Vom Islam eingekreist, versteckten Äthiopiens Christen ab dem siebten Jahrhundert ihre Kirchen unter der Erde.
Auch heute noch pilgert die Bevölkerung zu den Gottesdiensten in die elf Felskirchen von Lalibela.
{Zu dem Bild: Kirche des Heiligen Georg in Lalibela: Der Kirchhof und Eingang liegen zwölf Meter tief unter dem Bodenniveau. Auch das Innere der Kirche – Schiff, Fenster, Säulen und Gänge – sind aus dem Fels geschlagen}
Archäologische Zeugnisse datieren den Übergang zum christlichen Glauben in das vierte Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Nach der Eroberung Palästinas und Nordafrikas durch islamische Armeen war Äthiopien vom Abendland isoliert und entwickelte ein ganz selbständiges, aber orthodoxes Urchristentum. Aus dem ganzen Land wandern die Menschen an den Feiertagen in die religiösen Zentren von Lalibela, Gondar und Axum. Viele nehmen dafür tage- bis wochenlange Fußmärsche auf sich. Die elf Felskirchen von Lalibela im Norden Äthiopien sind Zeugnis dieser tief verwurzelten Religiosität. Sie sind architektonische Meisterwerke aus dem zwölften Jahrhundert und Weltkulturerbe. Eine enorme Kunstfertigkeit und weiches vulkanisches Tuffgestein waren die Vorraussetzungen für diese Wunder aus Stein. Kein Ziegel wurde hier vermauert, kein Mörtel gebraucht, die Bauwerke wurden im Ganzen aus dem Berg gemeißelt. Zunächst wurde ein rechteckiger Sacht senkrecht von oben in den Fels geschlagen. In der Mitte des Schachtes blieb ein Block stehen: das Material für das monolithische Gotteshaus. Nach der Gestaltung der Fassade wurden die Innenräume ausgehöhlt. Wie Bildhauer trieben die Handwerker ganze Kirchenschiffe mit Säulen und Kuppeln in den roten Stein. Und das alles durch die vorher angelegten Tür- und Fensterlöcher.
Felsenkirchen haben in Äthiopien Tradition. Von der islamischen Kultur eingekreist, war die versteckte Bauweise im Inneren des Bergmassivs von Vorteil. Die Perfektion und Schönheit der Bauten sind jedoch einzigartig.