Dutzende Verletzte, fast 40 Tote: Die Anschläge an Moskauer U-Bahn-Stationen haben den größtmöglichen Schrecken in den Alltag zurückgebracht. Hinter der Tat stecken vermutlich Frauen aus dem Kaukasus – und sie wollen mehr als nur ein freies Tschetschenien.
Die Angst ist nach Moskau zurückgekehrt. Einige wenige Jahre konnte sich Russland der Illusion hingeben, dass sich die Hauptstadt würde schützen lassen vor dem Terror. Aber im November starben fast 30 Menschen bei einem Anschlag auf einen Schnellzug zwischen Moskau und Sankt Petersburg. Nun sind am Montagmorgen zur Rushhour zwei Bomben in der Moskauer Metro explodiert. Es waren Selbstmordanschläge, sagen die Behörden, die Täter wahrscheinlich Frauen aus dem Kaukasus. Die Schwarzen Witwen sind wieder da.
Warum jetzt? Warum so? Wie mit jedem Anschlag auf weiche Ziele, auf Züge, Märkte, Schwimmbäder, wollten die Täter auch diesmal den größtmöglichen Schrecken in den Alltag tragen. Kein Moskauer, der nicht irgendwann Metro fährt. Aber die Botschaft ist subtiler, die Tat perfider. Die Station Park Kultury, wo eine der Bomben explodierte, liegt unter dem Gorki-Park, Stalins Freizeit-Oase für die werktätigen Massen mit Karussells und Luftballons. Oberhalb der Haltestelle Lubjanka wiederum steht die Zentrale des Geheimdienstes, des FSB.
Damit rückt eine Institution in den Mittelpunkt, die nicht nur einer der größten Profiteure des Konflikts ist, sondern auch eine Quelle der Gewalt im Kaukasus. Tag für Tag rücken in Inguschetien und Dagestan Geheimdienstler zu bestens vergüteten Spezialoperationen gegen Untergrundkämpfer aus; dabei verschwinden Unschuldige, werden Geständnisse mit Folter erpresst, Häuser geplündert, Menschenrechtler bedroht – der Hass wächst. (more…)