Seit der Einfluss von Fundamentalisten in der islamischen Welt (u. a. Ägypten) zunimmt, verschärft sich der Druck auf die christlichen Minderheiten. Die Evangelische Kirche in Deutschland hält Christen für die weltweit am häufigsten verfolgte Glaubensgemeinschaft.
Kevin Ang ist vorsichtig in diesen Tagen. Er schaut sich um, blickt nach links, die lange Ladenzeile entlang, dann nach rechts, hinüber zum Platz, kein Mensch ist zu sehen. Erst dann kramt der Kirchenverwalter seinen Schlüssel hervor, öffnet das Gitter und betritt die Metro Tabernacle Church in einem Vorort von Kuala Lumpur. Der Luftzug wirbelt angekohlte Bibelseiten auf, die Wände sind voller Ruß, es riecht nach verschmortem Plastik. Die Metro Tabernacle Church war die erste von elf Kirchen, die brannte, angesteckt von wütenden Muslimen. Und das alles wegen eines Wortes: „Allah“, flüstert Kevin Ang.
Es geht um die Frage, ob Christen – wie Muslime – ihren Gott „Allah“ nennen dürfen, weil sie gar kein anderes Wort und keine andere Sprache dafür haben. Die Muslime dagegen beanspruchen Allah für sich, das Wort und den Gott, und sie fürchten, es könnte fromme Muslime vom rechten Glauben abbringen, wenn die Christen dasselbe Wort für ihren Gott benutzen. Drei Jahre lang gab es einen Bann, die Regierung ließ Bibeln beschlagnahmen, in denen von Allah die Rede war, bis am 31. Dezember des vergangenen Jahres der Oberste Gerichtshof von Malaysia entschied: Auch der Christengott darf Allah heißen. (more…)