Gemeinde darf keine Gottesdienste mehr feiern
Indonesien Nachbarn und Dorfobere stimmten Kirchenbau zu. Das Hilfswerk Open Doors bittet um Gebet für eine bedrängte christliche Gemeinde in Indonesien.
Das Oberhaupt von Bekasi (West-Java), Regent Sa’duddin, untersagte der „Filadelfia Huria Kristen Batak Protestan, (HKBP) alle gemeindlichen Aktivitäten in der Ortschaft Jejalan. Wie der Informationsdienst Compass Direct meldete, trafen sich die 500 Gemeindemitglieder provisorisch auf einem Stück Land neben einer kaum befahrenen Straße angrenzend an freie Felder. Dort dürfe sich die Gemeinde nun nicht mehr versammeln. Bereits Mitte Januar dieses Jahres hatten Beamte ihre im Bau befindliche Kirche abgesperrt. Gegen die Anordnung des Regenten zogen die Christen am 20. März vor Gericht. Sa’duddin hatte sie gegenüber HKBP-Pastor Palti Panjaitan damit begründet, dass die Gottesdienste und Gemeindetreffen „kommunale Aktivitäten“ behindern würden. Der Regent, so sein Stellvertreter Darip Muyana, habe zudem entschieden, dass sich die Christen ein neues Gelände suchen müssen, weil Anwohner dem Bau einer Kirche abgelehnt hätten.
Nachbarn stimmten zu: Ganz anders noch vor zwei Jahren: 60 nahe des geplanten Baus wohnende Nachbarn hatten dem Kirchenbau schriftlich zugestimmt, ebenso wie die Dorfoberen. Wie HKBP-Gemeindemitglied Tigor Tampubolon erklärte, hatte die Gemeinde 1088 m² Land gekauft. Alle notwendigen Dokumente für den Bauantrag wurden im Jahr 2008 eingereicht. Die Entscheidung der Verwaltung steht noch aus. Islamische Organisationen hatten derweil Protestaktionen gegen das Bauvorhaben organisiert.
Jetzt: Christen unerwünscht: Im vorigen Dezember feierten etwa 200 Christen in einem provisorischen Zelt auf dem Baugelände einen Weihnachtsgottesdienst. Dagegen protestierten rund 1.000 Menschen; Polizisten und Soldaten standen zum Schutz der Gottesdienstbesucher bereit. Anfang Januar 2010 wollte sich die HKBP-Gemeinde – auf Anraten des Regenten hin – im Dorfsaal von Jejalan versammeln, doch wurden sie von Demonstranten vertrieben. Die im Jahr 2000 gegründete Gemeinde traf sich anfangs im Haus des Pastors. Sechs Jahre später stürmten etwa 300 Personen einen Sonntagsgottesdienst und drängten den Pastor, ein Papier mit dem Versprechen zu unterzeichnen, keine weiteren religiösen Treffen in seinem Haus abzuhalten. Indonesien ist gemessen an der Bevölkerungszahl das Land mit den meisten Muslimen. Von den 231 Millionen Einwohnern sind 16 Prozent Christen.
Tiefe Wunden in der Seele
„Sie stießen die Tür auf und forderten das Schutzgeld“.
Im Irak sind schon viele Christen vor Gewalt und Terror ins Ausland oder in den relativ sicheren Norden in die Kurdenregion geflohen. Doch die traumatischen Erlebnisse können sie nicht einfach zurücklassen. Tiefe Wunden haben die Grauen in ihren Seelen hinterlassen. Auch Fadi und seine Frau Hanna und deren Kinder litten lange Zeit unter Alpträume.
Faid erzählt: „Eines Nachts kamen islamische Terroristen an unsere Tür und drohten damit, unsere Tochter oder unseren Sohn mitzunehmen, wenn wir ihnen nicht 20.000 Dollar (ca. 14.000 Euro) Schutzgeld zahlen. Wir wussten nicht, was wir machen sollten, denn wir hatten nicht so viel Geld. Wir baten Gott um Hilfe“. Einige Tage später, mitten in der Nacht, kamen die Männer wieder. „Sie stießen die Tür auf und forderten das Schutzgeld“. Fadi rannte die Treppe hinunter und sah seinen Sohn nahe der Tür bewusstlos am Boden liegen.
Er muss verletzt worden sein, als die Männer in das Haus stürmten. „Sie bedrohten uns, schlugen mich und ließen eine Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) mit Anschuldigungen gegen unsere Familie zurück“. Nachdem die Männer abgezogen waren, nahm Fadi seine Familie, rief ein Taxi und fuhr eilends ins Krankenhaus. Sein Sohn brauchte Hilfe. „Wir vermieden es anzuhalten, um nicht erschossen zu werden“. Die nächsten Wochen pendelten sie zwischen dem Krankenhaus und dem Haus seiner Schwester, wo sich die Familie versteckte, hin und her. Immer in Angst, jemand würde sie erkennen und töten. Als sein Sohn entlassen wurde, mietete Fadi ein Taxi und sie flohen aus der Stadt. Die Familie kam bei Verwandten in einer anderen Stadt im Nordirak unter. Sie hatten alles zurückgelassen: Kleidung, Fotos, Spielsachen, einfach alles. In Zusammenarbeit mit einer einheimischen Kirche versorgten Mitarbeiter von Open Doors die Familie mit dem Nötigsten.
Bilder im Kopf: Doch die Erinnerungen an die schreckliche Zeit verfolgen Fadi und Hanna. Angst, Wut, Misstrauen und Frustration gruben sich tief in ihre Seele ein. „Ich wurde aggressiv gegenüber meiner Frau und meinen Kindern. Später bedauerte ich meine Wutausbrüche und bat Gott um Vergebung“, erinnert sich Fadi. Hanna verspürte eine tiefe Traurigkeit, hatte keinen Appetit. Oft wollte sie nur noch sterben. „Wir konnten schlecht einschlafen und hatten Alpträume“. Die Glaubensgeschwister der Gemeinde, die sie besuchten, konnten ihre Situation nicht nachvollziehen und verstehen. Wenn sich Hanna wieder einmal elend fühlte, hieß es: Christen sollten solche Gefühle nicht haben. Hanna schämte sich und sprach schließlich mit niemandem mehr über ihre Gefühle.
Hilfe für Betroffene: Open Doors bot an, ein Traumaseminar in der Gemeinde durchzuführen, damit zum Beispiel Pastoren wiederum betroffenen Christen seelsorgerlich helfen und mit ihnen die Erlebnisse aufarbeiten können. „Durch dieses Seminar verstand ich, dass all meine Gefühle zu einem Trauerprozess gehören“, sagte Fadi. „Ich erfuhr Veränderung und habe nun wieder Hoffnung. Jetzt helfen Hanna und ich auch anderen mit ähnlichen Erfahrungen. Damit stärken wir auch die Gemeinde Jesu im Irak“.