kopten ohne grenzen

Durch Gebet und Wort für verfolgte Kopten

Christenverfolgung in Libyen 29. Mai 2010

Filed under: Christenverfolgung — Knecht Christi @ 00:00

{Einwohner: 5,87 Millionen – Fläche: 1 759 540 qkm (fünfmal größer als Deutschland) – Religion: Muslime: 96,1% – Christen: 3,1% (darunter 104 000 Katholiken) – Sonstige: 0,8%}

Dieses Land hat keine Verfassung und daher gibt es keine ausdrückliche gesetzliche Bestimmung, die die Religionsfreiheit schützt. Die Regierung ist jedoch den Religionen gegenüber tolerant, mit Ausnahme der ultra-fundamentalistischen Gruppen, die unterdrückt oder energisch bekämpft werden. 96% der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Der Islam entspricht einer Staatsreligion und ist daher in das gesellschaftliche Leben des Landes völlig integriert. Dennoch unterliegt die islamische Religion der Kontrolle durch die Regierung und strengen Vorschriften, um jedwede Einmischung in die Politik zu unterbinden. Die Regierung geht mit allen Mitteln gegen den islamischen Extremismus an.

Noch etwa 50 000 Katholiken leben in Libyen: Nach den Schätzungen der beiden Bischöfe – der eine mit Sitz in Tripolis, der andere in Bengasi – gibt es im Land 50 000 Katholiken, die durchweg ausländische Staatsangehörige sind. Der katholische Klerus ist vor allem in den größeren Städten tätig, vornehmlich in Krankenhäusern, Waisenhäusern und in der Arbeit mit alten und behinderten Menschen. Die kleine anglikanische Gemeinschaft wird von einem einzigen Geistlichen in Tripolis und einem Bischof mit Sitz in Kairo geleitet. Es existieren keine religiösen Versammlungsstätten für Hindus, Buddhisten und die Baha’i, aber die Anhänger dieser Religionen dürfen ihren Glauben in Privatwohnungen praktizieren und auf den Märkten und in ihren Fenstern ihre religiösen Symbole zeigen. Im Februar 2006 war Libyen Schauplatz zahlreicher Ausschreitungen, die sich insbesondere gegen italienische Ziele richteten, nachdem der damalige italienische Reformminister Roberto Calderoli im Fernsehen mit einem T-Shirt aufgetreten war, auf dem eine der Muhammad-Karikaturen zu sehen war, gegen die es viele Proteste seitens der muslimischen Welt gab. Im Laufe der Proteste in der libyschen Stadt Bengasi wurden die Kirche und das Kloster der Franziskaner in Brand gesteckt. Bischof Magro, Apostolischer Vikar von Bengasi, und vier Mönche dieser Gemeinschaft mussten nach Tripolis flüchten. Die Demonstranten in Bengasi griffen auch das italienische Konsulat an. Im Zuge der Ausschreitungen vom 17. und 18. Februar kamen 11 Menschen ums Leben.

Politik der Duldung: Obwohl die Regierung anderen religiösen Gruppen gegenüber im Allgemeinen mit einer Politik der Duldung begegnet, demonstrierte Oberst Gaddafi im Anschluss an diese Vorfälle eine intolerante Haltung gegenüber anderen Religionen. Am 10. April 2006 übertrug der Fernsehsender Al-Dschasira eine Rede des libyschen Führers, die er anlässlich des Geburtstags des Propheten Muhammad hielt. Gaddafi sprach in aller Ausführlichkeit über die blasphemischen Karikaturen und forderte den Westen auf, seine “irrigen Überzeugungen zu revidieren”. In seiner Rede wandte der Oberst sich auch an Europa und erklärte: “Wir brauchen keine Schwerter oder Bomben, um den Islam zu verbreiten”, denn “ es gibt bereits 50 Millionen Muslime in Europa”, die “Europa innerhalb von zehn Jahren zu einem muslimischen Kontinent machen werden“. Dennoch lud Gaddafi am 29. Dezember 2006, am Vorabend des muslimischen Opferfestes und Neujahrsbeginns, zu einem Treffen ein, an dem 500 Personen teilnahmen. Zu diesem Treffen eingeladen waren, nach einer Mitteilung von Bischof Martinelli, dem Apostolischen Vikar von Tripolis, auch “die christliche Gemeinschaft der verschiedenen Konfessionen und Nationalitäten zusammen mit ihren Geistlichen unter Führung des katholischen Bischofs, die libyschen muslimischen Mitglieder des Allgemeinen Volkskongresses sowie verschiedene Persönlichkeiten des religiösen und kulturellen Lebens im Land”. Während dieser Zusammenkunft unterstrich Oberst Gaddafi, dass die Lehre der muslimischen und der christlichen Glaubensgemeinschaften diese zu einem echten Dialog verpflichten müsse, der der heutigen Gesellschaft helfen könnte, sich wieder auf Gott zurückzubesinnen, die Menschenrechte zu achten und eine Lösung für die Probleme der Armut und des Friedens zu finden.

Kirche aus dem 17. Jahrhundert wiedereröffnet: Bischof Martinelli zufolge “hatte Gaddafi der muslimischen und der christlichen Gemeinschaft von Tripolis die Erfahrung eines freundschaftlichen Miteinanders bieten wollen und hob den Reichtum der Lehre dieser beiden Glaubensgemeinschaften hervor, der gegenseitigen Respekt erfordere“. Am 9. März 2007 feierte die kleine christliche Gemeinde in Tripolis die Wiedereröffnung der Kirche “Heilige Maria der Engel”, die im 17. Jahrhundert von den Franziskanern erbaut worden war und jetzt im Besitz der örtlichen anglikanischen Gemeinde ist. Für die christliche Gemeinde in Tripolis war die Wiederinbetriebnahme dieser Kirche für den Gottesdienst ein wichtiges Zeichen der Offenheit auf Seiten des Regimes von Oberst Gaddafi.

 

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