Der zum Christentum konvertierte Ex-Hamas-Führer Mosab Hassan Yousef legt eine Autobiografie vor
Mosab Hassan Yousef ist der älteste Sohn von Scheich Hassan Yousef, einem der sieben Mitbegründer der radikalen palästinensischen Hamas. In seiner Autobiografie „Sohn der Hamas – Mein Leben als Terrorist“ berichtet er von seinem Doppelleben als wichtiger Hamas-Führer und Spion beim israelischen Geheimdienst sowie von seiner Konversion zum Christentum.
„Schlachthaus“ – so wird das israelische Gefängnis Moskjobiyeh in Jerusalem genannt, in das der 18-jährige Mosab kam, weil er verdächtigt wurde, in einen Anschlag verwickelt zu sein. Er berichtet in seinem Buch, wie er bei ohrenbetäubender Musik gefesselt auf einem kleinen Stuhl saß und nur für Verhöre und den Gang zur Toilette seinen Ministuhl verlassen durfte.
In dieser Zeit wächst sein Hass auf die israelischen Feinde. Doch nachdem er in ein Gefängnis in Meggido in der Wüste verlegt wird, erlebt er, wie Hamas-Gefangene ihre eigenen Leute foltern. Er beginnt, an der Hamas zu zweifeln. Auch das Idealbild seines Vaters bekommt Risse: Er beschreibt den politischen Hamas-Führer als einen liebevollen Menschen, der es nicht über das Herz brachte, eine Fliege zu töten. Aber als der erste Selbstmordanschlag am 13. April 1994 in Israel an der Hadera-Bushaltestelle geschah, verurteilte sein Vater dieses Attentat nicht. Als ihm der Inlandsgeheimdienst Schin Bet eine Arbeit als Spion anbietet, nimmt er diese an, um auf beiden Seiten Menschenleben zu retten. Unter dem Decknamen „Grüner Prinz“ konnte er angeblich Hunderte Terroristen aus dem Verkehr ziehen und nach eigenen Angaben 2001 einen Anschlag gegen den damaligen israelischen Außenminister Schimon Peres vereiteln.
Er hat einen Platz in der Hölle verdient!
„Ein kleiner Hinweis von ihm war so viel wert wie 1000 Stunden Arbeit von israelischen Sicherheitsexperten, so viele Menschen verdanken ihm sein Leben und wissen es gar nicht“, sagte sein ehemaliger Geheimdienstchef der israelischen Zeitung Ha’aretz. In seinem Buch gibt der heute 32-jährige, 1978 in Ramallah geborene Palästinenser auch Einblicke in die Nahostgeschichte: Bei einem geheimen Treffen 1968 in Hebron gründen sein Vater Scheich Hassan Yousef, der querschnittsgelähmte Scheich Ahmed Jasin und fünf weitere Menschen die „Harakat al-muqawama al-islamiyya – islamische Widerstandsbewegung – Hamas“. Er erzählt, wie im Jahr 2000 der Palästinenserführer Yasir Arafat schon während der Erfolg versprechenden Friedensverhandlungen in Camp David die Hamas bittet, bei einem neuen Aufstand mitzuhelfen.
Als Mosab 1999 von christlichen Studenten ein Neues Testament geschenkt bekam, trafen ihn die Worte der Bergpredigt: „Liebet eure Feinde! Das war die Botschaft, nach der ich mein Leben lang gesucht hatte“, schreibt er. Ihm wurde klar: „Solange wir die Feinde irgendwo außerhalb von uns selbst suchen, wird es immer ein Nahostproblem geben. Wahrheit und Vergebung sind die einzige Lösung für den Nahen Osten“. Sechs Jahre später wurde er Christ und ließ sich heimlich taufen.
Mosab war Muslim und palästinensischer Hamas-Führer, aber gleichzeitig auch Christ und israelischer Spion. Nach fast zehn Jahren gab er seine Arbeit beim israelischen Geheimdienst auf. „Ich war erschöpft. Ich war es leid, so viele gefährliche Rollen gleichzeitig zu spielen“. Er wanderte 2007 in die Vereinigten Staaten aus. 2008 gab er seine Konversion öffentlich bekannt. Die Reaktion: Die der El Kaida nahestehende globale „Islamische Medienfront“ forderte in einem Internetforum in fetten Lettern auf, den Sohn des Hamas-Führers umzubringen. Viele Kommentare wie „er hat einen Platz in der Hölle verdient“, sind als Reaktion auf eine Reportage über ihn auf „youtube“ zu lesen. Erst Ende Februar 2010 kam durch einen Zeitungsartikel in der Ha’aretz seine Tätigkeiten für den Geheimdienst ans Licht. Auch dieser Artikel löste heftige Reaktionen aus: „Grüner Prinz, vielen Dank“! schrieb ein Israeli als Reaktion auf diesen Artikel. „Dieser Mann wird seinen 33. Geburtstag nicht mehr erleben“, prophezeit eine Person. „Mir tut dieser arme verwirrte Mann leid“, kommentierte ein anderer Leser den Artikel. Mosab Hassan Yousef antwortet in dem Vorwort seines Buches auf diese Reaktionen: „Ich hätte ein Held werden und mein Volk stolz auf mich machen können. Stattdessen wurde ich in den Augen meines Volkes zum Verräter. Bitte versteht, dass ich nicht euch verraten habe, sondern euer Verständnis vom Heldentum“.
Judith Kubitscheck – http://www.sonntagsblatt-bayern.de/news/aktuell/2010_14_25_01.htm
http://www.sonofhamas.com/