mit den Rebellen zu stehen. In Ituri ermordeten Soldaten über 60 Zivilisten und brannten Häuser, Schulen, Kirchen und Kliniken nieder. Am 23. Januar 2006 feuerten sie im Dorf Nyata Schüsse in eine Kirche und töteten dabei mindestens sieben Menschen. Im September 2007 berichtete die Menschenrechtsorganisation Voix des sans voix (Stimme derer ohne Stimme) von der Verhaftung von zehn Menschen, unter ihnen der katholische Geistliche Roger Masirika, Pfarrer der Gemeinde Chimpunda in der Erzdiözese Bukavu, denen regierungsfeindliche Aktionen zur Last gelegt wurden. Der Quelle zufolge handelte es sich dabei in Wirklichkeit um eine Abrechnung innerhalb der Armee.
Katholische Radiosender geschlossen: Religiöse Organisationen müssen sich staatlich registrieren lassen und dazu eine Satzung vorlegen. Nicht-registrierte Gruppen können dennoch frei agieren. Religionsunterricht in staatlichen Schulen ist zugelassen, und religiöse Gruppen dürfen eigene Schulen betreiben. Im Oktober 2007 legte der Informationsminister 22 private Fernsehsender und 16 private Radiosender still, darunter Radio Elykia, der wichtigste katholische Radiosender des Landes. Grund waren fehlende Lizenzen oder Steuerzahlungen oder andere Regelwidrigkeiten. Der kongolesische Verband lokaler Radiosender (Fédération des radios de proximité du Congo – FRPC) kommentierte, das Ministerium verlange 5.000 Dollar für die Registrierung und weitere 2.500 Dollar für die Lizenz – Summen, die viele der in abgelegenen Gebieten angesiedelten Lokalsender nicht aufbringen können. Viele der so geschlossenen Sender gehören Gruppen, die mit Senator Jean-Pierre Bemba in Verbindung stehen, einem der Gegner des gegenwärtigen Präsidenten. Am 22. Mai 2006 hatten Polizisten einer Spezialeinheit in Zivil die Studios des christlichen Fernsehsenders “Radio Tele Message de Vie” angegriffen und die gesamte Einrichtung zerstört. Der Sender hatte gerade eine Predigt von Pastor Fernando Kutino übertragen, in der er eine Reihe Politiker kritisierte.
Einflussreiche Sekten: Im März 2008 kam es in der Provinz Bas-Congo zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Anhängern der Bewegung Bundu dia Kongo (kikongo für Königreich Kongo), einer religiösen Sekte, die in diesem Gebiet sehr einflussreich ist und sämtlichen von den Regierungsbehörden verwendeten Symbolen feindselig gegenübersteht. Beide Parteien beschuldigten sich gegenseitig, angefangen zu haben; bei den Kämpfen kamen 22 Anhänger der Gruppe ums Leben. Diese Gruppierung, deren Ziel eine Loslösung vom Staat ist und die auch im Parlament vertreten ist, steht im Verdacht, für zahlreiche gewalttätige Auseinandersetzungen verantwortlich zu sein. Bereits im Januar 2007 waren bei Zusammenstößen zwischen ihren Anhängern und der Polizei über hundert Menschen ums Leben gekommen.
Katholiken: Im August 2006 attackierten neun Menschen die katholische Kirche in Kizu bei Tshela in der Provinz Bas-Congo; sie töteten einen Priester, während ein zweiter in den nahen Wald entkam. Der Nachrichtenagentur Angola Press Agency zufolge handelte es sich bei den Angreifern möglicherweise um Mitglieder der christenfeindlichen Muene-Sekte. Anfang März 2007 wurde der katholische Geistliche Richard Bimeriki, Gemeindepfarrer in Jomba (Rutshuru), in seinem Pfarrhaus von einer Gruppe Soldaten attackiert, wahrscheinlich Anhänger des Rebellengenerals Laurent Nkunda. Nachdem die Soldaten um Essen und Wasser gebeten hatten, gaben sie mehrere Schüsse auf den Pfarrer ab. Er wurde zur Operation nach Kigali (Ruanda) gebracht, starb dort jedoch am 7. April.
Krankenhaus geplündert: Pfarrer Bimeriki hatte das einzige Krankenhaus der Region betreut, das Bugusa Centre in Jomba, das für über 40 000 Menschen zuständig ist, jedoch während der Zusammenstöße der kongolesischen Armee mit Nkundas Rebellen geplündert worden war. In der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober 2007 schossen Unbekannte auf den Bischof von Goma, Monsignore Faustin Ngabu, der unverletzt blieb; stattdessen trafen die Schützen einen Verwandten Ngabus.
Gerade dieses Bild macht sehr deutlich, welches Elend Menschen in anderen Regionen erleiden müssen. Grausam